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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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in Spionagetechnik für einen Spektrum-Analysator hielt. »Unter den gegebenen Umständen haben Sie sicher keine Einwände«, meinte er.
    Ich spreizte die Arme ab, und er fuhr mit dem Stab rechts und links an meinem Körper entlang, über den Brustkorb, mein Gesicht und den Umschlag. Ich musste den Impuls unterdrücken, ihm bei dieser Gelegenheit mit dem Ellbogen das Nasenbein zu zerschmettern.
    Nachdem er zufrieden festgestellt hatte, dass ich keine Radiofrequenzsignale ausstrahlte, ließ er den Stab wieder in seiner wohlgeölten Schublade verschwinden. Ein gerahmtes Foto von einer attraktiven Frau mit zwei lächelnden kleinen Jungs wurde stolz zur Schau gestellt. Daneben stand ein Kaffeebecher mit einer Comiczeichnung von einem Angler und der Aufschrift: DER BESTE PAPA DER WELT ! Angeekelt dachte ich mir, dass er wahrscheinlich wirklich ein toller Vater war, dass er sein Leben in kleine Zeitsegmente aufsplittete und sie jeweils mit despotischer Effizienz managte. Und obwohl ich hier alle Symbole des gewöhnlichen Familienvaters sah, hatte ich das Gefühl, in einem perfekt eingerichteten Vipernnest gelandet zu sein, in dem die Menschlichkeit nur simuliert wurde.
    »Sie entziehen sich dem Arm des Gesetzes«, erklärte er nicht ohne Liebenswürdigkeit.
    »Ich bin gekommen, um Ihnen einen Handel vorzuschlagen.« Meine Stimme klang einigermaßen fest.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Ach, stimmt ja«, gab ich zurück. »Im fünfzehnten Stock wäscht man seine Hände generell in Unschuld.«
    »Warum sind Sie hier?«
    »Ich wollte Ihnen ins Gesicht sehen«, antwortete ich. Obwohl sich Zorn in meine Stimme geschlichen hatte, blieb seine Miene freundlich. Ich machte einen halben Schritt auf ihn zu. »Ich kann Ihre Verbindung zu Ridgeline nachweisen.«
    Wenn ihn die Nennung dieses Namens schockierte, überspielte er es perfekt. »Natürlich können Sie das. Ridgeline ist eine Sicherheitsfirma. Sie kümmern sich bei uns um den Personenschutz.«
    »Wir wissen beide, dass sich diese Firma um wesentlich mehr gekümmert hat als bloß um den Personenschutz.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich weiß, worauf Sie anspielen.« Seine Augen ruhten auf dem Umschlag.
    Das Telefon auf seinem Tisch begann zu klingeln. Er drückte einen Knopf und sagte nur kurz: »Jetzt nicht.«
    Es war die asiatische Assistentin: »Hier ist ein Journalistenteam von CNBC . Sie sagen, sie hätten gern eine Stellungnahme für eine Enthüllungsstory.«
    Mit vier Schritten durchquerte er sein Büro und klopfte mit den Knöcheln gegen das milchige Glas, woraufhin es wieder durchsichtig wurde. Noch mehr Hexerei.
    In der Lobby standen zwei Männer in Windjacken. Der eine schleppte eine massive Kamera mit dem vertrauten bunten Logo von CNBC TV . »Schicken Sie sie …« Im nächsten Moment spielten seine Kiefermuskeln, und sein Blick wanderte zu mir.
    »Ich habe noch nichts an die Presse rausgegeben«, erklärte ich. »Sonst wäre ich schließlich nicht hier. Was Ridgeline inzwischen unternommen hat, kann ich natürlich nicht sagen.«
    »Warum sollte Ridgeline gegen unsere Interessen handeln?«
    Ich blieb ihm die Antwort schuldig.
    Erneut meldete sich die Assistentin. »Soll ich sie erst mal bitten zu warten?«
    »Nein.« Er streckte den Arm energisch vor, um einen Blick auf seine Uhr werfen zu können. »Ich glaube nicht, dass Reporter in der Lobby herumstehen sollten, damit sie mit den Jordaniern anbändeln können, die wir schon seit zehn Minuten erwarten.« Sein Sarkasmus war ebenso beißend wie zurückhaltend. »Bringen Sie sie in Konferenzraum Nummer vier, wo ich sie im Auge behalten kann. Bieten Sie ihnen Kaffee und Kekse an. Ich komme dann gleich mit Chris zu ihnen.«
    Er verzog den Mund waagrecht – seine Version eines Lächelns. »Vielleicht könnten wir unser Gespräch ein wenig abkürzen? Worum geht es hier
genau?
«
    »Wie ich schon sagte: um Ridgeline.«
    »Ich weiß nicht, was für Geschichten Sie aufgeschnappt haben, aber Firmen wie Ridgeline gibt es wie Sand am Meer, das sollte Ihnen klar sein. Die bekommen einen Auftrag, und das war’s. In den meisten Fällen wissen sie nicht mal, warum sie tun, was sie tun. Da werden leicht mal Anweisungen missverstanden und Kompetenzen überschritten. Oft arbeiten dort ehemalige Mitglieder von Spezialeinheiten, und man kann wohl ohne Übertreibung sagen, dass diese Typen ab und zu ein wenig … übers Ziel hinausschießen.«
    Der fröhliche Ton seines Vortrags verriet, dass er meinte, es hier

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