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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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Haufen auf dem Küchenboden geworfen haben könnte, war ihnen gar nicht in den Sinn gekommen.
    In meine Aufregung über die Entdeckung schlich sich nun aber das dünn tremolierende Geheul einer Sirene, zu der sich bald eine zweite gesellte.
    Rasch griff ich mir ein Bündel Bargeld und die Schlüssel für den Pick-up aus Arianas Handtasche, dann drehte ich mich in der Küche noch einmal um mich selbst und sah genau hin, damit ich nichts Wichtiges vergaß, was ich von hier mitnehmen musste, bevor ich verschwand.
    Was hatte Ariana mitnehmen wollen, bevor sie sie aus dem Haus geschleift hatten? Verrones Worte gingen mir einfach nicht aus dem Sinn. Was?
Ja, nimm ihn mit, das sieht noch glaubwürdiger aus. Und jetzt ab.
    Die Sirenen wurden lauter.
    Mit Arianas Schlüssel in der Hand und der kostbaren CD bei den kopierten Dokumenten in der Tasche rannte ich durch die Hintertür in die einladende Dunkelheit. Gott sei Dank hatte sie den Pick-up noch für mich umgeparkt. Während ich über den Rasen rannte und mir der Regen ins Gesicht spuckte, konnte ich vor dem Haus schon kreischende Reifen hören. Verrone hatte mir die Situation in eine simple Gleichung gepackt: Wenn die Polizei mich schnappte, würde sie sterben.
    Also floh ich jetzt über denselben Weg, den sie zuvor mit Ariana genommen hatten.
Wenn da draußen jemand stehen sollte, sind wir einfach Freunde, die gerade zu einem Ausflug aufbrechen,
hatte Verrone sie gewarnt. Es war wichtig, dass sie so unverdächtig wie möglich wirkte. Und dann seine Antwort auf ihre Frage:
Ja, nimm ihn mit, das sieht noch glaubwürdiger aus.
    Ich hielt jäh inne. Als ich mein Gesicht nach oben reckte, spürte ich die Regentropfen auf der Haut.
    Regen,
dachte ich.
Jacke.
    Man muss die Karten spielen, die man auf der Hand hat.
    Ich wirbelte herum und rannte noch einmal ins Haus, wo ich mit meinen nassen Nikes durch den Müll auf dem glatten Küchenboden schlidderte. Durch die Wohnzimmervorhänge blitzte das rote und blaue Licht der Polizeiautos. Stimmen. Stiefel auf der Auffahrt. Ich rannte auf die Vordertür zu, denn die Garderobe war direkt neben dem Eingang.
    Jemand rief etwas, und im nächsten Moment erschütterte schon ein Rammbock die Tür. Der untere Teil beulte sich nach innen, aber das Schloss hielt noch.
    Ich riss die Garderobentür auf und blickte hinein. Fünf Kleiderbügel, eine alte Bomberjacke und lauter durcheinandergeworfene Schuhe. Aber kein Regenmantel.
    Das sieht noch glaubwürdiger aus.
Unverdächtiger für eine Frau, die bei solchem Wetter vor die Tür geht. Sie hatte die beiden so manipuliert, dass sie den Regenmantel mitnehmen durfte, in dessen Saum der Sender eingenäht war. Und sie wussten nicht, dass wir Kenntnis von diesem Sender hatten.
    Ein Sender, dessen Funksignal ich vielleicht irgendwie auffangen konnte.
    Meine Schuhe rutschten über die Dielen, als ich zurück in die Küche rannte und aus dem Blickfeld verschwand, gerade als ein riesiger Rums ankündigte, dass die Haustür sich augenblicklich endgültig in ihre Einzelteile auflösen würde. Gables Kommandostimme war ganz heiser vor Aufregung: »Obergeschoss sichern. Los-los-los!«
    Die Wände bebten. Die schweren Schritte und gebrüllten Befehle verrieten nicht nur energische Effizienz, sondern auch ein geballtes Maß Zorn. Sie waren hinter einem Polizistenmörder her, einem Mörder, der zwei aus ihren eigenen Reihen erschossen hatte.
    Ich flog geradezu durch den hinteren Garten, sprang auf den Zaun und entdeckte zwei Streifenwagen, die vor dem Kühler von Aris Pick-up parkten und die Straße blockierten. Die Polizisten stiegen aus und unterhielten sich – das weiße Aufblitzen meines Gesichts in der Nacht war ihnen nicht aufgefallen. Ich ließ mich auf den feuchten Boden neben dem Gewächshaus fallen und atmete schwer.
    »Hey, hast du das gehört?«, sagte einer von ihnen.
    Mein Knie war über die Zaunlatten geschrammt und hatte dabei ein Geräusch gemacht, das mir immer noch wie Donner in den Ohren nachhallte.
    Büsche und Zweige verdeckten mich einigermaßen. Durch die Fenster sah ich in beiden Etagen das SWAT -Team mit seinen halbautomatischen Waffen. Oben beugte sich ein Gesicht mit Schutzbrille über meinen Schreibtisch und blätterte grob meine Papiere durch, dass sie nur so durch die Luft segelten.
    Ich hörte, wie eine Taschenlampe angeknipst wurde, dann glitt ein Lichtstrahl über die Zweige über mir, während einer der Polizisten näher kam. Aus dem Haus hörte man eine laute Stimme, die

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