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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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vor den Sturmfluten, die sich bei schlechtem Wetter in die Bucht drängten. Die vierhundert Liegeplätze waren mit einer Vielfalt von Hobbyfahrzeugen belegt: kleinen Elektrobooten, Sportfischern mit hohen Aufbauten, Segeljachten mit eingerollten Segeln, Motorjachten und Rennbooten. Die größten dieser Fahrzeuge waren fast zwanzig Meter lang, die meisten jedoch deutlich kleiner.
    Während ich die kurze Treppe von der Strandmauer zum Kai hinunterging, konnte ich in den Schwaden nur die nächsten Boote erkennen. Selbst diese sahen aus wie Geisterschiffe, die in einem Traum angelegt hatten.
    In regelmäßigen Abständen verschwanden Lampen im
Nebel wie eine Kette aus leuchtenden Perlen. Unter ihnen glänzten die nassen Bohlen dunkel.
    Immer wieder lauschte ich auf das Geräusch von Stimmen und auf Schritte, aber in dieser kühlen, unfreundlichen Nacht schien niemand unterwegs zu sein.
    Einige der Segeljachten dienten ihren Eigentümern als Wohnsitz. Wenn ich an einer vorbeikam, leuchteten die Bullaugen golden auf, um hinter mir im Dunkel zu verschwinden.
    Dem Schein der Lampen auf dem Kai auszuweichen, war nicht schwer, denn die feuchte Luft begrenzte deren Reichweite. Während ich durch die Schatten ging, quietschten meine Turnschuhe so leise auf dem Holz, dass selbst ich das Geräusch kaum hörte.
    Das Meer jenseits der Bucht war den ganzen Tag über ruhig gewesen, und auch jetzt waren die Wellen im Hafen so sanft, dass die Boote nur leicht in ihren Liegeplätzen schaukelten. Sie ächzten leise, doch die Bewegung war nicht stark genug, um die Seile an die Aluminiummasten klirren zu lassen.
    Im Gehen sog ich langsam und tief die salzige Luft ein. Damit mich meine magnetische Gabe zu den Verschwörern führte, konzentrierte ich mich auf die Bilder aus meinem Traum - den roten Himmel, die rote Flut, den Widerschein der Flammenzungen, die über den Strand leckten.
    Am Ende des Jachthafens erhob sich auf der Strandmauer das Gebäude der Hafenmeisterei, die der Polizeibehörde unterstellt war. Die letzten Liegeplätze direkt darunter waren für Dienstfahrzeuge reserviert.
    Drei davon waren die bulligen, dunkelroten Boote der Hafenpatrouille, deren Aufgabe unter anderem darin bestand, alle Übeltäter zu verfolgen, die die Geschwindigkeitsbeschränkung in Küstennähe missachteten.

    Von den anderen drei Fahrzeugen zog mich eines an, ein seetüchtiger Schlepper, anderthalbmal so groß wie sein kleineres Gegenstück, das nur in der Bucht eingesetzt wurde. Hinter vielen Bullaugen und den großen Fenstern der Brücke brannte Licht; ein Halogenstrahler beleuchtete einen kleinen, auf dem langen, niedrigen Achterdeck montierten Kran, und auch die Positionslichter waren eingeschaltet. Offenbar bereitete man sich auf die Abfahrt vor.
    Im nächsten Augenblick roch ich Zigarettenrauch. Ich hatte also Gesellschaft auf dem Kai, denn wenn sich der Raucher auf dem Schlepper befunden hätte, wäre der Geruch vom Nebel neutralisiert worden.
    Ich huschte auf die Mauer zu und verbarg mich neben einem kleinen Schuppen, der rot angestrichen war, um dar auf hinzuweisen, dass er Feuerlöschgeräte enthielt.
    Als ich um die Ecke des Schuppens spähte, sah ich die Lücke im Geländer, wo eine Gangway zum Liegeplatz des Schleppers hinunterführte.
    Einige Minuten blieb ich regungslos stehen. Erst als der wogende Nebel kurz aufriss, sah ich den Wachposten, weil er sich kurz bewegte. Er hockte direkt neben der Gangway und hatte den Rücken ans Geländer gelehnt. Die Lampe neben ihm war demoliert worden, wahrscheinlich erst vor kurzem, damit er im Dunkeln sitzen konnte, wo man ihn nicht sah, solange er sich still verhielt.
    Als Polterfrank im Keller der Polizeistation gewütet hatte, da hatte Shackett sicher gedacht, ich, Harry Lime, der Geheimagent mit den übernatürlichen Kräften, hätte diese eingesetzt, um sich zu befreien.
    Das war noch keine Stunde her, weshalb die Verschwörer in höchster Alarmbereitschaft sein mussten. Bestimmt suchten
sie mich einerseits in der ganzen Stadt, rechneten jedoch andererseits auch damit, dass ich selbst hinter ihnen her war. Von Panik ergriffen, nahmen sie wahrscheinlich an, ich könnte ihnen mit einem einzigen Telefonanruf Hunderte meiner Geheimdienstkollegen auf den Hals hetzen, bevor sie die Bomben in Empfang nehmen und aus dem Ort schaffen konnten.
    Offenbar waren sie allerdings nicht panisch genug, um ihren frisch erworbenen Reichtum aufs Spiel zu setzen, sonst hätten sie die Operation abgebrochen. Die

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