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Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Titel: Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Kahlschädel, begehrte auch einige Male auf, zuckte dann aber bekümmert die Achseln und schwieg endlich. Wieder krümmte er sich förmlich unter Frau Beggas zornigen, verächtlichen Blicken. Schließlich nickte er, wandte sich ab und gab einem der Männer, die an der Tür standen, ein Zeichen. Der trat zu ihm, nahm in unterwürfiger Haltung Anweisungen entgegen und eilte davon.
    Frau Begga blieb derweil dort, wo sie war, und beobachtete eine Zeitlang die Leute im Saal. Der Blick, den sie unter ihren langen, dichten Wimpern, aus ihren künstlich vergrößerten Augen auf uns warf, konnte der einer aufmerksamen Hausfrau sein, die sich überzeugen wollte, ob die Gäste zufrieden waren. Ich bildete mir vielleicht nur ein, dass er längere Zeit auf mir ruhte. Als hätte ich aus irgendeinem Grunde nötig gehabt, mich unverdächtig zu machen, begann ich, meinem anderen Tischnachbarn, dem Priester, gegen den ich bisher nur einsilbig gewesen war, wortreich eine Reisebegebenheit zu erzählen.
    Der Blick der Dame ruhte dann lange und, wie mir schien, düster und nachdenklich auf Herrn Siegram, der etwas abseits von uns saß und auf einen dunkelhaarigen Jüngling einsprach, wohl seinen Diener und Reisebegleiter. Dann sah ich, wie Frau Begga sich halb abwandte und einen Schlüssel vom Gürtel hakte. Sie stieg das Treppchen zur Kammer hinauf und die kurze Verzögerung auf der Treppe zeigte an, was man hinter ihrem Rücken nicht sah – dass sie den Schlüssel einpasste und drehte. Sie öffnete die Tür, trat ein und schloss sie wieder. Das war der erwähnte Augenblick, da meine Aufmerksamkeit auf die Tür gerichtet war, während sie noch einmal kurz aufging. Aus dem Dunkel der Kammer sah ich den feurigen Stein des Kreuzes blinken.
    Inzwischen hatte sich Odo, der neben mir auf der Bank saß, in eine Unterhaltung mit dem jüdischen Kaufmann vertieft. Einigen Brocken, die ich auffing, entnahm ich, dass sie über das Emirat und die hispanische Halbinsel sprachen., Dies war eines von Odos Lieblingsthemen, Erinnerung an den verunglückten Pyrenäen-Feldzug des Königs, den er als junger Krieger mitgemacht hatte. Der Jude mochte sich dort unten noch besser auskennen, jedenfalls fesselte er Odo mit Auskünften und Anekdoten.
    Mir war es recht. So tat ich, was ich mir gleich nach unserem Eintritt in den Saal vorgenommen hatte. Ich erhob mich und trat zu Herrn Siegram.
    Der Sänger hatte sein Mahl beendet und klimperte ein bisschen auf der Harfe. Er summte und trällerte, sang auch mal einen Vers oder zwei, und sein junger Diener stimmte ein, sie lachten sich zu und sangen gemeinsam. Ein paar Zuhörer standen um sie herum und als Siegram ein frommes Liedchen begann, stimmte auch ich ein und sang sämtliche Verse. Der Sänger lobte mich spöttisch. So würden also die Herren Königsboten, die ihn unterbrochen hatten, seinen Auftritt zu Ende führen.
    Ich tat nun, was ich mir vorgenommen hatte.
    „Verzeiht uns“, sagte ich. „Es war nicht unsere Absicht, Euch zu stören. Ich hätte Euern Vortrag gern länger gelauscht.“
    „Aber wozu entschuldigt Ihr Euch?“ Der Sänger neigte sich mir zu, damit die Männer vom Zenthof ihn nicht hören konnten. „Ich habe nur ein wenig gesungen, um mich für das Nachtlager zu bedanken. Und weil die Hausherrin mich so dringend gebeten hat. Das sind doch hier Bauern, fast Barbaren. Was verstehen die von meiner Kunst? Sie konnten dem Inhalt des Vortrags gar nicht folgen. Bemerkt Ihr, dass Dünste aus dem Stall aufsteigen, der hier unter dem Saal liegt? Wie lästig! Nein, ich bin Euch zu Dank verpflichtet. Sonst hätte man mich vielleicht genötigt, bis zum Morgengrauen weiter zu singen.“
    „Immerhin hattet Ihr bei den edlen Frauen Erfolg“, sagte ich. „So war Eure Mühe nicht umsonst.“
    „Wir singen nicht, um bei Frauen Erfolg zu haben“, belehrte mich Siegram, mit seiner schmalen, beringten Hand eine Locke aus der Stirn streichend. „Die hohe Kunst des Gesanges dient höheren Zielen. Wir sind das Gedächtnis des Volkes, wir bewahren Ereignisse, Taten und Leidenschaften vor dem Vergessen. Für euch Kirchenmänner sind wir wohl weniger wichtig, ihr kennt ja nur eine Tradition. Doch für die Herrschenden sind wir unentbehrlich. Nur sie sind das Publikum, das uns ansteht.“
    „So nehme ich an, dass Ihr dorthin unterwegs seid, wo Ihr ein solches Publikum findet.“
    „Ich werde in Thüringen erwartet. Alle Großen haben mich eingeladen.“
    „Ihr reist nur zu zweit? Mit diesem jungen

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