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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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saugte der weiche Sand an meinen Schuhen und machte jeden Schritt zur Anstrengung.
    Selbst an der Küste Kaliforniens war es nicht angenehm, in einer Januarnacht nasse Jeans und ein ebenfalls nasses T-Shirt zu tragen. Allerdings war es erst fünf Wochen her, seit ich oben in den Bergen einen Blizzard erlebt hatte, und im Vergleich dazu war es jetzt nachgerade mild.
    Eigentlich brauchte ich eine Schachtel Kopfschmerztabletten und einen Eisbeutel. Als ich die pochende linke Seite meines Kopfs betastete, fragte ich mich, ob da wohl etwas genäht werden musste. Mein Haar war mit Blut verklebt, und ich entdeckte eine Schwellung, etwa halb so groß wie eine Pflaume.
    Als ich den Strand verließ, befand ich mich am nördlichen Ende des Geschäftsviertels, wo die Jacaranda Avenue als Sackgasse endete. Von hier aus erstreckte sich eine Reihe nobler Wohnhäuser an der Strandpromenade entlang bis zum Hafen.
    Die Jacaranda Avenue, die im rechten Winkel zur Promenade zehn Häuserblocks weit landeinwärts führte, war von alten Steineiben gesäumt. Ihre Wipfel hielten tagsüber die Sonne ab und kamen bei Nacht der Straßenbeleuchtung in die Quere. Trotz des Namens wuchs kein einziger Jacarandabaum an dieser Straße.

    In der Wisteria Lane gab es keine Wisterien. Am Palm Drive standen Eichen und Feigenbäume. Golden Heights war das ärmste Wohnviertel, und von allen Straßen des Ortes war die Ocean Avenue am weitesten vom Ozean entfernt.
    Wie ihre Politikerkollegen überall auf der Welt lebten die Stadtväter von Magic Beach in einem anderen Universum als die übrige Bevölkerung.
    Nass, zerzaust, mit sandverkrusteten Schuhen und schmutzigen Jeans, blutend und zweifellos wild blickend, war ich dankbar, dass die Steineiben das Licht abschirmten. Vom Nebel behütet, ging ich durch die Schatten der Jacaranda Avenue und bog am Pepper Tree Way rechts ab.
    Fragt lieber nicht, was da für Bäume standen.
    Drei Kerle waren hinter mir her. Mit seinen fünfzehntausend Einwohnern war Magic Beach zwar kein ganz kleines Kaff, bot jedoch auch keine Menschenmassen, in denen ich unbemerkt untertauchen konnte.
    Damit nicht genug - wenn mich ein wachsamer Polizist von seinem Streifenwagen aus so durch die Gegend marschieren sah, dann hielt er wahrscheinlich an, um mit mir zu plaudern. So, wie ich aussah, konnte ich schließlich eine Gewalttat erlitten oder begangen haben - oder beides.
    Ich hatte kein Vertrauen in meine Fähigkeit, den guten Mann davon zu überzeugen, dass ich mir selbst eins über den Kopf gezogen hatte, um mich wegen irgendeiner Dummheit zu bestrafen.
    Anzeige gegen das Trio auf dem Pier und den Mann mit der stabilen Taschenlampe wollte ich auch nicht erstatten. Das hätte Stunden gedauert.
    Inzwischen waren die drei Gorillas bestimmt schon damit beschäftigt, herauszufinden, wer ich war. Zu diesem Zweck
konnten sie Leute befragen, die in dem Geschäftsviertel nahe am Pier arbeiteten.
    Irgendwelche Hinweise waren dabei allerdings nicht unbedingt zu erwarten. Da ich erst einen guten Monat in der Stadt war und mich vorerst bedeckt gehalten hatte, bis ich wusste, wozu ich hierhergekommen war, kannte mich kaum jemand.
    Selbst eine exakte Beschreibung meiner Person hätte den dreien nicht viel geholfen. Ich bin durchschnittlich groß und schwer. Ich habe weder auffällige Narben noch Muttermale, Tätowierungen, Leberflecke, Warzen oder Gesichtsmutationen. Einen Kinnbart und gelbe Augen habe ich auch nicht. Alles in allem sehe ich also nicht gar so übel aus, aber man dreht sich auch nicht gerade nach mir um wie nach - sagen wir mal - Tom Cruise.
    Bis auf meine paranormalen Gaben, die keine kleine Bürde sind, bin ich ein geborener Grillkoch. Ein Reifenhändler. Ein Schuhverkäufer. Jemand, der auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums Werbezettel unter die Scheibenwischer klemmt.
    Gebt mir doch mal eine genaue, detaillierte Beschreibung von einem der vielen Köche, die ihr in einem Lokal hinter der Theke gesehen habt, während sie etwas für euch gezaubert haben. Schildert mir einen der Reifenhändler oder Schuhverkäufer, die euch bedient haben. Ich weiß schon, was euch in den Sinn kommt: gar nichts.
    Das muss euch auch nicht peinlich sein. Die meisten Köche, Reifenhändler und Schuhverkäufer wollen weder berühmt noch überall bekannt sein. Wir wollen einfach mit dem zurechtkommen, was uns vorgesetzt wird. Wir wollen ein ruhiges Leben führen, ohne jemanden zu verletzen oder verletzt zu werden, wir wollen für uns und die Menschen,

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