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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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Ehrfurcht, auch wenn ich bloß eine opportunistische Kamerahure bin. Du musst begreifen, dass du ein verderbliches Gut bist. Für ›Patrick Davis und wie er selbst die Story sah‹ gibt es nur ein schmales Zeitfenster. Guck dir doch mal deinen Vorgarten an. Wie viele von uns waren da gestern Abend? Fünfzig? Heute Morgen waren es noch acht. Nächsten Monat werden da nur noch ein paar einsame Fotografen rumstreichen und drauf hoffen, dass sie dich nackt beim Sonnenbaden vor die Linse kriegen, damit
The Enquirer
dein Bild dann auf Seite vier bringt. Weil Seite eins, zwei und drei nämlich schon voll sind mit Insiderstorys aus geheimen Quellen im Morddezernat und schmutzigen Details von der Ermittlung.«
    »Ich habe noch nicht mal einen Anwalt. Ich kann über nichts reden, was mit dieser Ermittlung zu tun hat.«
    »Warum kommst du dann zu mir, um von mir etwas über Conners Tagesablauf zu erfahren?«
    »Ich kann dir einen langfristigen Deal anbieten. Und zwar einen guten.«
    »Ich denke nicht langfristig.«
    Ich beugte mich vor und zog die Tür auf. Als ich mich umdrehte, hatte er ein wild klickendes Teleobjektiv vor der Nase. Ich hielt den Film in die Höhe, den ich zuvor aus seiner Kamera genommen hatte, und warf die Rolle an Vente vorbei in den chaotischen Innenraum. »Wenn du jemals deinen Charakter ändern solltest, ruf mich an.«

[home]
    39
    A ls ich auf den Fakultätsparkplatz fuhr, war ich unglaublich erleichtert. Endlich etwas, was ich wiedererkannte. Ein Teil der Routine, den ich aus der Zeit herübergerettet hatte, bevor ich Zimmer 1407 betrat. Hier war ich wieder Mensch.
    Ich vergewisserte mich im Rückspiegel, dass mir die Vans der Nachrichtensender nicht gefolgt waren, dann stellte ich das Auto ab und ging auf die Manzanita Hall zu. Am Rand des Hofs saßen ein paar Jungs auf einer Bank und spuckten die Schalen von Sonnenblumenkernen aus. Erst als ich unbemerkt hinter ihnen vorbeigegangen war, bemerkte ich die Gurte der Kameras, die sie um den Hals hängen hatten. Wie die meisten anderen Paparazzi, die ich in meinem Leben gesehen hatte, waren sie keine verschwitzten Schweine, wie man sie in den Filmen gern darstellt, sondern junge Männer in trendigen Hemden und coolen North-Face-Jacken, die ihre Kameras unter ihren Designerhandschuhen versteckten. Sie sahen aus wie du und ich. Ärgerlich bemerkte ich noch ein paar mehr auf den Stufen des Gebäudes, zusammen mit ein paar Nachrichtenteams. Meine weiche Lederaktentasche mit den Arbeiten meiner Studenten kam mir plötzlich vor wie ein Requisit. Ein paar Köpfe drehten sich in meine Richtung.
    Rasch lief ich hinter das Gebäude, wo ich einen asiatischen Studenten aufschreckte, der mir nur einmal ins Gesicht sah und dann einen weiten Bogen um mich schlug. Die Hintertür war verschlossen. Doch ich hörte, dass sich drinnen Schritte näherten, also klopfte ich gegen das Fenster. Ein Gesicht erschien an der Scheibe.
    Diondre.
    Einen Moment lang erstarrten wir und sahen uns an. Sein Markenzeichen, das Bandana, fehlte, sein Haar war jetzt ganz dicht am Kopf in dünnen Bahnen geflochten. Am Ende des Gebäudes tauchte eine Schar Fotografen auf. Einer entdeckte mich, und in der nächsten Sekunde schoss die ganze Meute auf mich zu. Hilflos gestikulierend deutete ich auf die Tür.
    Schließlich begriff Diondre und drückte von innen auf die Klinke.
    Ich schlüpfte hinein und zog die Tür hinter mir zu. Gerade als die Paparazzi in Sicht kamen, fiel sie ins Schloss. Diondre zog die Jalousie vor die Fensterscheibe.
    Obwohl ich am ganzen Körper zitterte, grinste er mich unbekümmert an. »Schätze, mit Paeng-Rauch-die-Bong hab ich danebengelegen. Der Stalker konnte kein Student sein, oh neiiin … Sie hatten viel größere Pläne.«
    Ich rang mir ein schwaches Lächeln ab und deutete auf die Tür: »Sie haben mir grade den Arsch gerettet.«
    »Haben Sie Keith Conner umgebracht?«
    Nach allem, was ich bis jetzt mitgemacht hatte, war es richtig erfrischend, sich so ehrlich zu unterhalten. »Nein«, sagte ich.
    »Das glaub ich Ihnen auch.« Er fasste meine Hand am Daumen zu irgendeinem ausgeklügelten coolen Abschiedsgruß, dann trennten wir uns. Mehr brauchte er gar nicht zu hören. Das mochte ich so an meinen Studenten – sie konnten die komplexesten Zusammenhänge in simple Fragen fassen. Und simple Antworten geben.
    Nach ein paar Schritten blieb Diondre jedoch noch einmal stehen. »Ich weiß, dass Dozent nicht grade der glamouröseste Job ist, aber ich bin echt froh,

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