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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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erwischen.
    Während der ganzen Schläge versagte die Taschenlampe kein einziges Mal, sondern durchschnitt mit ihrem Strahl unverwandt den Nebel. Eindeutig gute Qualität.
    Obwohl es sich um einen todernsten Kampf handelte, kam mir in den Sinn, wie absurd das Ganze war. Ein anständiger Rowdy hätte eigentlich eine Pistole oder wenigstens einen Totschläger dabeihaben sollen. Stattdessen prügelte er auf mich ein wie eine alte Dame, die mit ihrem Regenschirm einen gleichaltrigen Verehrer vertreiben wollte.
    Nach einer Weile gelang es mir endlich, ihn zu Fall zu bringen. Er ließ die Stablampe fallen und kippte nach hinten.
    Ich kletterte auf ihn und beförderte mein rechtes Knie an die Stelle, wo es ihm leidtat, als Mann geboren zu sein.
    Wahrscheinlich versuchte nun er, ein Schimpfwort zu brüllen, ein sehr übles sogar, aber es kam bloß als Quietschen heraus. So hörte es sich an, wenn Mickymaus seine Verblüffung ausdrückte.

    Neben ihm lag die Taschenlampe. Während er versuchte, mich abzuschütteln, grapschte ich nach dieser gefährlichen Waffe.
    Ich bin kein Freund von Gewalt. Genauer gesagt, wünsche ich mir nicht, ihr ausgesetzt zu sein, und ich wende sie nur äußerst ungern an.
    Dennoch beging ich in jener Nacht am Strand ein paar kleine Gewalttätigkeiten. Ich schlug dem Kerl unter mir mit der Taschenlampe dreimal auf den Schädel. Das machte mir zwar keinen Spaß, aber ich hatte anschließend auch kein Bedürfnis, mich bei der Polizei anzuzeigen.
    Sobald der Kerl sich nicht mehr wehrte, hörte ich auf zu schlagen. An seinem leise pfeifenden Atem war zu erkennen, dass er bewusstlos geworden war.
    Als seine Muskeln jede Spannung verloren hatten, kletterte ich von ihm herunter und kam auf die Beine, um mir zu beweisen, dass ich das noch schaffte.
    Die Glocken dröhnten immer noch in meinem Schädel, und statt jenes alten Schlagers hörte ich ein Keuchen. Dazu wirbelten die Blinklichter hinter meinen Augen immer schneller, als säße ich in der Geisterbahn.
    Bevor ich gegen meinen Willen umkippte, kniete ich mich lieber freiwillig wieder hin. Nach einer kleinen Weile wurde mir klar, dass das Keuchen ganz real war und von mir selbst stammte.
    Glücklicherweise ließ mein Schwindelgefühl nach, bevor mein Gegner wieder zu Bewusstsein kam. Die Taschenlampe funktionierte zwar immer noch, aber viel mehr Schläge hätte sie wohl nicht ausgehalten.
    Ein Sprung im Glas der Lampe warf einen feinen, gezackten Schatten über das Gesicht unter mir, während ich eines der Augenlider hochzog, um mich zu vergewissern, dass ich
dem Kerl keine Gehirnerschütterung verpasst hatte. Soweit ich mich erinnerte, hatte ich ihn noch nie gesehen und wollte ihn auch nie wiedersehen.
    Das Auge eines Molchs. Haare wie Flaum vom Kauz. Krähennase und Wolfszähne.
    Richtig hässlich war er nicht, aber er sah so merkwürdig aus, als hätte die Hexenbrut in Macbeth ihn in ihrem Kessel heraufbeschworen.
    Als er umgekippt war, war ihm sein Handy halb aus der Brusttasche gerutscht. Wenn er mit dem Trio auf dem Pier unter einer Decke steckte, was anzunehmen war, dann hatte er die Typen womöglich telefonisch informiert, als er mich ans Ufer schwimmen hörte.
    Nachdem ich ihn auf die Seite gedreht hatte, zog ich ihm seine Geldbörse aus der Hosentasche. Da die anderen drei vielleicht Bescheid wussten, musste ich schnell weg von hier und hatte vorläufig keine Zeit, nach einem Ausweis zu suchen. Ich nahm rasch das Papiergeld heraus, um es ihm samt dem Handy in die Brusttasche zu schieben, dann steckte ich die Börse ein.
    Die Taschenlampe legte ich ihm längs auf die Brust. Weil sein Kopf etwas erhöht auf einem Sandhaufen lag, wurde das Gesicht vom Kinn bis zum Haaransatz in grelles Licht getaucht.
    Falls irgendein Ungeheuer, zum Beispiel Godzilla, nun in den Tiefen des Pazifiks erwachte und ans Ufer kam, um diesen idyllischen Ort plattzumachen, dann würde es durch den Anblick dieser Visage so erschrecken, dass es den Schwanz einzog und gleich wieder im Meer verschwand.
    Ich orientierte mich an den verschwommenen Lichtern des Städtchens, während ich über den breiten Strand marschierte.

    Dabei ging ich nicht direkt auf die Häuser zu. Vielleicht hatte der Lampenmann seinen Komplizen gesagt, um seinen Standort zu finden, sollten sie zu einem bestimmten Haus gehen und von dort geradeaus zum Strand. Falls das der Fall war, wollte ich ihnen in einem weiten Bogen ausweichen.

8
    Während ich in nordöstlicher Richtung über den Strand ging,

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