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Odins Insel

Odins Insel

Titel: Odins Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
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schließen und die Drude-Estrid-Insel unilateral zu südnordischem Territorium zu erklären.«
     
    Zehn Tage vor Weihnachten plünderte die moslemische Miliz – die spät dran war, weil die Polizei ihre erste Ladung Waffen gefunden hatte – ein weiteres Waffenlager. Die Polizei hatte einen Verdacht, aber die moslemische Miliz hatte ebenso hieb- und stichfeste Alibis. Die Waffen sicher gelagert und Aisha völlig mit der Bewachung Herrn Bramsentorpfs beschäftigt, fuhr Aishas Bruder Ali – ohne seine Schwester zu informieren – zum Hafen und besorgte sich den Fahrplan für die Tragflächenboote nach Urö. Jetzt brauchten sie nur noch zu warten, dass der Sturm sich legte und die Tragflächenboote ihren Betrieb wieder aufnahmen.
     
    Die letzte der sechs Wohnungen wurde verkauft. Der älteste Onkel von Hesekiel, dem Rechtschaffenen, zählte das Geld, und es reichte. Eine aus zwei jüngeren Onkeln bestehende Delegation wurde nach Russland geschickt, um den Hubschrauber zu kaufen. Außer einem viel gebrauchten, aber soliden MI17 gelang es den Onkeln, zwei russische Piloten zu finden, die bereit waren, sie zu fliegen, wenn sie dafür die Erlaubnis erhielten zu konvertieren und sich den Wiedergeborenen Juden auf der Insel des heiligen Sabbats anzuschließen. Zurück in Fredenshvile konnten Hesekiel, der Rechtschaffene, der Vater und die Mutter, die fünf restlichen Onkel, ihre Frauen und Kinder sowie die Witwe des sechsten Onkels und die wenigen nicht mit ihnen verwandten Wiedergeborenen Juden nur auf bessere Wind- und Wetterverhältnisse warten.
     
    Acht Tage vor Weihnachten wurde dem Lieblingsjünger – nach intensiven Gebeten und vielen Spekulationen – offenbart, dass
sich die Wasser für die Wiederauferstandenen Christen genau dort teilen würden, wo der Große Mann zuerst seinen Fuß auf südnordischen Boden gesetzt hatte. Simon Peter II. teilte diese göttliche Botschaft unverzüglich seinen Anhängern und jedem anderen mit, der an diesem Morgen Radio hörte.
    »Am Morgen des Weihnachtsabends werden wir, die Wiederauferstandenen Christen, uns am Hverv-Strand versammeln und auf ein Zeichen von Jesus Christus, dem Großen Mann, warten«, schrie Simon Peter II. ins Mikrofon. »Und wenn das Zeichen kommt, werde ich, Simon Peter der Zweite, früher Fischer an Leib und Seele und jetzt Lieblingsjünger und erster Apostel des Großen Mannes, euch durch die geteilten Wasser zur Insel des Paradieses führen. Das Ende der Welt ist nahe, aber der Sohn des Herrn, Jesus Christus, ist auf die Erde zurückgekommen, um die wahrhaft Gläubigen zu erretten und mit sich in das tausendjährige Reich des Friedens auf der Erde zu führen. Uns ist die Seligkeit! « Der Lieblingsjünger heulte vor göttlicher Freude.
    Die Wiederauferstandenen Christen brauchten kein besseres Wetter. Die Wasser würden sich trotz des Windes Toben teilen, und die Wiederauferstandenen Christen würden auf ihrer Wanderung über den Meeresboden vollkommen vor dem Unwetter geschützt sein.
     
    Der heilige Anders Andersen, der die Radiopredigt von Simon Peter II. gehört hatte, rief umgehend seine Bank an und ließ sich den Saldo auf dem Konto der Lämmer des Herrn nennen. Die erfreuliche Zahl im Gedächtnis, zündete der heilige Anders Andersen eine Pfeife mit besonders heiligem Gras an und erklärte, dass die Lämmer des Herrn Gottes Gnade nun ganz nahe waren.
     
    Sieben Tage vor Weihnachten kauften die nordnordischen Wahren Christen – die sorgfältig nach ihrer Fähigkeit, Südnordisch zu sprechen, auserwählt worden waren – mit falschen südnordischen Pässen in der Hand Fahrkarten für die Fähre, die am Weihnachtsmorgen über die Meerenge nach Südnorden setzen würde. Der gottgesegnete Angriff der Wahren Christen auf die Wiederauferstandenen Christen war durch das Einreiseverbot
nach Südnorden ohne ein für Nordnordländer quasi nicht zu erhaltendes Visum aufgehalten worden. Doch als eine anonyme Stimme mit ausgeprägt italienischem Akzent geschworen hatte, den Wahren Christen kurz vor dem Mittag des Weihnachtsabends genau zu sagen, wo sich der falsche Messias aufhielt, hatten sie sich eine weitaus bessere Methode ausgedacht, den Feind zu treffen.
     
    Der unüberwindliche Lennart Torstensson hatte jedes einzelne Wort der seltsamen Träume mit kantigen Runenzeichen in die flachen Steine gehämmert und geschnitzt und gemeißelt. Als er sechs Tage vor Weihnachten mit der Arbeit fertig war, schrubbte er die Steine mit Sand, damit der Text nicht zu

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