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Odins Insel

Odins Insel

Titel: Odins Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
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auch?«
    Odin zog an seinem Bart, überrascht durch die plötzliche Frage.
    »Der, der über Land gehen kann, kann auch unter Wasser gehen«,
sagte der kleine alte Mann.
    Sigbrit Holland schüttelte den Kopf.
    »Ihr habt alle den Verstand verloren«, flüsterte sie wütend. »Ihr werdet von den Klippen zerquetscht werden.«
    Der Fischer Ambrosius nahm die Pfeife aus dem Mund.
    »Holde Frau, was sollen wir sonst tun? Uns hier in Altnorden niederlassen?«
    Sigbrit Holland setzte sich an den Tisch und vergrub das Gesicht in den Händen. Sie wusste genau, dass das nicht möglich war. Selbst wenn der Fischer Ambrosius versuchte, gegen sein Schicksal aufzubegehren, musste Odin zurück zu der Insel und zu seinen Pferden, und Harald Adelstensfostre hatte kein anderes Leben. Plötzlich ging Sigbrit Holland auf, dass sie sich überhaupt noch keine Gedanken darüber gemacht hatte, was sie selbst tun wollte, wenn die anderen sich auf den Weg machten. Aber darüber musste sie ein anderes Mal nachdenken. Im Moment war klar, was sie zu tun hatte.
    Sie stand auf und sah erst Odin, dann Harald Adelstensfostre und zuletzt den Fischer Ambrosius an.
    »Es gibt noch eine andere Möglichkeit, als zu tauchen«, sagte sie. »Und mir ist gleichgültig, ob ihr aufgebt, ich werde sie finden.«
    »Es gibt eine andere Möglichkeit, das wissen wir«, lächelte der Fischer mit trauriger Bewunderung in der Stimme. »Aber wir haben sie nicht gefunden, und wir können nicht weiter danach suchen. Die Regierung hat erklärt, dass sie die Meerenge für den privaten Verkehr Weihnachten schließen wird, wenn das Land bis dahin nicht zur Ruhe gekommen ist.« Er hustete. »Holde Frau«, sagte er zärtlich, als er wieder Luft bekam. »Jetzt ist es zu spät. Morgen früh sind wir wieder in Südnorden, und in wenigen Tagen werden wir in Fredenshvile sein. Wenn wir erst da sind, brauchen wir all unsere Kräfte, um die Tauchtour zu der Insel vorzubereiten, damit wir aufbrechen können, bevor die Meerenge geschlossen wird.«
    Sigbrit Holland sah unschlüssig aus.
    »Es ist ein Risiko, das wir eingehen müssen«, fuhr der Fischer fort und strich ihr über das Haar. Sigbrit Hollands Blick traf seine Augen, dann drehte sie den Kopf weg und schaute von Harald
Adelstensfostre zu Odin, bevor sie wieder zum Fischer blickte.
    »Wie viele Tage habe ich?«, fragte sie ruhig.
    »Wenn das Wetter hält, vier.«
    Der Fischer schüttelte lächelnd den Kopf.
     
    Bischof Bentsen war ein glücklicher Mann. Um genau zu sein, war Bischof Bentsen an jedem einzelnen der achtunddreißig Tage ein glücklicher Mann, die zwischen der Vertreibung der Wiederauferstandenen Christen aus der Erlöserkirche und dem Vorschlag von zwei Oppositionsparteien des linken Flügels lagen, den Wiederauferstandenen Christen eine oder mehrere Kirchen zuzuteilen.
    Selbst ein viel unbedeutenderes Gehirn als das Bischof Bentsens musste einsehen, dass die Regierung dem Druck nicht länger standhalten konnte. Und wenn die Wiederauferstandenen Christen erst eine Kirche bekommen hätten, würden sie bald darauf noch eine bekommen und noch eine und dann noch eine dritte, und es war nicht abzusehen, wann das enden würde. Nein, Bischof Bentsen war nicht bereit, auch nur eine einzige kleine Kapelle aufzugeben.
    Wie die meisten seiner Vorgänger glaubte Bischof Bentsen an die Kraft des Gebets. Und wie die meisten seiner Vorgänger glaubte Bischof Bentsen, wenn es um irdische Angelegenheiten ging, noch mehr an die weltliche Klugheit. Und als die Gebete sich in dieser Sache als wirkungslos erwiesen, was nicht überraschend war, bat Bischof Bentsen den Herrn um Vergebung und schickte nach Viktor Valentino.
     
    So kam es, dass kurz darauf an einem dunklen, regnerischen Novembermorgen Simon Peter II. – in Form eines Engelsbriefes in goldener gotischer Schrift – einer weiteren Offenbarung des Herrn und seines Sohnes, des Großen Mannes, zuteil wurde.
    »Mit dem Jahrtausendwechsel«, rief Simon Peter II. am folgenden Tag in Regen und Megafon. »Mit dem Jahrtausendwechsel werden die Wasser sich teilen, und ich, Simon Peter der Zweite, Lieblingsjünger des Großen Mannes und erster Apostel, werde euch, die Wiederauferstandenen Christen, die einzig wahren
Frommen, zu der Insel des Paradieses führen.« Simon Peter II. war ekstatisch, und das waren seine Anhänger auch, und der Lieblingsjünger brauchte nicht erst den Arm zu schwenken, als die Menge auch schon brüllte.
    »Die Insel des Paradieses! Die Insel des

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