Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
suchen.«
    Ein Knurren hinter uns ließ uns herumfahren.
    Im ersten Augenblick kam es mir vor, als hätte der Kerl mit den gelben Augen uns verfolgt und sich, während wir in unsere rätselhafte Unterhaltung vertieft waren, durch einen Zaubertrick in drei kleinere Gestalten aufgespalten. Im Nebel leuchteten sechs gelbe Augen, so hell wie Reflektoren am Straßenrand, nicht da, wo die Augen eines Menschen zu erwarten gewesen wären, sondern tiefer am Boden.
    Als die Gestalten aus dem Nebel schlichen und kaum drei Meter vor uns stehen blieben, sah ich, dass es sich um Kojoten handelte.
    Dahinter tauchten im Nebel sechs weitere Augen auf. Drei zusätzliche Exemplare gesellten sich zu ihren Artgenossen.
    Offenbar waren sie aus der Schlucht heraufgekommen, um zu jagen. Sechs Kojoten. Ein ganzes Rudel.

18
    Da ich aus Pico Mundo komme, wo die Prärie in die Mojave-Wüste übergeht, war ich schon früher auf Kojoten gestoßen. Diese Tiere sind recht scheu, weshalb sie mir normalerweise ausgewichen waren, ohne daran zu denken, mir an die Wäsche zu gehen.
    In einer Nacht jedoch war ich auf ein sehr hungriges Rudel getroffen, das großes Interesse an mir zeigte. Ich war ihm nur knapp entkommen, ohne einen Mundvoll meines Hinterteils zurückzulassen.
    Wäre ich Hutch Hutchison gewesen und hätte festgestellt, dass ich mich schon zum zweiten Mal innerhalb von siebzehn Monaten auf der Speisekarte eines Kojotenrudels befand, so hätte ich das nicht als interessanten Zufall betrachtet, sondern als unwiderlegbaren wissenschaftlichen Beweis, dass die gesamte Spezies Kojote sich gegen die Menschheit gewandt hatte und uns auslöschen wollte.
    Die vier Exemplare von Canis latrans , die im Nebel auf dem Rasen standen, besaßen nichts von dem Liebreiz der diversen Hundearten, die man gern in Wandkalendern abbildet.
    Das war nicht zwangsläufig so, denn ob ihr es glaubt oder nicht, strahlen Kojoten manchmal einen drolligen Charme aus. Sie sind enger mit den Wölfen verwandt als mit den Hunden und mit ihrem mageren, sehnigen Körper sehr erfolgreiche
Raubtiere, aber da ihre Füße zu groß für ihren Körper sind und ihre Ohren zu groß für ihren Kopf, sehen sie fast wie tapsige Hundewelpen aus. Fast.
    Mit ihren schmalen Köpfen, gebleckten Zähnen und leuchtenden Augen waren die sechs Exemplare, die sich vor Annamaria und mir aufgebaut hatten, allerdings nicht dazu geeignet, in einem Werbespot für Hundefutter aufzutreten. Sie passten eher in einen Horrorfilm.
    In gefährlichen Momenten gelingt es mir meistens, eine provisorische Waffe aufzutreiben, doch hier auf dem Rasen gab es nichts. Die einzige Möglichkeit boten die Zaunpfähle, falls es mir gelang, einen herauszubrechen. Keinerlei Steine. Keine Baseballschläger, Eimer, Besen, antike Porzellanvasen, Bratpfannen, Schaufeln, Toaster oder schieläugige Frettchen, die mir in der Vergangenheit erfolgreich zur Verteidigung gedient hatten.
    Allmählich hatte ich den Eindruck, dass ich meine Schusswaffenphobie nun doch endlich überwinden und mir eine Pistole besorgen sollte.
    Wie sich herausstellte, besaß ich eine Waffe, deren ich mir nicht bewusst war: eine junge, schwangere, geheimnisvolle Frau. Als ich sie dazu bringen wollte, sich langsam rückwärts von dem gierigen Rudel zu entfernen, sagte sie: »Die sind nicht nur das, wonach sie aussehen.«
    »Tja, wer ist das schon?«, meinte ich. »Aber ich glaube, dass diese Burschen zumindest weitgehend das sind, wonach sie aussehen.«
    Statt vorsichtig zurückzuweichen und zu hoffen, in einem der Gartenzäune hinter uns ein unverschlossenes Tor zu finden, machte Annamaria einen Schritt auf die Biester zu.
    Ich stieß ein Wort mit der Bedeutung Exkrement aus, verwendete dabei jedoch ein einigermaßen höfliches Synonym.

    Ruhig, aber entschieden sagte sie zu den Kojoten: »Ihr gehört nicht hierher. Der Rest der Welt steht euch offen … aber nicht dieser Ort in diesem Augenblick.«
    Das hörte sich nett an, aber ich hielt es für keine gute Strategie, einem Rudel hungriger Fleischfresser zu erklären, sie hätten sich in der Restaurantadresse geirrt.
    Die Tiere hatten die Nackenhaare aufgestellt und den Schwanz eingezogen. Ihre Ohren lagen flach am Kopf. Ihre Muskeln waren angespannt.
    Diese Burschen brauchten wohl dringend eine Mahlzeit. Als Annamaria einen weiteren Schritt auf das Rudel zuging, sagte ich nichts, weil ich befürchtete, meine Stimme werde wie die von Mickymaus klingen, aber ich legte Annamaria die Hand auf den Arm.
    Ohne

Weitere Kostenlose Bücher