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Odins Insel

Odins Insel

Titel: Odins Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
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Arm still und leise den Kai entlanggeschlendert kam, die fromme Menschenmenge und begann zu laufen. Er drängte sich durch die äußersten Reihen der Demonstranten, und bald konnte er Simon Peter II. sowohl hören als auch sehen.
    »Eine unglückselige Rigmarole hat Jesus Christus hierher gerufen. Die Menschheit hat den Glauben verloren, das ist die Unglückseligkeit. Aber wir werden Rigmarole selig machen, sodass der Herr seine Kinder am Jüngsten Tag von ihren Sünden erretten kann.«
    »Rigmarole selig machen!«, hallte es um den Fischer Ambrosius wider.
    »Jesus Christus ist zum zweiten Mal auf die Erde gekommen, um die Menschen von ihren Sünden zu erretten.«
    »Ja, ja! Jesus Christus ist gekommen!«
    Eine Frau wurde von ihren starken Gefühlen so überwältigt und von der Menge gestoßen, dass sie hinfiel. Ein junger Mann hob sie auf und trug sie zu ihrem Anführer.
    »Das ist wahrlich eine heilige Frau«, rief Simon Peter II. begeistert und beschrieb eingehend die Seligkeit der bewusstlosen Frau, aber der Fischer Ambrosius hatte genug gehört. Er hatte sich weiter durch die Menge gekämpft und war nun in eine Versammlung barhäuptiger, in Kutten gekleideter Menschen geraten.
    »Die Lämmer des Herrn werden dem Hirten des Herrn mit den Formalitäten des Jüngsten Tages helfen, und wenn die Zeit reif ist, wird der Hirte des Herrn seine Lämmer zu den ewigen Weiden des Paradieses führen.«
    Der Fischer Ambrosius lachte und schüttelte ungläubig den Kopf. Dann hörte er auf zu lachen. Über die in Kutten gekleideten Köpfe sah er mehrere Männer mit schwarzen Hüten und wippenden Seitenlocken, die dabei waren, an Bord der Rikke-Marie zu gehen. Der Fischer schubste die Menschen um sich herum zur Seite, doch die Menge stand so gedrängt, dass er Schwierigkeiten hatte, auch nur einen Schritt vorwärts zu kommen.

    »Das Jahrtausend geht seinem Ende zu!«
    »Gott wird gerecht über Gläubige und Ungläubige richten.«
    »Wenn der Tag anbricht, werden die, die Gott lieben, wie die Steine rollen und eine Lawine des Guten gegen das Böse sein.«
    »Wir müssen die Botschaft von Jesu Christi Auferstehung verbreiten. «
    Der Fischer fluchte und schwitzte und fand die Sätze, die ihm von allen Seiten entgegenschlugen, nicht mehr witzig. Langsam arbeitete er sich durch die Menge. Jetzt konnte er den jungen Mann hören, der auf dem Deck der Rikke-Marie sprach.
    »Genau wie Jahve Moses gesandt hat, um das Volk Israel aus der ägyptischen Sklaverei zu retten, hat er jetzt den Großen Mann gesandt, um uns zum ewigen Sabbat zu führen.«
    Der Fischer Ambrosius schubste und stieß, die Menge wurde langsam durchlässiger, und endlich konnte er sich durch die letzten Reihen drängen. Doch die Gefahr schien von selbst gebannt. Nachdem er die Passage aus der Bibel vorgelesen hatte, in der Micha von dem Tag erzählt, an dem der Herr die Völker richten und Schwerter zu Pflugscharen und Lanzen zu Winzermessern machen wird, war Hesekiel, der Rechtschaffene, aufgestanden und nun dabei das Boot zu verlassen, dicht gefolgt von seinem Vater, seinem Bruder und seinen sechs Onkeln.
    »Das ist privates Eigentum«, sagte der Fischer Ambrosius aufgebracht. »Verstehen Sie, privates Eigentum.«
    Hesekiel, der Rechtschaffene, öffnete den Mund, und ein dünner Streifen Speichel floss aus seinem Mundwinkel, aber er antwortete nicht, und sein Vater, sein Bruder und seine sechs Onkel auch nicht. Sie starrten den Fischer nur an, als dächten sie nach, was er sich einbildete.
    »Privates Eigentum!«, rief der Fischer Ambrosius.
    Der älteste Onkel von Hesekiel, dem Rechtschaffenen, sah den Fischer mit unaussprechlicher Verachtung an. »Vor Gott ist nichts privat«, sagte er.
    Im selben Augenblick öffnete Odin die Tür des Steuerhauses. Er hatte gute Laune; mit all diesen Beamten, die Herrn Bramsentorpf und Veterinär Martinussen zu Hilfe kommen wollten, würden die Regeln und Formalitäten bald erfüllt sein.

V Midgard, Asgard & Udgard
    Über des Blutes Meer floh Bergelmir
errichtete Jotunheim mit seinem Weib
weit weg die Wohnstatt der Riesen lag
Udgard, deren Burg
    – alle fürchteten diesen Ort.
     
    Die Götter ins Nichts Ymers Körper stürzten
Erde und Himmel aus dem Riesen erschufen
aus seinem Fleisch ward erschaffen Midgaard
Heim neuer Menschengeschlechter
Ymers Augenbraue wachte als Wall
umfasste Midgard
    – die Wellen des Blutes, die Riesen sind fort
     
    Bein wurde zu Berg, Haar zu Hain
Riesenzähne zu gespaltenen Felsen
Hirn zu Wolken

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