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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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restliche Leben reichte.
    Magic Beach wiederum war die erste Küstenstadt, die ich kennengelernt hatte. Zuerst war mir das milde Klima hier als willkommene Abwechslung von dem Blizzard erschienen, der die Abtei fast unter sich begraben hatte.
    Vielleicht änderte sich das irgendwann, aber während ich nun durch dichten Nebel aufs Land zufuhr, hatte ich Heimweh nach der trockenen Wüstenluft von Pico Mundo. Momentan konnte mir Wasser in all seinen Formen gestohlen bleiben, davon einmal abgesehen, dass es zum Duschen und für die Klospülung unersetzlich war.
    Der Funker des Kutters, der mich per Satellit beobachtete, meldete sich immer noch auf Kanal 22. Statt ständig dieselben Fragen zu wiederholen, äußerte er nun mit eindringlicher Stimme finstere Warnungen.
    Ich war schon nervös genug, ohne mir seine schrillen Katastrophenvorhersagen anhören zu müssen. Deshalb schaltete ich das Funkgerät aus.

    Das Echolot meldete sich inzwischen häufiger.
    Auch die »Ode an die Freude« dudelte wieder. Nach meinen Erlebnissen mit Rolf Utgard hatte ich den Eindruck, dass zu seiner Persönlichkeit eher etwas von Wagner oder von einer Gangsterrap-Gruppe gepasst hätte.
    Was hatte Beethoven dem inzwischen mausetoten Fleischberg angetan, dass dieser seine schöne Melodie als Klingelton verwendet hatte?
    Auf dem Bildschirm: das Weiß des Tiefwasserkanals, der sich verengend auf einen kleinen blauen Halbmond zulief. Dahinter kam ein grüner Halbmond, eingefügt in einen prächtigen goldenen Streifen, so breit und fest, wie man es sich nur wünschen konnte - die herrliche Westküste des schönen Amerika.
    Ich steuerte direkt auf die Mitte des Kanals zu.
    Nicht nötig, die Kraftstoffanzeige zu beobachten. Bis zum Ende der Reise brauchte das Schiff keinen ganzen Liter mehr.
    Das Voltmeter. Zum Teufel mit dem Voltmeter! Ich hatte keine Ahnung, wozu ein Voltmeter diente. Wahrscheinlich wusste das sowieso bloß ein einziger von einer Million Menschen.
    Dennoch nahm das Ding eine bevorzugte Stelle in der linken unteren Ecke des Armaturenbretts ein und verspottete jeden Amateurmatrosen, der nicht sein Leben lang mit Voltmetern umgegangen war.
    Öldruckmesser, Wassertemperaturanzeige, Tachometer … das alles war für mich jetzt nicht mehr von Interesse. Diese Instrumente lieferten Daten, die völlig nutzlos waren.
    Was die technologischen Errungenschaften des Schiffbaus anging, interessierte mich jetzt nur noch das Echolot, dessen Töne immer schneller und lauter kamen.

    Mein Plan, so provisorisch er auch war, stützte sich auf die Annahme, dass Atombomben in etwa so schwer zur Explosion zu bringen waren wie Dynamitstangen.
    Wenn ich das richtig sehe, kann man eine fette Dynamitstange an die Wand schleudern, sie mit dem Hammer bearbeiten oder mit einem Messer hineinstechen, ohne dass sie explodiert. Um das zu bewerkstelligen, braucht man eine brennende Zündschnur oder den elektrischen Impuls einer Zündmaschine. Will man jedoch mit einem Lastwagen über ein Paket aus tausend Dynamitstangen fahren, so kann man das tun, ohne in Stücke gerissen zu werden.
    Reines Nitroglyzerin ist eine andere Sache.
    Ich hatte die Höllenmaschinen von ihren Zündern getrennt beziehungsweise von Objekten, die ich für ihre Zünder hielt. Obwohl ich kein Atomphysiker war - und das auch jetzt noch nicht bin -, war ich mir einigermaßen sicher, dass alle vier Atombomben einen harten Stoß aushielten, ohne mich zu verdampfen.
    Der Nebel blieb so dicht wie eh und je. Nichts als Nebel, Nebel, Nebel.
    Ich stellte mich breitbeinig hin, beugte mich ein wenig vor, stemmte die Füße gegen das Deck und klammerte mich mit der linken Hand ans Steuerrad.
    Das Piepen des Echolots verfiel in einen Rhythmus, der absolut nicht zu dem von Beethoven passte, während ich mich ausschließlich auf meine Intuition verließ, als ich im hoffentlich besten letzten Augenblick die Taste mit der Aufschrift MASCHINE STOPP drückte.
    Nun packte ich das Ruder mit beiden Händen, um Kurs zu halten, aber in allererster Linie, um mich festzuklammern.
    Ein Boot hat keine Bremsen. Die einzige Methode, seine
Vorwärtsbewegung aufzuhalten, besteht darin, die Maschinen rückwärts laufen zu lassen. Schaltet man die Maschinen einfach aus, wie ich es getan hatte, so erfolgt zwar kein Vortrieb mehr, aber auf den Schwung, den das Boot besitzt, hat das keinerlei Auswirkungen.
    Anders gesagt, legte der Schlepper die letzten Meter in dem Kanal am Hekate-Canyon mit beträchtlichem Tempo zurück. Das

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