Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
Vom Netzwerk:
dein Narr dich etwa angeführt, Onkelchen?“ rief sie.
    „Du Schuft!“ schrie Rocco auf den sich am Boden Wälzenden ein. „Wahrhaftig, du warst es, verfluchter Wicht! Weil du mir schaden wolltest, du Lump! Dabei frißt er mein Brot, der Elende, mästet sich auf meine Kosten! Wäre nicht deine Schwester, meine Gemahlin, würde ich dich so lange prügeln, bis deine verdammte Seele zur Hölle fährt!“
    „Aber was habe ich denn getan, mein feuerspeiender Held und Wohltäter?“ winselte Drog.
    „Du fragst noch, was du getan hast? Nach dreißig Tagen sollten wir kommen, so war es mit Ebrachar vereinbart. Denkst du, ich kann nicht bis dreißig zählen? Zuerst die zehn Finger, dann die zehn Zehen, und zum Schluß die zehn Knöpfe meines Wamses … so einfach war das! Jeden Tag hab ich an den Pfosten vom Kuhstall mit dem Messer 'ne Kerbe gemacht. Die Knöpfe habe ich sogar abgerissen, um ganz sicher zu gehen. Acht waren schon ab, zwei noch übrig, und trotzdem waren's schon dreißig Kerben. Darüber hab ich mich gleich gewundert. Ich dachte, ich hätte mich verzählt … dabei hast du die zwei Kerben heimlich dazugeschnitten! Damit wir zwei Tage zu früh kommen, ungelegen, und dem Hausherrn zur Last fallen!“
    „Das war ich nicht!“ heulte Drog, wobei er sich aufraffte und hinkend in Sicherheit brachte. „Du hast dich tatsächlich verzählt, o mein scharfsinniger Rechenmeister! Hast zwei deiner edelgeformten rosigen Finger doppelt gezählt. Hättest du sie dir abgerissen wie die Knöpfe, wäre dir das nicht passiert!“
    „Was sagt Ihr zu diesem Haufen Unrat?“ wandte sich Herr Rocco an Odo. „Er macht sich noch über mich lustig! Dabei wäre er ohne mich längst verreckt. Er ist es gewesen, ich schwöre es Euch. Hätte ich ihn nur zu Hause gelassen! Vielleicht führt er etwas im Schilde, das weiß man ja nie bei solchen Narren! Er wäre imstande …“
    „Wenn Ihr erlaubt“, unterbrach ihn Odo, der zwar herzlich gelacht hatte, aber nun ungeduldig wurde, „so wollen wir nochmals um Einlaß bitten. Ihr habt doch nichts dagegen, daß ich selber die Bitte noch einmal vortrage?“
    „Oh, gewiß nicht!“ stammelte Rocco. „Es ist mir sehr unangenehm, Herr Odo …“
    „Onkelchen!“ ließ sich wieder die Dame Prisca vernehmen. „Wen habt Ihr denn da mit Euch gebracht? Wer sind diese schönen edlen Herren?“
    Odo strich sich galant den Schnurrbart und machte der Dame vom Sattel aus eine Reverenz. Sein Impetus, dieses Klügste der Pferde, verstand sofort und stieg wiehernd auf die Hinterbeine.
    Die Dame lächelte und klatschte entzückt in die Hände. Auch Heiko, Fulk und die Recken erwiesen ihr nun ihre Ehrerbietung. Nur Rouhfaz und ich verharrten grußlos. Mit den ‚schönen edlen Herren‘ waren wir beide wohl nicht gemeint.
    Odo wollte die Dame anreden, aber Rocco brüllte bereits:
    „Das ist Ebrachars Vetter, Herrin! Mit seinem Beichtvater und Gefolge, nach Paris unterwegs! Wenn man schon uns draußen stehenläßt, weil wir zu früh kommen … ist es vielleicht eine Art, so mit Verwandten umzugehen?“
    „Beruhigt Euch nur, meine Herren, man wird Euch gleich einlassen!“ tönte es vom Turm zurück. „Ich hatte Euch von weitem bemerkt und einen Boten an meinen Schwager geschickt. Da sehe ich ihn schon kommen!“
    Die Dame streckte den Arm aus und deutete in eine Richtung, nach der wir gleich alle unsere Köpfe wandten. Wir bemerkten zwei Reiter, die sich in schnellem Trab näherten.
    Ich betrachtete den Mann mit Interesse, dem nachgesagt wurde, er habe seinen Halbbruder Gundobad umgebracht.
    Es war ein gedrungener Kerl mit dickem, kraushaarigem Schädel, kurzen Beinen und den schroffen, eckigen Gesten eines Panzerreiters. Kerzengerade saß er zu Pferde, mit steifem Nacken, die Brust herausgedrückt. Sein Name, Cleph, erinnerte an einen König der Langobarden, des Volkes, dem seine Mutter entstammte. Herr Ebrachar hatte sie, wie ich später erfuhr, vor über dreißig Jahren von einem der italienischen Feldzüge König Pippins, des Vaters unseres Herrn Karl, aus Pavia mitgebracht. So war dieser Cleph als Unfreier geboren und aufgewachsen und erst spät, nach dem Tode der Mutter, von seinem Vater in den Stand der Freien erhoben worden. Unübersehbar trug er ein Gehabe zur Schau, das Männer annehmen, die eine gewisse Stellung errungen haben, doch den Verdacht nicht loswerden, daß man sie ihrer niederen Herkunft wegen verachte. Seine Rede war knapp, er warf trotzige Blicke um sich. Im Gürtel

Weitere Kostenlose Bücher