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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Mann, in Nebraska. In einem ehemaligen Raketensilo, das noch aus dem Kalten Krieg stammt.«
    Aus einem Küchenschrank nahm Blossom eine Dose mit Kaffee und eine Packung Filter. Beides reichte sie Annamaria.
    Während diese sich daran machte, den Kaffee aufzugießen, fragte sie: »Wie kommt er denn darauf, ausgerechnet in einem alten Raketensilo zu wohnen?«
    Blossom öffnete eine Dose Kekse. »Das ist ihm eingefallen, damit er nicht mit Melvina zusammenleben muss. Sie würde ihm überallhin folgen, aber nicht in ein Raketensilo.«
    »Und wieso sollte es in ferner Zukunft keinen Kuchen mehr geben?«
    Mit einer Gebäckzange nahm Blossom Kekse aus der Dose und legte sie auf einen Teller. »Melvina meint, womöglich
haben die Menschen dann alle guten Rezepte bei einem Weltkrieg verloren.«
    »Das heißt, sie haben wegen Kuchen einen Krieg angezettelt?«
    »Wahrscheinlich hat der Krieg aus den üblichen Gründen stattgefunden. Die Sache mit dem Kuchen war wohl Kollateralschaden.«
    »Das klingt tatsächlich ziemlich meschugge.«
    »Durchaus«, sagte Blossom, »aber nicht auf schlimme Weise.«
    Ich war in der offenen Tür stehen geblieben. »Annamaria steckt ein wenig in der Zwickmühle …«, mischte ich mich ein.
    »Eine Schwangerschaft ist keine Zwickmühle«, sagte Blossom, »sondern ein Segen.«
    »Darum geht es nicht. Ein paar Bösewichte sind ihr auf den Fersen.«
    »Bösewichte?« Blossom sah Annamaria fragend an.
    »Niemand ist von Grund auf böse«, erklärte diese. »Es hängt alles von den Entscheidungen ab, die wir treffen.«
    »Und der Versucher steht immer parat, um dir die falsche Entscheidung ins Ohr zu flüstern«, fügte Blossom hinzu. »Aber ich glaube, dass Reue den Menschen bessern kann.«
    »Manche Leute«, meinte ich, »verspüren erst dann Reue, wenn man ihnen einen Baseballschläger über den Schädel gezogen hat.«
    »Als mein Vater wieder nüchtern war, hat er bereut, was er mir angetan hatte«, sagte Blossom.
    »Manche Leute«, sagte ich aus Erfahrung, »sperren dich mit zwei toten Rhesusaffen in einen Kofferraum, stellen den Wagen in eine von diesen riesigen hydraulischen Pressen, drücken den grünen Knopf und lachen dabei bloß. Die kennen das Wort Reue nicht einmal.«

    »Hast du deinem Vater vergeben?«, fragte Annamaria.
    »Er ist inzwischen zweiundachtzig«, sagte Blossom. »Ich finanziere seinen Platz im Altersheim. Auf Besuche verzichte ich allerdings.«
    »Manche Leute«, sagte ich, »verlieren leicht die Beherrschung. Wenn man ihnen dann die Pistole wegnimmt und ihnen die Chance gibt, über ihre Untaten nachzudenken, dann sagen sie zwar, sie hätten Unrecht getan und würden es bereuen, aber anschließend lassen sie dich absichtlich in einen Raum spazieren, in dem ein Krokodil haust, das eine Woche nicht gefüttert wurde.«
    Beide Frauen warfen mir die Sorte Blick zu, die man sich normalerweise für einen zweiköpfigen Mann aufhebt, der einen blauen Hund spazieren führt.
    »Ich behaupte ja nicht, dass jedermann sich so verhält«, stellte ich klar. »Nur manche Leute.«
    Annamaria wandte sich wieder Blossom zu. »Aber du hast deinem Vater vergeben.«
    »Ja. Schon vor langer, langer Zeit. Es war nicht leicht. Ich besuche ihn auch nur deshalb nicht, weil er es nicht ertragen kann. Wenn er mich sieht, gerät er völlig aus dem Gleichgewicht. Die Schuld. Es ist zu schwer für ihn.«
    Annamaria streckte eine Hand aus, Blossom ergriff sie, und dann umarmten sich die beiden.
    »Also«, sagte ich, »da sind nun diese Kerle, die Annamaria und mir auf den Fersen sind, und ich muss mich ein wenig umhören, um mehr über sie zu erfahren. Ich dachte, dass Annamaria bei dir hier ein paar Stunden in Sicherheit ist, natürlich nur, wenn du damit einverstanden bist.«
    Blossom sah Annamaria an. »Wir können Karten spielen. Oder Scrabble oder Backgammon, wenn dir das lieber ist.«
    »Backgammon spiele ich gern. Tust du eigentlich manchmal
ein wenig Vanille in deinen Kaffee, wenn du ihn aufbrühst?«
    »Manchmal Vanille, manchmal Zimt.«
    »Zimt. Das klingt gut.«
    »Meine Cousine Melvina - nicht die mit Norman im Raketensilo, die andere - tut in eine Kanne mit zwölf Tassen gern einen halben Teelöffel Zimt und einen ganzen Teelöffel Kakao.«
    »Das klingt noch besser. Machen wir das doch auch. Wieso haben die Eltern eigentlich gleich beide Töchter Melvina genannt?«
    »Ach«, sagte Blossom, während sie nach der Dose mit Kakaopulver griff, »das sind keine Schwestern, sondern Cousinen. Beide sind

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