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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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durch die stille Nacht, als ich vorher gesehen hatte.
    Manche der Fahrzeuge kreuzten die Straßen, auf denen ich ging, in so großer Distanz, dass ich kaum mehr von ihnen erkennen konnte als die gedämpften Lichtkegel ihrer Scheinwerfer. Vielleicht wurden einige von gewöhnlichen Männern und Frauen gelenkt, die ihren alltäglichen Aufgaben nachgingen und weder schlimme Gedanken noch böse Absichten hegten.
    Sobald ich ein Fahrzeug sah, das dieselbe Straße benutzte wie ich, ging ich hinter dem nächsten geeigneten Objekt in Deckung und beobachtete, was da vorbeifuhr. Es handelte sich ausnahmslos entweder um Autos der Hafenmeisterei oder um Streifenwagen.
    Vielleicht hatte die Polizei ihren gesamten Fahrzeugpark auf die Straßen geschickt, weil der dichte Nebel ideale Bedingungen für Einbruchsdiebstahl und andere Verbrechen bot. Ich hatte jedoch den Verdacht, dass die Burschen nur deshalb so zahlreich unterwegs waren, um gewisse Freunde von der Hafenmeisterei zu unterstützen.
    Durch die Windschutzscheiben und Seitenfenster sah ich manchmal kurz ein Gesicht, das vom fahlen Schein der Instrumente und Monitore erhellt wurde. Keines war für eine Anzeigenkampagne geeignet, in der die Höflichkeit und Selbstlosigkeit unserer Freunde und Helfer zur Schau gestellt werden sollte.
    Ich kam mir vor wie in einem Science-Fiction-Film, in dem außerirdische Samen im Nebel lautlos zu Boden geschwebt und dann rasch zu Riesenschoten herangewachsen waren, aus denen Menschen strömten, die keine Menschen waren.
    Sam Whittle wohnte in der Oaks Avenue, die weder imposant genug war, um als Avenue bezeichnet zu werden, noch
von Eichen flankiert wurde. Diesmal war das kein Wunder, denn sie hatte früher anders geheißen und war später umbenannt worden, zu Ehren von John Oaks, einem Sportstar, der nie in Magic Beach gelebt, ja es nicht einmal besucht hatte. Dafür saß eine Cousine von ihm - oder eine Frau, die behauptete, seine Cousine zu sein - im Stadtrat.
    Bei Whittles Haus handelte es sich um einen Bungalow, der so unauffällig war wie eine Keksschachtel und so nüchtern wie der Nebel, der ihn einhüllte. Auf der Veranda standen keinerlei Möbel, und der Vorgarten war nicht beleuchtet.
    Hinter keinem der Fenster brannte Licht. Der Carport war leer.
    Ich schlich mich zur Hintertür, wo ich einen der beiden laminierten Führerscheine aus Sam Whittles Börse nahm, um mich damit am Schloss zu versuchen. Es war nicht verriegelt, und als ich mit der Karte die Falle zurückdrückte, schwang die Tür mit leisem Quietschen nach innen auf.
    Einen Moment blieb ich draußen stehen und ließ dem Nebel Vortritt. Ich starrte in die völlige Dunkelheit vor mir und lauschte auf das verräterische Geräusch eines ungeduldigen Gegners, der das Gewicht vom einen Fuß auf den anderen verlagerte, während er darauf wartete, dass die Fliege in sein Netz flog.
    Vorsichtig trat ich über die Schwelle. Die Tür ließ ich vorläufig offen, um jederzeit fliehen zu können.
    Die Digitaluhr am Backofen und die an der Mikrowelle waren nicht um eine Minute vor Mitternacht stehengeblieben. Das war erfreulich, aber ihre grünen Leuchtziffern trugen auch nicht dazu bei, die Finsternis zu reduzieren.
    Ich nahm den Geruch von Whiskey wahr und hoffte, dass er nicht vom Atem eines Mannes stammte, der einen Revolver in der Hand hielt.

    Als ich den Atem anhielt, hörte ich nichts - außer vielleicht jemand anders, der ebenfalls den Atem anhielt.
    Schließlich traf ich eine Entscheidung. Ich schloss die Tür hinter mir.
    Wäre jemand außer mir im Raum gewesen, so hätte er in diesem Augenblick das Licht eingeschaltet, und ich hätte in der Mündung seiner Waffe mein Schicksal gesehen.
    Vielleicht hatte ich dem Lampenmann mehr Schaden zugefügt als er mir, weshalb er sich ins Krankenhaus begeben hatte, um sich eine Kopfwunde nähen zu lassen. Die Operation hatte dann zwar nicht lange gedauert, aber man hätte ihn gezwungen, einen dicken Stapel Formulare zu lesen, auszufüllen und zu unterschreiben, einschließlich einer Haftungsausschlusserklärung und ähnlicher Spitzfindigkeiten. Außerdem hatte man ihn womöglich eine oder zwei Stunden zur Beobachtung dabehalten. In diesem Fall würde er bald nach Hause kommen, weshalb ich mir vornahm, auf keinen Fall mehr als fünf Minuten hier zu verbringen.
    Ich knipste Annamarias Taschenlampe an, die mir schon bei der Flucht aus ihrer Wohnung gute Dienste geleistet hatte.
    Sofort legte ich zwei Finger über die Linse, um das Licht

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