Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache
gleich, ich würde mich mit Goldkehlchen einigen“, sagte Odo zufrieden, als er mir die Geschichte erzählte.
„Das nennst du einigen? Und wenn er nun zum Hofgericht geht und uns anklagt?“
„Wo denkst du hin! Er wird sich hüten.“
„Aber der Junge gehört ihm. Er kann zumindest verlangen …“
„Nichts wird er verlangen.“
„Und warum nicht? Was macht dich so sicher?“
Odo grinste nur und pfiff vor sich hin.
„Willst du es mir nicht endlich sagen?“, drängte ich. „Du wirfst ihm doch irgendetwas vor, was ihn andererseits in deinen Augen entlastet hat. Wie kam es, dass du nach seiner Festnahme plötzlich der Meinung warst, er sei unschuldig? Vorher hattest du ihn wütend verfolgt!“
„Verstehst du wirklich nicht?“
„Wie fandest du ihn?“
„Du meinst, auf der Blumenwiese? Bekränzt! Und außer mit Dichten und Harfeschlagen noch mit einer anderen Kurzweil beschäftigt. Die soll mal in Sodom sehr beliebt gewesen sein, weshalb sie im Reich unseres frommen Alten verboten ist. Es ist also besser, der Junge bleibt hier. Der späte Hellene hat das eingesehen, wenn auch zähneknirschend.“
Und damit beende ich meine Erzählung, mein lieber Volbertus.
Ich habe das letzte Blatt Pergament beschrieben, unsere Vorräte sind erschöpft. Sie haben gerade noch für einen Bericht an den Herrn Pfalzgrafen gereicht, damit recht bald über die Neuvergabe der erledigten Benefize entschieden wird. Ich hoffe, im Skriptorium von Fulda werden mir meine alten Bekannten aus der Verlegenheit helfen. In drei Tagen wollen wir dort sein.
Gerade kommt Odo von seinem ersten Ausritt zurück.
Weißt Du, was er mir zuruft`?
„Mach endlich Schluss mit der Schreiberei! Wie lange willst du uns noch damit aufhalten?“
Er sprüht schon wieder vor Tatendrang. Unbedingt will er sich auf dieser Reise die Grafschaft verdienen. Und die Prinzessin Rotrud hat er sich noch immer nicht aus dem Kopf geschlagen.
Auf nach Sachsen! Die Spur des verschollenen Theofried harrt der Entdeckung. Sobald es sich lohnt, berichte ich Dir.
Leb wohl!
Dramatis personae
Im Laufe der Handlung auftretende oder namentlich erwähnte Personen
Karl , König der Franken und Langobarden
Odo , Vasall des Königs (Königsbote)
Lupus , Mönch und Diakon (Königsbote)
Hrotbert , Graf
Mommo , Zentgraf
Begga , seine Gemahlin
Muthgard , seine frühere Gemahlin
Chrodelind , seine Tochter,
Farold , sein Schwiegersohn
Hauk , Gutsherr, Bruder des Mommo
Arnfried , ein Verwandter der Brüder, Gutsverwalter
Siegram , Dichter und Sänger
Aimo , sein Begleiter
Adalmar , Dichter und Sänger, erster Gemahl der Begga
Am Hofe
Fastrade , Königin, Karls Gemahlin
Rotrud , Karls älteste Tochter
Der Erzkaplan
Der Kanzler
Unterwegs
Ein Pferdehändler
Ein Köhler
Auf dem Salhof und im Castell
Petrissa, Schankwirtin
Witzlaw , ihr Sohn
Celsa , Magd
Ermelinde , Bäuerin
Blado , Wilderer
Frambert , sein Sohn, Wilderer
Ein alter Knecht
Im Gefolge der Königsboten
Rouhfaz , Diener und Schreiber
Fulk , Anführer des Schutztrupps
Drei Männer des Schutztrupps
sowie die beiden animalischen Reiseteilnehmer
Impetus , ein Grauschimmel
Grisel , ein Esel
Glossar
ad vicem nostram
(lat.) an Unserer Stelle
Allodbauern
freie Bauern mit vererbbarem Eigentum an Grund und Boden
Benefiz
(von lat. beneficium – Wohltat, Verdienst) aufgrund erwiesener Dienste übertragenes Gut oder Recht
Brünne
Schutzgewand aus eisernen Ringen und Schuppen
Friedelehe
(von ahd. friudila – Geliebte) eine aus dem germanischen Recht übernommene Eheform, bei der die Frau sich nicht unter die Vormundschaft ( munt ) des Mannes begab und so eine freiere, wen auch weniger gesicherte Stellung erlangte
Hufe
etwa die eine Bauernfamilie ernährende Nutzfläche (zwischen 7 und 15 Hektar)
Kebsweib oder Kebse
(von ahd. Kebisa – Magd) nicht rechtmäßig angetraute, d.h. nicht durch Erlegung eines Brautpreises erworbene Nebenfrau
Lex Salica
das Volksrecht der salischen Franken, bereits unter König Chlodwig um 510 aufgezeichnet. Eine Lex Saxonum kam auf Veranlassung Karls des Großen im Jahre 802 zustande
Mancusus
(eigtl. manqush ) arabische Münze
Merowinger
das Königsgeschlecht, das seit dem späten fünften bis zum mittleren achten Jahrhundert im Frankenreich herrschte. Der Vater Karls des Großen, der Hausmeier Pippin, entthronte 751 den letzten Merowinger und begründete damit die Herrschaft der Karolinger
per verbum nostrum
(lat.) Auf Unser Geheiß; mit dem
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