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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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eingeschlossen.
    Nachdem man versucht hatte, mich mit zunehmend gereizt klingenden Funksprüchen zu einer Reaktion zu bringen, gab man auf. Wahrscheinlich war der Kutter inzwischen auf einen neuen Kurs gegangen, um mit Höchstgeschwindigkeit auf mich zuzulaufen. Dagegen hatte ich nichts, solange es mir gelang, vor seiner Ankunft von Bord zu gehen.

    Erneut erklang die »Ode an die Freude«, und das Display des Handys auf der Ablage leuchtete auf.
    Ich war ja äußerst beliebt. Von meinem Job als Grillkoch her war ich das durchaus gewohnt. Leider handelte es sich diesmal nicht um Gourmets mit Senfflecken auf dem Hemd.
    Schon als ich von Birdie Hopkins in ihrem Cadillac durch den Nebel kutschiert worden war, hatte mich die praktisch nicht vorhandene Sichtweite äußerst nervös gemacht. Jetzt verfügte ich zwar über Radar und GPS, was praktisch garantierte, dass ich nicht gegen etwas prallte oder auflief, aber trotzdem machte es mich mit jeder Sekunde noch nervöser, blind durchs Meer zu fahren.
    Vielleicht hatte der mit Wasser gefüllte Abgrund unter dem Kiel etwas damit zu tun. Oder es lag an den erwähnten Thermonuklearwaffen an Bord.
    Da das Boot fast parallel zu den auf den Strand zulaufenden Wellen fuhr, stampfte es nicht besonders stark. Dafür gierte es trotz des leichten Seegangs stärker, als mir lieb war.
    Auf dem GPS-Schirm waren entlang der Küste sowohl natürliche wie künstliche Landmarken gekennzeichnet, darunter der Pier von Magic Beach, wo alles begonnen hatte, als ich auf die geheimnisvolle junge Frau aus meinem Traum getroffen war.
    Eine halbe Meile südlich des Piers traf die enge Schlucht des Hekate-Canyons aufs Meer.
    Weil der Canyon über Jahrtausende hinweg von einem Wasserlauf ausgehöhlt worden war, herrschte an dieser Stelle wahrscheinlich eine von zwei Bedingungen. Befand sich der Unterlauf des Flüsschens über dem Meeresspiegel, dann breitete sich das von oben kommende Wasser fächerförmig aus und ließ dabei Ablagerungen entstehen, wie man sie auch im Delta eines großen Stroms fand.

    War der Canyon hingegen so tief eingeschnitten, dass seine Mündung ein gutes Stück unterhalb des Meeresspiegels lag, dann wurde der vom Fluss transportierte Schlick von den Strömungen des Pazifiks bald davongetragen. In diesem Fall hatten die Gezeiten sogar womöglich dafür gesorgt, dass eine kleine Bucht entstanden war, in die selbst ein Schiff mit einem gewissen Tiefgang einfahren konnte.
    Angesichts des geologischen Alters der kalifornischen Küste und der Steilheit, mit der sie hier zum Ozean abfiel, rechnete ich mit dem zweiten Szenario. Als ich mich näher zum Bildschirm beugte, um die Einzelheiten der Darstellung zu studieren, sah ich, dass deren Farbschema am unteren Rand erläutert wurde.
    Land wurde in Gold wiedergegeben. Weiß bedeutete tiefes Wasser, in dem ich mich derzeit befand. Blau wies auf Untiefen hin, Grün warnte vor Wattflächen, die bei Niedrigwasser trocken und bei Hochwasser überflutet waren.
    Tatsächlich durchschnitt ein landeinwärts enger werdender, aber genügend breiter Kanal den Meeresboden. Er war sicher tief genug, um den Schlepper aufzunehmen, und er endete in einer Bucht, die vor der Mündung des Canyons lag.
    Na also.
    Sobald ich mich genau westlich des Canyons befand, änderte ich den Kurs und peilte die Küste an.
    Wenig später gab sich das Radargerät nicht mehr damit zufrieden, die Umgebung anzuzeigen, sondern drückte lautstark aus, dass es mit diesem Kurs überhaupt nicht einverstanden war. Ich schaltete es ab.
    Kaum eine halbe Meile war ich nach Osten gefahren, als sich der Funker des immer noch weit entfernten Küstenwachkutters wieder meldete. Er hatte eine Menge Fragen.

    Ich hatte den Eindruck, dass ich ihm mit Taten besser erwidern konnte als mit Worten. Außerdem kam der Kutter dann erst recht mit Höchstgeschwindigkeit herangebraust.
    Durch die Fenster der Brücke sah ich kein einziges Licht am Ufer, nur Palisaden aus Nebel, die sich teilten, um den Blick auf neuen Nebel freizugeben. Bald würde ich jedoch auf etwas deutlich Festeres treffen.
    Ich stellte die Maschinen auf volle Kraft voraus und hielt das Ruder fest auf Kurs. Auf dem Bildschirm sah ich, dass ich genau auf die Mitte des Kanals zusteuerte, allerdings noch eine Meile von der Küste entfernt.
    Es war keine sechs Wochen her, da hatte ich in der Abtei oben in den Bergen den ersten Schnee meines Lebens gesehen und innerhalb eines Tages so viel damit zu tun gehabt, dass es mir für das

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