Odins Insel
Kontinent verlassen und zurück nach Smedieby und meinem unglückseligen Pferd reisen.« Odin nahm den Umschlag entgegen, den Viktor Valentino ihm reichte, und verneigte sich tief, um seiner Dankbarkeit und seiner Sympathie für Bischof Bentsen Ausdruck zu verleihen.
Viktor Valentino wurden erneut die Augen verbunden, und er wurde zurück zu dem Lieferwagen geführt und über einen Umweg
in die Stadt gefahren, wo Sigbrit Holland ihn bei Bischof Bentsen absetzte. Aber Sigbrit Holland hätte sich ihre Bemühungen sparen können. Denn obwohl niemand sagen konnte, ob es sich um göttliche Fügung, übernatürliche Kräfte oder die nicht ganz unbedeutenden Mittel, die der etablierten Kirche zur Verfügung standen, handelte, hatte Viktor Valentino keine Zweifel, wo er gewesen war.
Am darauf folgenden Tag, dem zweiten Sonntag im Advent, sprach die südnordische Regierung – mit voller Unterstützung des Reichstags – die erste Warnung gegenüber der nordnordischen Regierung aus:
Wenn die nordnordische Regierung nicht bis zum Mittag des Weihnachtsabends Herrn Brams Bramsentorpf freigelassen und ihren territorialen Anspruch auf die Drude-Estrid-Insel zurückgezogen hat, sieht die südnordische Regierung sich gezwungen, die Meerenge zu schließen und die Drude-Estrid-Insel unilateral zu südnordischem Territorium zu erklären.
»Aber das ist so gut wie eine Kriegserklärung! «, rief Sigbrit Holland schockiert und stellte das Radio aus. »Wie können sie wegen einer klitzekleinen Insel nur so weit gehen?«
Der Fischer Ambrosius antwortete nicht, sondern schnitzte weiter an der Holzleiste, die einen der Metallstifte des Ballons ersetzen sollte. Erst als sie fertig war, sah er auf.
»Wir nehmen an, dass es um die Insel geht und dass es trotzdem nicht um die Insel geht«, sagte er geheimnisvoll.
»Glaubst du, die Insel dient nur als Vorwand?« Sigbrit Holland ließ ihre Finger langsam an den Säumen des endlosen schmutzigen Ballonkanevas entlanggleiten und markierte die Löcher und Risse, die geflickt werden mussten.
»Das kann sehr gut sein«, sagte der Fischer und griff nach einer neuen Holzleiste. »Erwähne die Insel und die Hölle bricht los. «
»Aber wir müssen doch etwas tun!« Sigbrit Hollands Finger hielten mitten in einem Stich inne.
»Und was sollen wir tun, holde Frau?«
»Zum Ersten könnten wir bekannt geben, dass Odin hier ist, damit die nordnordische Regierung Herrn Bramsentorpf freilässt. «
»Da wäre nur die Kleinigkeit zu bedenken, dass wir nicht glauben, dass die nordnordische Regierung Herrn Bramsentorpf gefangen hält.«
»Und warum behauptet unsere Regierung das dann?«
Der Fischer schnitzte einen Augenblick nachdenklich an der Leiste.
»Sie wollen wohl gerne Krieg«, sagte er schließlich mit leicht verwunderter Stimme.
Sigbrit Holland sah ihn fragend an.
»Holde Frau, unsere Regierung will nicht, dass die Nordnordländer ihren Forderungen nachkommen. Deshalb haben sie Forderungen gestellt, von denen sie wissen, dass die nordnordische Regierung ihnen nicht nachkommen kann. Je fester Nordnorden behauptet, nicht zu wissen, wo Herr Bramsentorpf ist, desto mehr wird die südnordische Bevölkerung ihre Regierung darin unterstützen, dass ein Krieg notwendig ist.«
»Aber wenn wir beweisen, dass Odin hier ist, werden die, die Herrn Bramsentorpf haben, ihn freigeben, und alles sieht ganz anders aus.«
»Ja, holde Frau. Aber das ist zu gefährlich für Odin.« Der Fischer legte das Messer auf den Tisch und ließ die Hände sinken. »Wenn Herr Bramsentorpf noch lebt, wird er freigelassen, wenn die Zeit gekommen ist«, sagte er. »Wir müssen nur ein kleines Päckchen mit ein paar Fotos und einem Brief von Odin packen, das du an die Presse weitergibst, nachdem wir aufgebrochen sind.« Er würgte Sigbrit Hollands Einspruch mit einer Handbewegung ab. »Nur wird das außer Herrn Bramsentorpf niemandem helfen. Da Odins Bedingung, die Insel für selbstständig zu erklären, zu keinem Resultat geführt hat, musst du versuchen, die Nordnordländer dazu zu bringen, ihren Anspruch auf die Insel aufzugeben.« Er lachte trocken. »Und während du das versuchst, könntest du wohl auch unsere eigene Regierung dazu bringen, ihren Anspruch aufzugeben.«
Es (alias Esra) eilte durch die Stadt. Alle Muskeln angespannt, lehnte sich sein Körper gegen den eisigen Wind, aber trotzdem wurde er hin und wieder ein wenig von seinem Kurs geblasen. Er näherte sich der Straße seiner Kindheit. Es (alias
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