Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
hatte. Wie diese drei Erlebnisse verbunden waren und welchen Zweck sie hatten, wusste ich tatsächlich nicht, weshalb ich antworten konnte, ohne zu lügen.
    »Ganz ehrlich«, sagte ich. »Wie weit ist es noch bis zum Hafen?«
    Sie lenkte den Cadillac auf die vom Nebel überflutete Fahrbahn. »Drei, vier Minuten«, sagte sie dabei.

    Die Uhr an meinem Arm und die am Armaturenbrett stimmten überein: eine Minute vor zehn.
    »Was ist eigentlich so anders an dir, Junge?«, fragte Birdie nach kurzem Schweigen.
    »Keine Ahnung, Ma’am. Na ja, vielleicht liegt es daran, dass ich sieben Monate in einem Kloster verbracht habe. Als Gast. Irgendwie hat die Abgeklärtheit der Mönche wohl ein wenig auf mich abgefärbt.«
    »Da hat nichts abgefärbt. Das liegt allein an dir.«
    Alles, was ich erwidern konnte, wäre eine Lüge oder eine Ausflucht gewesen, und weil sie mich in gewisser Weise gerettet hatte, wollte ich sie nicht mehr als nötig anlügen.
    Als ich nichts antwortete, fragte sie: »Spürst du manchmal, dass etwas Großes im Anzug ist?«
    »Groß? Inwiefern?«
    »So groß, dass sich die Welt verändert.«
    »Wenn man zu oft die Fernsehnachrichten anschaut, wird man unter Umständen völlig kirre«, meinte ich.
    »Den Quark, den die Journalisten da verzapfen, meine ich nicht … Krieg oder Seuchen, oder dass man vom Wassertrinken Krebs bekommt oder dass bald eine neue Eiszeit anbricht.«
    »Welchen Quark denn dann?«, fragte ich.
    »Etwas, das niemand erwartet.«
    Ich dachte an das weiße Nichts, durch das ich mit dem Hund zu Reverend Morans Kirche gelaufen war. Wenn es jedoch nicht nur eine Wettererscheinung, sondern auch ein Vorzeichen darstellte, dann kannte ich dessen Bedeutung nicht.
    »Ich habe noch nicht genug für dich getan«, sagte Birdie.
    »Wieso? Ich bin sehr dankbar für die Mitfahrgelegenheit.«
    »Dieses komische Stechen hat mich doch nicht aus meinem
gemütlichen Haus gelockt, bloß um als Taxichauffeur zu dienen. Was brauchst du, Junge?«
    »Nichts, Ma’am. Es geht mir gut.«
    »Einen Unterschlupf?«
    »Der gehört schon zu meinem Job. Ein hübsches Zimmer mit Meerblick.«
    »Einen Anwalt?«
    »Ich habe zwar nichts gegen Anwälte, aber ich brauche keinen.«
    »Irgendwie habe ich ein schlechtes Gefühl, was dich angeht.«
    »Mir wird schon nichts passieren.«
    »Du brauchst etwas, das spüre ich.«
    Wenn ich an Hoss Shackett, Rolf Utgard und deren mir noch unbekannte Mitverschwörer dachte, dann gab es eine lange Liste von Dingen, die ich brauchte, angefangen mit einem Trupp Marineinfanterie.
    »Geld?«, fragte Birdie.
    »Nein, Ma’am.«
    Die nächste Frage kam ebenso ruhig wie ernst: »Eine Waffe?«
    Ich zögerte, bevor ich eine Antwort gab: »Ich mag Schusswaffen nicht.«
    »Schon möglich, aber du brauchst eine.«
    Da ich spürte, schon zu viel gesagt zu haben, schwieg ich.
    »Steckt in der Handtasche«, fuhr Birdie fort.
    Ich sah sie an, doch sie blickte unverwandt auf die Straße, wo die Scheinwerfer den Nebel zu einer kompakten Masse verdichteten.
    »Wieso besitzen Sie denn eine Waffe?«, fragte ich.
    »Wenn man als alte Dame in einer üblen Zeit lebt, muss man gewisse Vorkehrungen treffen.«

    »Haben Sie die legal gekauft?«
    »Sehe ich etwa aus wie das Mädel aus Bonnie and Clyde ?«
    »Nein, Ma’am. Ich meine bloß, dass Sie mit allem, was ich damit tue, in Verbindung gebracht würden.«
    »Dann gehe ich in ein paar Tagen einfach zur Polizei und sage, man hat mir das Ding geklaut.«
    »Was ist, wenn ich damit eine Bank ausraube?«
    »Das tust du schon nicht.«
    »Da können Sie sich nicht sicher sein. Schließlich kennen Sie mich kaum.«
    »Junge, hast du mir eigentlich zugehört?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Wie war das mit Nancy Coleman?«
    »Also … die hatte Krebs.«
    »Und wie war das mit Bodi Booker?«
    »Der wollte sich umbringen.«
    »Swithin Murdoch?«
    »Der war pleite, weil seine Freundin ihn ausgenommen hatte.«
    »Ich könnte dir noch mehr Leute nennen. Keiner von denen brauchte Hilfe dabei, eine Bank auszurauben. Es waren einfach gute Menschen, die in der Patsche saßen. Oder meinst du etwa, ich bin jetzt zur dunklen Seite übergewechselt?«
    »Nicht im mindesten.«
    »Du bist auch so ein guter Kerl, der in der Patsche sitzt. Ich vertraue dir.«
    »Da geht es um mehr als nur Vertrauen«, sagte ich.
    »Schon möglich. Schau in die Handtasche.«
    Bei der Waffe handelte es sich um eine Pistole. Ich sah sie mir genauer an.
    »Keine Sicherungen«, sagte sie. »Double Action. Zehn
Schuss

Weitere Kostenlose Bücher