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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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das funktionierte nicht, weshalb ich mir in die Nase kniff und durch den Mund atmete. Nach einer Weile hatte ich den Eindruck, dass die ruchlosen Mitarbeiter der Hafenmeisterei
inzwischen zu dem Schluss gekommen waren, Annamaria und ich seien geflohen. Bestimmt waren sie bereits weg.
    Ich war gerade dabei, vorsichtig den Kopf zu heben, um durchs Fenster zu spähen, als ich ganz in der Nähe zwei Männerstimmen hörte. Die eine war tief, die andere klang schleimig. Sofort duckte ich mich wieder in mein Versteck wie ein erschrockener Schachtelteufel.
    Im Dunkeln tastete Annamaria nach meiner Hand, vielleicht tastete ich auch nach ihrer; jedenfalls fanden sich unsere Hände.
    Was die Männer sagten, verstand ich nicht. Eindeutig war allerdings, dass der eine wütend war, während der andere sich wortreich entschuldigte.
    Ein lauter Krach, gefolgt von einem leiser werdenden Klappern, ließ vermuten, dass der mit der tiefen Stimme etwas umgeworfen oder seinem Gegenüber einen schweren Gegenstand an den Schädel gedonnert hatte.
    Während der Streit weiterging, spürte ich, wie Annamarias Hand in meiner mir Mut machte. Mein Herzschlag wurde langsamer, und ich hörte auf, die Zähne zusammenzubeißen.
    Offenbar befanden sich die beiden Männer in größerer Nähe, als ich anfangs gedacht hatte. Um eine seiner Äußerungen zu betonen, schlug der Zornige dreimal mit der flachen Hand auf die Kühlerhaube des Wagens, in den wir uns geflüchtet hatten.

17
    Der Kerl mit der tiefen Stimme, der wahrscheinlich gelbe Augen, einen Kinnbart und Aussicht auf ein speziell für ihn reserviertes Nagelbett in der Hölle hatte, hämmerte noch einmal auf den Mercedes.
    In unserem höchst unzulänglichen Versteck auf dem Rücksitz desselben Fahrzeugs drückte Annamaria sanft und beruhigend meine Hand.
    Inzwischen hatten meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt. Ich konnte Annamarias Gesicht gerade gut genug sehen, um zu erkennen, dass sie lächelte, als wollte sie sagen: Das ist nur ein vorübergehender Rückschlag auf unserer Flucht, und bald werden wir durch Wiesen voller Blumen laufen, wo schillernde Schmetterlinge zum Geträller von Lerchen, Rotkehlchen und Goldammern durch die Luft taumeln.
    Ich wusste, dass Annamaria nicht dumm war, und als naiv würde sie sich wohl auch nicht erweisen. Das bedeutete, sie wusste entweder etwas, das ich nicht wusste, oder sie hatte mehr Vertrauen in mich, als meine Fähigkeiten rechtfertigten.
    Der Streit ging offenbar seinem Ende zu, denn die Stimmen wurden leiser. Dann bewegten sie sich von unserem Mercedes fort.
    Die Glühbirne an der Decke ging aus.
    Eine Tür fiel zu.

    Nun konnte ich Annamarias Gesicht nicht mehr erkennen. Hoffentlich lächelte sie mich in der Dunkelheit nicht weiter an.
    Es handelt sich zwar nicht um eine ausgewachsene Phobie, aber bei der Vorstellung, dass jemand mich im Dunkeln anlächelt, fühle ich mich unbehaglich. Das gilt selbst dann, wenn es sich um Leute handelt, die so nett - oder gar gutherzig - sind, wie diese junge Frau es zu sein schien.
    In Kinofilmen läuft es nämlich so: Wenn eine Figur, die sich an einem stockfinsteren Ort befindet, ein Streichholz anreißt und feststellt, dass jemand oder etwas sie angrinst, dann reißt ihr dieser Jemand oder dieses Etwas im nächsten Augenblick den Kopf ab.
    Natürlich haben Filme praktisch nichts mit dem wahren Leben zu tun, nicht einmal solche, die massenhaft Preise einheimsen. In Filmen ist die Welt entweder voll fantastischer Abenteuer und aufregender Heldentaten - oder sie ist ein so öder, grausamer Ort voll Verrat, bösartigem Konkurrenzdenken und Hoffnungslosigkeit, dass man sich spätestens dann, wenn man den halben Becher Popcorn intus hat, am liebsten umbringen würde. In modernen Filmen gibt es keine goldene Mitte; man rettet entweder ein Königreich und heiratet eine Prinzessin, oder man wird von den Killern eines teuflischen Konzerns erschossen, dem man im Gerichtssaal eines korrupten Richters vergeblich das Handwerk legen wollte.
    Draußen sprang ein bulliger Motor an. Dann verebbte das Geräusch, und Stille strömte in die Nacht zurück.
    Eine Minute lang blieb ich reglos in dem dunklen Wagen liegen, entweder angelächelt oder nicht, dann fragte ich: »Meinst du, sie sind fort?«
    »Meinst du denn, sie sind fort?«, erwiderte Annamaria.
    Beim Abendessen hatte ich zugesagt, ihr edler Ritter zu
sein, und kein anständiger Ritter hätte seine Vorgehensweise von der Mehrheitsentscheidung eines zweiköpfigen

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