Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Komitees abhängig gemacht.
    »Na gut«, sagte ich. »Raus hier.«
    Nachdem wir ausgestiegen waren, knipste ich die Taschenlampe an, um den Weg zur Tür zu finden. Sie quietschte in den Angeln, als sie aufschwang, was mir vorher nicht aufgefallen war.
    In dem engen Gang zwischen der Garage und der hohen Hecke lauerte niemand, um uns den Kopf abzureißen. So weit, so gut. Dafür warteten sie anderswo.
    Ich knipste die Taschenlampe wieder aus, zögerte jedoch, zur Einfahrt zu gehen. Womöglich hatte man dort einen Wachposten stationiert.
    Offenbar ahnte Annamaria, was ich fürchtete. »Nach hinten raus ist ein Tor zu einem öffentlichen Park«, flüsterte sie.
    Wir gingen in die angegebene Richtung. Als wir an der Treppe nach oben vorbeikamen, hob ich den Kopf, aber niemand blickte auf uns herab.
    Wir durchquerten den nebligen Garten. Der nasse Rasen war mit glatten, gelben Blättern übersät. Sie stammten von Platanen, die ihr Laub hier an der Küste später abwarfen als sonst wo.
    Am Ende des Rasens kam ein weißer Lattenzaun mit einem Tor, das schön geschnitzte Pfosten hatte. Dahinter sah ich die Grasfläche des Parks, die in allen Richtungen im Nebel verschwand.
    Als wir das Tor hinter uns gelassen hatten, nahm ich Annamaria am Arm. »Wir sollten Richtung Süden gehen, glaube ich.«
    »Ja, aber mir müssen uns hier in der Nähe der Zäune halten«,
sagte sie. »Gegenüber grenzt der Park an den Hekate-Canyon an. Da wird er an manchen Stellen ziemlich eng, und der Hang der Schlucht ist ganz schön steil.«
    Der Hekate-Canyon nahm einen besonderen Platz in der Geschichte von Magic Beach ein.
    An der kalifornischen Küste strecken sich viele uralte Canyons wie krumme, arthritische Finger zum Meer aus, und jede Stadt, die an den Rändern einer solchen Schlucht erbaut ist, muss zur Verbindung ihrer Wohngebiete Brücken bauen. Manche der Canyons sind breit, die meisten jedoch ziemlich schmal.
    Der Hekate-Canyon gehörte zur letztgenannten Kategorie. An seinem Boden lief ein Bach entlang, der sich in der Regenzeit in einen reißenden Strom verwandelte. Am Ufer erhob sich ein Mischwald aus Schirmtannen, Dattelpalmen, Kauri-Fichten und gewöhnlichen Zypressen. Durch den extremen Standort und den Giftmüll, den man im Lauf der Jahre illegal in die Schlucht befördert hatte, waren die Stämme knorrig und verdreht.
    Die Wände der Schlucht waren steil, aber begehbar. Wilde Ranken und dorniges Strauchwerk verlangsamten sowohl die Erosion wie auch mutige Wanderer.
    In den fünfziger Jahren hatte ein Sexualmörder den jungen Frauen von Magic Beach nachgestellt. Er hatte sie in den Canyon gezerrt und dort gezwungen, sich ihr eigenes Grab zu schaufeln.
    Als die Polizei ihn dabei erwischte, wie er gerade sein achtes Opfer verscharrte, stellte sich heraus, dass es sich um den Kunstlehrer der Highschool handelte. Er hieß Arliss Clerebold und hatte feines blondes Haar, das sich zu engelhaften Löckchen ringelte. Sein Gesicht war freundlich, sein Mund perfekt zum Lächeln geschaffen, seine Arme waren stark, und
seine langfingrigen Hände waren so kräftig wie die eines geübten Kletterers.
    Von den früheren sieben Opfern wurden zwei nie gefunden. Clerebold weigerte sich, irgendwelche Aussagen zu machen, und auch mit dem Einsatz von Suchhunden gelang es nicht, die Gräber aufzuspüren.
    Während Annamaria und ich ganz in der Nähe der Schlucht durch den Park gingen, fürchtete ich, womöglich den Geistern von Clerebolds Opfern zu begegnen. Eigentlich war ihnen Gerechtigkeit widerfahren, als man ihn in San Quentin hingerichtet hatte, weshalb sie wahrscheinlich aus dieser Welt weitergezogen waren. Die beiden, deren Leichen man nicht gefunden hatte, waren aber vielleicht doch dageblieben, weil sie sich danach sehnten, dass ihre Gebeine ins Grab ihrer Familie umgebettet wurden.
    Da ich Annamaria beschützen und den Kerl mit den gelben Augen daran hindern musste, eine mir noch unbekannte Katastrophe anzuzetteln, hatte ich bereits alle Hände voll zu tun. Ich konnte es mir nicht leisten, von den melancholischen Geistern ermordeter Frauen abgelenkt zu werden, die mich zu ihren verborgenen Gräbern führen wollten.
    Um die Geister nicht extra anzuziehen, indem ich an sie dachte, versuchte ich, mehr über Annamaria zu erfahren, während wir wachsam durch den dichten Nebel gingen.
    »Kommst du aus der Gegend hier?«, begann ich leise.
    »Nein.«
    »Woher dann?«
    »Von weither.«
    »Also vielleicht aus Oklahoma?«, bohrte ich weiter. »Oder

Weitere Kostenlose Bücher