Odins Insel
Weltuntergangspropheten.«
»Nein, das Risiko können wir nicht eingehen«, sagte der Staatsminister. »Selbst wenn wir hervorheben, es für seine eigene Sicherheit zu tun. Selbst wenn er einverstanden sein sollte, kann das nur zu leicht gegen uns verwandt werden. Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen.«
Wieder aßen die Minister stumm.
»Wenn die Zeit noch nicht reif ist, ihn zu bitten, sich zu verstecken, wie wäre es dann, ihn zu bitten, vor die Öffentlichkeit zu treten und zu bestreiten, dass er irgendetwas mit Jesu Christi Wiederkunft zu tun hat oder mit dem Messias oder sonst etwas in dieser Richtung.« Die Kirchenministerin spielte nervös mit ihrem Ring.
»Keine schlechte Idee«, sagte der Staatsminister langsam. »Glauben Sie, wir können ihn beeinflussen?«
»Soweit ich weiß, hat er abgesehen von irgendeinem schwachsinnigen Unsinn nie etwas anderes behauptet, als dass er aus einem Dorf mit Namen Smedieby gekommen ist, das auf einer Insel liegt, wo sein Pferd sich ein Bein gebrochen hat«, sagte die Kirchenministerin und fuhr mit einem breiten Lächeln fort. »Und wenn er selbst seine Göttlichkeit abstreitet, bringe ich zumindest die Bischöfe zum Schweigen.«
»Ja, wenn wir dafür sorgen, dass er nur von der Insel spricht, kann es nicht so schlimm werden, nicht wahr?« Auch dem Justizminister gefiel die Idee.
»Stimmt, und wenn Herr Odin Odin der Öffentlichkeit erst einmal bewiesen hat, dass er nur ein ganz gewöhnlicher, leicht verstörter, kleiner alter Mann von einer ganz normalen kleinen Insel ist, wird dieser Simon Peter II. es äußerst schwer haben, seine Forderung nach einer Kirche aufrechtzuerhalten.«
»Ganz zu schweigen von seinen Anhängern, die es bei der Stange zu halten gilt…«
»Der Schmied weiß alles, was es über Pferde zu wissen gibt, und die alte Rikke-Marie hat alles gesehen, was es zu sehen gibt. Und wenn einem etwas fehlt, fragt man einfach Mutter Marie«, sagte Odin zu dem merkwürdigen Ding, das auf sein Gesicht zeigte und von dem der Fischer Ambrosius ihm erklärt hatte, dass man damit alle Fanatiker und eine ganze Menge anderer Leute erreichen konnte, die Gefahr liefen, sich anzustecken. »Dann ist da noch Onkel Josefs Scheune, die mit Heu gefüllt ist und…«
Der Journalist trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.
»Ich bin sicher, dass die Zuschauer gerne mehr vom Leben auf der Insel erfahren möchten«, unterbrach er.
Es gab so viele Dinge, die Odin den kranken Beamten des Herrn Bramsentorpf und der südnordischen Regierung gerne erzählt hätte, wenn er sich nur daran erinnern könnte.
»Doch, ich erinnere mich genau an den Tag, als ich in Smedieby eintraf.« Bei dem Gedanken lächelte er in die Kamera. »Es war kalt, die Sonne schien durch einen leichten Dunst, und die Erde war schneebedeckt.«
Der Journalist nickte aufmunternd und wischte sich diskret
mit einem hellblauen Taschentuch einen nervösen Schweißtropfen von der Stirn.
»Ich war viele Tage mit den Unheilsbotschaften über den Himmel gereist.«
Erneut brach Schweiß auf der Stirn des Journalisten aus, und er beugte sich angespannt vor und suchte nach einer Frage, die Odin auf sicheres Gebiet führen konnte. Aber Odin fuhr bereits fort.
»Dann flogen wir in einen Meteorsturm, und die unglückselige Rigmarole brach sich ein Bein. Das war wahrlich ein Unglück. Aber glücklicherweise gibt es kein Unglück, dem ein wenig Glück nicht abhelfen kann. Also wanderte ich nach einem guten Nachtschlaf über das Meer zum Kontinent, wo wahrlich viele Menschen ihren guten Willen und festen Glauben demonstriert haben, sodass es nicht lange dauern kann, bis die Regeln und Formalitäten erfüllt sind und der glückselige Tag kommt, an dem ich nach Hause reisen kann.«
Odin überlegte, was er den kranken Menschen noch sagen könnte, aber zu seiner großen Enttäuschung – und der großen Erleichterung des Journalisten – fiel ihm im Augenblick nichts mehr ein.
Aber das war auch mehr als genug. Als Sigbrit Holland am nächsten Nachmittag von der Bank zu dem grün-orangenen Fischerboot eilte, hatte sich die Zahl der Frommen vor der Polizeiabsperrung bereits mehr als verdoppelt.
»Das war wohl nichts«, sagte Sigbrit Holland. »Witwer ohne Kinder, hat nie mehr geheiratet und ist im Alter von einunddreißig Jahren ertrunken.«
Sigbrit Holland hatte Glück gehabt. Bereits nach zwei verlängerten Mittagspausen – die ihr nur mit Schwierigkeiten keinen Ärger in der Bank eingebracht
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