Odice
ihren Arm und er zog sie mehr, als dass er sie führte, den kleinen Hügel hinauf. Odice fiel auf, dass der Pavillon einen neuen Anstrich gebrauchen könnte, denn die weiße Farbe war schon recht abgeblättert. Auf der Anhöhe zog der Wind noch schneidender durch die offenen Rundbögen des kleinen Ziertempels. Erst jetzt fiel Odice das grobe Tau auf, das über einen quer verlaufenden Deckenbalken geschwungen war. Der Anblick war makaber und erinnerte an eine Hinrichtungsstelle. Odice wurde mulmig.
»Zieh dein Kleid aus, Odice«, kommandierte Eric.
»Nein, bei allem Respekt. Ich friere jetzt schon entsetzlich. Ich werde mich hier keinesfalls ausziehen und mir eine Lungenentzündung einfangen. Irgendwo, Monsieur de Lautréamont, hört der Spaß auf.«
»Ich fürchte, du hast immer noch nicht realisiert, dass das hier kein Spaß ist, Odice. Du kannst nicht bei jeder neuen Spielrunde entscheiden, ob du mitspielen willst oder lieber nicht. Die Einsätze werden ständig erhöht. Und denk daran, die Bank gewinnt immer.«
Mit diesen Worten griff er nach der Schleife, die ihr Wickelkleid zusammenhielt und öffnete sie. Empört hielt sie das sich wie ein Mantel öffnende Kleid zusammen.
»Odice, du hast mich mit deinem Verhalten bereits verstimmt. Eine Tatsache, die du gleich am eigenen Leib zu spüren bekommen wirst. Ich glaube kaum, dass du darüber hinaus meinen Zorn kennenlernen möchtest.«
Obwohl er leise und eindringlich gesprochenen hatte, verfehlten seine Worte ihren Zweck nicht. Wie sollte sie ihm hier und jetzt die Stirn bieten? Er hatte recht – sie war freiwillig hier. Und nun stand sie allein mit ihm auf dieser Lichtung. Es war der eindeutig dümmste Moment, um an Flucht zu denken. Durch den Park würde sie diesem sportlichen Mann mit seinen Jagdstiefeln kaum entkommen können. Natürlich war sie keine Gefangene auf diesem Château. Der Vertrag und auch die Abgabe von Autoschlüssel und Handy hatten eher symbolischen Wert. Sie würde ihr Eigentum jederzeit zurückfordern und das Anwesen verlassen können. Weder der erfolgreiche Anwalt noch der prominente Fotograf würden es wohl auf eine Anzeige wegen Freiheitsberaubung ankommen lassen. Außerdem hatte sie immer noch ihren Pieper in der Kulturtasche und Pascal wusste genau, wo sie sich aufhielt. Sie konnte ihren Aufenthalt also jederzeit abbrechen und dieser Gedanke war ungemein beruhigend. Nur im Augenblick nützten ihr diese Überlegungen herzlich wenig. Und M’aidez , das Safeword? Das kam ihr erst jetzt wieder in den Sinn. Aber dafür war es wohl kaum der rechte Augenblick. Es war ja noch gar nichts geschehen, was die Verwendung rechtfertigen würde, außer, dass sie fror. Und so leistete sie keine weitere Gegenwehr, als ihr Eric das Kleid von den Schultern streifte. Da stand sie nun in ihren ebenso edlen wie verruchten champagnerfarbenen Dessous und fror wie Espenlaub.
»Keine Angst, Odice. Hätte ich mit deinem Ungehorsam gerechnet, hätte ich die Peitsche mitgenommen und nicht die Gerte. So wird es nicht halb so schlimm werden, wie du es eigentlich verdient hättest«, flüsterte er ihr süffisant ins Ohr und schob sie dabei in die Mitte des Pavillons, so dass sie genau unter dem Strick stand.
»Leg deine Handflächen aneinander und streck die Arme über den Kopf«, befahl er streng und Odice gehorchte. Im nächsten Moment hatte er ihre Handgelenke fachmännisch gefesselt und so weit oben verzurrt, dass Odice auf ihren Absätzen mächtig schwankte und Schwierigkeiten hatte, das Gleichgewicht zu halten.
»So gefällst du mir, Odice. Schön und wehrlos, mit den groben Fesseln, die deine zarten Handgelenke zieren und mit der Furcht vor dem Unbekannten in deinem Blick.«
Er trat ganz dicht an sie heran und fuhr mit den Daumen über ihre Brustwarzen, die von der Kälte groß und rot emporstanden.
Dann kniff er unvermittelt zu und sie schrie empört auf.
»Wie wollüstig du doch bist, meine schöne Kurtisane. Schämst du dich denn nicht, mir hier draußen deine harten Nippel entgegenzustrecken?«
Odice senkte den Kopf, soweit es ihre Fesselung zuließ. Sie fror und zitterte und konnte sich kaum auf den Füßen halten. Sie wollte es endlich hinter sich bringen und sich nicht Erics anzügliche Beleidigungen anhören müssen.
Er ging langsam um sie herum.
Seine behandschuhte Hand fuhr über die Spitze ihres Strumpfgürtels und kniff dann fest in ihre rechte Pobacke.
»Aber du hast ja Gänsehaut, Odice. Sogar auf deinem entzückenden Po. Halten
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