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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Ecke spazieren, selbst wenn da gerade’ne Elefantenparade stattfindet. Wenn ich keine Fremden mitnehmen soll, wen dann?«
    Ich stieg ein, zog die Tür zu und sagte: »Mich hat ein Elefant mal fast zertrampelt.«
    Sie ließ das Fenster hochfahren. »Tja, manchmal rasten die eben aus. Genau wie Menschen. Wobei Elefanten so etwas allerdings nie im Voraus planen.«
    »Es war auch nicht sein Fehler. Der von dem Elefanten, meine ich. Ein übler Bursche hat dem armen Jumbo Drogen injiziert, um ihn in Wut zu versetzen, und uns dann zusammen in eine Scheune gesperrt.«
    »Ich habe im Leben mehr als einen üblen Burschen kennengelernt«, sagte sie, »aber keinen, der jemanden mit Hilfe
eines Elefanten umbringen wollte. Wieso tauft man die eigentlich immer Jumbo?«
    »Mangelnde Fantasie der Zirkusleute, Ma’am.«
    Sie nahm den Fuß von der Bremse, und der Wagen fuhr gemächlich an. »Ich bin Birdena Hopkins. Man nennt mich einfach Birdie. Wie nennt man dich?«
    »Harry. Harry Lime.«
    »Ein hübscher, flotter Name. Klingt frisch. Weckt angenehme Gedanken. Schön, dich kennenzulernen, Harry Lime.«
    »Ganz meinerseits, Birdie. Danke für das Kompliment.«
    Auf beiden Straßenseiten verschwanden die Ladenfronten im Nebel wie Schiffe, die von Magic Beach zu noch merkwürdigeren Küsten fuhren.
    »Bist du hier aus der Gegend?«, erkundigte sich Birdie.
    »Nur zu Besuch, Ma’am. Ich dachte, vielleicht bleibe ich, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.«
    »Keine schlechte Stadt«, sagte sie. »Zum Frühlingserntefest fallen allerdings viel zu viele Touristen hier ein.«
    »Erntet man hier denn etwas im Frühling?«
    »Nein. Früher gab es zwei Feste, die man irgendwann zusammengelegt hat. Jetzt feiert man im Frühling zur Pflanzzeit eben auch schon die Ernte im nächsten Herbst.«
    »Ich wusste gar nicht, dass es hier so viel Landwirtschaft gibt.«
    »Gibt es auch nicht. Man sagt, wir feiern die Idee der Ernte, was immer das heißen soll. Die Stadt wird immer noch von den Familien beherrscht, die sie gegründet haben, und die praktizieren fleißig Inzucht.«
    Inzwischen waren die Gebäude überhaupt nicht mehr sichtbar. Ab und an sah ich ein Neonschild aufleuchten, dessen Buchstaben zu einem bedeutungslosen Schimmer verschmolzen waren.

    »Was ist dein Beruf, Harry?«, fragte Birdie.
    »Grillkoch, Ma’am.«
    »In einen Grillkoch habe ich mich mal verliebt. Beans Burnet, ein Zauberer an der Bratpfanne. Traumhaft, der Mann.«
    »Wir Grillköche sind oft sehr romantisch.«
    »Auf Beans traf das nicht so recht zu. Er hat seine Pfannkuchen und Bratkartoffeln mehr geliebt als seine Frauen. War ständig bei der Arbeit.«
    »Zu seiner Verteidigung muss ich sagen, es ist ein wunderbarer Beruf. Man kann sich tatsächlich darin verlieren.«
    »Ich mochte sehr, wie er gerochen hat.«
    »Rindfleisch und Schinkenspeck«, sagte ich.
    Sie seufzte. »Gebratene Zwiebeln und grüne Paprika. Was deinen Geruch angeht, kannst du Beans nicht das Wasser reichen, Harry.«
    »Seit einem Monat habe ich einen anderen Job, Ma’am. Irgendwann werde ich aber ganz bestimmt wieder an der Bratplatte stehen. Die vermisse ich total.«
    »Dann kam Fred, der Mann meines Lebens, und ich habe alle Grillköche in den Wind geschrieben. Nimm’s nicht persönlich.«
    An einer Kreuzung, die ich erst wahrnahm, als Birdie das Lenkrad nach rechts drehte, bog sie ab.
    Der große Schlitten, dazu konstruiert, dem Fahrer alle Unebenheiten der Straße zu ersparen, glitt dahin wie ein Boot. Angesichts der vorbeiziehenden Nebelschwaden konnte man sich vorstellen, auf einer Gondel durch die Kanäle Venedigs zu fahren.
    Birdie Hopkins hielt sich zwar unterhalb der erlaubten Höchstgeschwindigkeit, aber für die katastrophalen Sichtverhältnisse waren wir immer noch zu schnell.

    »Ma’am, sollten wir wirklich so blind durch die Gegend fahren?«
    »Das kommt dir vielleicht so vor, junger Mann, aber ich sitze am Lenkrad wie an einem sonnigen Tag. Schließlich gondle ich schon fast sechzig Jahre durch diese Stadt. Hatte nie einen Unfall. Bei solchem Wetter hat man die Straßen für sich, also sind sie noch sicherer. Wenn die Kranken und Leidenden mich brauchen, werde ich doch nicht sagen, sie sollen warten, bis der Morgen kommt oder der Nebel sich verzogen hat!«
    »Sind Sie denn Krankenschwester, Ma’am?«
    »Für so eine Ausbildung hatte ich nie Zeit. Ich und Fred, wir haben uns mit Müll beschäftigt.«
    »Mit so was kann man Geld verdienen?«
    »Wenn man ihn einsammelt,

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