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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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offenbar weil sie mit dem Gebiet so vertraut war, dass sie es nicht gebraucht hätte. Auf der kurzen Fahrt, die ich vor mir hatte, würde auch ich es erst ganz am Ende brauchen, schaltete es jedoch trotzdem schon einmal ein.
    Die ganze Zeit über versuchte ich, nicht an die tote Frau in meiner Nähe und die anderen drei Leichen zu denken, die sich an Bord befanden. Ich konzentrierte mich ganz auf die Aufgabe, die Bomben an einen Ort zu schaffen, an dem die verbliebenen Verschwörer sie nicht ohne weiteres in ihren Besitz bringen konnten, bevor ich eine vertrauenswürdige Behörde darauf aufmerksam gemacht hatte.
    Da ich das Ruder in die Hand genommen hatte, blieb der Schlepper auf Nordkurs. In dieser Richtung lag auch die verlassene Bootswerft, wo Lastwagen warteten, um die Bomben in mir unbekannte Städte zu transportieren.
    Während ich am Ruder drehte, um das Boot auf Südkurs zu bringen, hörte ich den allzu populären Klingelton aus Beethovens »Ode an die Freude«. Er kam aus einem Handy, das auf der Ablage über dem Armaturenbrett direkt vor mir lag.
    Wahrscheinlich war das Utgards Telefon. Inzwischen hätte er wohl irgendjemandem an Land bestätigen sollen, dass der Schlepper den vereinbarten Treffpunkt ansteuerte, nachdem die Atombomben erfolgreich umgeladen worden waren.
    Es war kaum anzunehmen, dass Hoss Shackett durch Mr. Sinatras Tobsuchtsanfall mehr Schaden genommen hatte als Rolf Utgard. Das hieß, der Anruf stammte wohl von ihm.
    Bis ich den Bug nach Süden gerichtet hatte, hörte es auf zu
läuten, aber nach einer Pause fing es wieder an. Ich kümmerte mich nicht darum.
    Nun wussten die Verschwörer an Land, dass etwas schiefgelaufen war.
    Weil ich den Kurs des Boots um hundertachtzig Grad geändert hatte, zeigte der GPS-Bildschirm die Küste nun auf seiner linken Seite. Der Hafen war mit dem Schriftzug MAGIC BEACH gekennzeichnet, darunter standen Zahlen, mit denen ich nichts anfangen konnte.
    Da mehr als ein Mitarbeiter der Hafenmeisterei sich als arrogant, unhöflich und mordlüstern erwiesen hatte, wollte ich mit dieser speziellen Behörde nichts mehr zu tun haben. Es verbot sich also, in den Hafen zurückzukehren.
    Begleitet vom leisen Piepen des Radars und dem lauteren Ton des Echolots gab ich Gas und steuerte den Schlepper südwärts, als wüsste ich, was ich tat. Immerhin schützte mich die Elektronik davor, von singenden Meeresnymphen auf schroffe Felsen gelockt zu werden.
    Gefährdet war ich jedoch zweifellos durch Monsterkraken und andere Meeresungeheuer von so gewaltiger Größe, dass sie Schiffe zum Kentern bringen und deren Besatzung verschlingen konnten wie wir Sardinen aus der Dose. Allerdings wollte ich höchstens weitere fünfzehn Minuten an Bord bleiben, weshalb es nicht sehr wahrscheinlich war, dass der Schlepper inzwischen von den Fangarmen eines Riesenoktopus gepackt und zwanzigtausend Meilen unters Meer gezogen wurde.
    Obwohl das Boot einen eigenen Funkraum besaß, war auch die Brücke mit einem Funksprechgerät ausgestattet. Kaum hatte ich den Kurs geändert, als ich auch schon einen Anruf auf Kanal 22 empfing. Er stammte von dem Kutter der Küstenwache, mit dem Joey vorher geplaudert hatte.

    Die korrekte Prozedur bestand wahrscheinlich darin, auf das Rufsignal des Kutters zu antworten und mich dann mit der Kennung meines Boots zu identifizieren. Stattdessen ignorierte ich den Anruf.
    Wenig später stellte sich heraus, dass die Beamten der Küstenwache ebenso gewissenhaft wie hartnäckig waren, was an und für sich durchaus erfreulich war. Offenbar hatten sie per GPS unser Rendezvous mit Junie’s Moonbeam beobachtet.
    Nun waren sie neugierig, weshalb wir uns nach der Abfahrt der Jacht noch so lange am Treffpunkt aufgehalten hatten. Außerdem wollten sie wissen, wieso wir mit der erkrankten Passagierin nach Süden fuhren, statt sie direkt zum Hafen und damit zum Krankenhaus zu befördern.
    Nachdem sie einen so großen Teil ihres Lebens auf dem Meer verbracht hatten, merkten sie offenbar gleich, wenn der Fisch zu stinken begann.
    Im Funkraum hatte ich Joey zwingen wollen, Kontakt mit der Küstenwache aufzunehmen, weil ich gehofft hatte, eines von deren Schiffen sei ganz in der Nähe. Nun hatte die Lage sich geändert. Ich hatte nicht die Absicht, per Funk irgendjemandem mitzuteilen, dass ich vier Thermonuklearwaffen in meine Gewalt gebracht hatte. Schließlich konnte auf der entsprechenden Frequenz jedermann zuhören, Chief Hoss Shackett und seine Auftraggeber

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