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Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Titel: Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Mann?“
    „Wir sind keine Hasenfüße“, sagte Herr Siegram fröhlich, wobei er dem hübschen Burschen in den Haarschopf griff. „Oder sind wir das, Aimo?“
    „Oh nein, Herr Siegram“, hauchte der Jüngling.
    „Ich biete Euch dennoch an“, sagte ich, „mit uns ein Stück im Schutze unserer Gesandtschaft zu reisen. Bis Fulda werden wir wohl denselben Weg haben.“
    „Ich danke Euch. Aber wir werden sehr früh aufbrechen, noch in der Nacht. Ich pflege bei Sonnenaufgang zu dichten, es ist meine beste Schaffenszeit. Außerdem will ich nicht wieder die Eifersucht Eures Begleiters reizen, des künftigen Schwiegersohns unseres Königs.“
    Herr Siegram sah zu Odo hinüber und schürzte seine vollendet geformten Lippen zu einem kleinen ironischen Lächeln.
    Ich grüßte ihn und kehrte an meinen Platz zurück.
    Inzwischen war die Zentgräfin wieder erschienen. Sie winkte Herrn Hauk und beide traten auf uns zu. Frau Begga nahm das Wort und entschuldigte zunächst ihre Tochter, weil sie sich um so hohe Gäste nicht kümmerte. Leider sei sie erkrankt, sei still und in sich gekehrt, habe Fieber und könne sich nicht vom Lager erheben. Chrodelind sei immer ein sehr empfindsames Geschöpf gewesen und nun habe sie wohl auch der Kummer über die lange Trennung von Vater und Ehemann niedergeworfen. Nicht einmal Herr Siegram mit seinem wundervollen Gesang habe sie aufheitern können. Aus Erfahrung wisse man zwar, dass solche Zustände vorüber gingen. Gebete und mütterliche Pflege würden Seele und Leib der jungen Frau wieder stärken. Im Augenblick aber müsse man vorsichtig sein. Um die Kranke zu schonen, habe man sie hier in der Kammer gebettet, da es draußen, im Schlafhaus der Familie, zu unruhig sei. Man ahnte ja noch nicht, dass man Besuch bekommen würde. Die Aufregung für die Geschwächte würde aber noch größer, wenn man hier nebenan im Saal, dem einzigen Raum des Anwesens, wo man so hohe Gäste unterbringen könne, ein Lager errichte.
    Um es kurz zu machen: Die Zentgräfin bat uns, die Nacht bei ihrem Schwager Hauk zu verbringen.
    „Nur ein kleines Meilchen von hier entfernt“, sagte er. „Ein Flohsprung!“
    Natürlich waren wir einverstanden. Das Mahl war beendet, wir brachen auf. Unter einem Schwall von Entschuldigungen geleitete uns Frau Begga hinaus ans Tor. Bevor wir losritten, kam es noch zu einem Zwischenfall. Odo und ich mussten unsere Leute erst suchen, die es sich in einer der niedrigen, strohgedeckten Hütten beim Hofgesinde bequem gemacht hatten. Fulk und der fadendünne Rouhfaz hatten schon dralle Mägde im Arm. Sie murrten und wollten sich nicht erheben. Da zog Odo sein Kurzschwert und trieb sie unter Flüchen und Drohungen hinaus.
    Der wahre Grund seines Zornesausbruchs war aber ein anderer. Als wir alle schon Abschied genommen hatten, war Herr Siegram im Saal zurückgeblieben. Er machte keine Anstalten, uns zu folgen. Wir hörten noch, wie er dem Diener befahl, ihm seine Decken und Felle zu bringen.
    Es waren nicht mehr als tausend Doppelschritte zurückzulegen, um das Anwesen des Herrn Hauk zu erreichen. Unser Gastgeber ging voran, die Reiter führten ihre Tiere am Zügel. Noch einmal ein sanfter Hügel, ein Wäldchen … dann sahen wir im Mondlicht das Schattenbild einer burgartigen Anlage. Wir durchquerten nicht ohne Mühe das halb mit Steinen gefüllte Bett eines ausgetrockneten Bachs oder Grabens und folgten einer schadhaften Palisadenwand, bis sich ein Tor vor uns auftat. Ein paar Hörige des Hauk mit Kienfackeln und eine Meute bellender Hunde empfingen uns.
    Im Unterschied zum Herrenhof wurde dieses Anwesen das „Castell“ genannt. Der Bruder des Zentgrafen hatte sich auf den Trümmern einer römischen Grenzfestung eingerichtet, die in dem halben Jahrtausend nachrömischer Zeit abwechselnd immer mal wieder bewohnt und verlassen worden war. Gegen den hellen Nachthimmel zeichnete sich ein nur über Leitern zugänglicher ehemaliger Wachturm ab, der nun als Herrenhaus diente. Von Stein und mit Ziegeln gedeckt waren auch der Saal und ein winziges Kirchlein. Die Palisadenwand wurde stellenweise von einer aus Quadern grob gefügten Mauer abgelöst. Alles schien in baufälligem Zustand zu sein. Früher war das Castell Teil eines Königsgutes gewesen. Zusammen mit ein paar Äckern, Wiesen und Wäldern aus ehemaligem Klosterbesitz war es dem verdienstvollen Königsvasallen Hauk als Benefiz überlassen worden.
    Wir verlangten gleich nach unseren Nachtlagern und erhielten sie zugewiesen.
    Hauk

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