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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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trug er blinkende Waffen, und gekleidet war er nach fränkischer Herrenart. Er wirkte auf mich wie ein Schütze, der vorsorglich seinen Bogen gespannt hat, stets und zu jeder Zeit bereit, seinen Pfeil abzuschießen.
    Er sprengte heran, den Knecht, der ihn geholt hatte, hinter sich, grüßte kurz und musterte unsere Reihen mit Feldherrnblick. Herr Rocco nahm augenblicklich das Wort. Er beklagte die verfrühte Ankunft, schimpfte auf seinen Narren Drog, beschwerte sich über die schlechte Behandlung. Cleph hörte mit unbewegter Miene zu und fuhr dabei fort, in die Gesichter zu starren. Die Leute des Rocco schien er zu kennen, er hatte schnell die Fremden entdeckt, nämlich uns. Als er mich bemerkte, erschien auf seinem Gesicht ein verächtliches Grinsen, und mit einer Geste, die dem Rocco wie ein Dolchhieb das Wort abschnitt, sagte er:
    „Was sehe ich? Habt Ihr nun auch schon Kuttenträger in Euerm Gefolge, Herr Rocco? Seid wachsam, sie stehlen wie die Raben!“
    Mir fiel vor Verblüffung keine Antwort ein. Einige Knechte hinter mir lachten beifällig. Auch von den Zinnen des Tores tönte Gelächter. Doch da sagte Odo, an den Cleph gewandt, laut und mit unnachahmlicher Herablassung:
    „Bist du der Bastard meines Vetters Ebrachar?“
    Der Cleph riß den Kopf herum, als habe er eine Ohrfeige erhalten.
    „Ich bin der Sohn des Herrn Ebrachar!“ stieß er hervor.
    „Nun, das meine ich doch, sein Bastard. Ich erinnere mich an dich. Du warst als Knabe schon frech und ungehobelt. Deshalb wundert mich nicht, daß du einen berühmten Rechtsgelehrten beleidigst. Aber das können wir dir natürlich nicht durchgehen lassen. Wenn du dich nicht unverzüglich vor ihm in den Staub wirfst und um Vergebung flehst, muß ich dir beibringen, was sich gehört!“
    Ich wollte erschrocken abwehren, aber Odo hatte bereits sein Schwert gezogen. Der Cleph saß stocksteif im Sattel und rührte sich nicht.
    „Ihr seid von Sinnen!“ stammelte er. „Ihr wagt es …“
    „Du nimmst dir viel Zeit. In den Staub! Auf die Knie!“
    „Ihr habt hier nichts zu befehlen. Ich bin es, der hier Befehle gibt!“
    „Dann wird es Zeit, daß du zu gehorchen lernst.“
    „Mit welchem Recht …“
    „Dem Recht des Beleidigten.“
    „Ich hätte Euch beleidigt?“
    „Nicht mich. Den König!“
    „Den König?“
    „Der Diakon Lupus ist sein Stellvertreter.“
    „Ihr macht Euch über mich lustig. Der Mönch dort …“
    „… ist Königsbote! Wie ich selber übrigens auch. Damit hätten wir uns wohl vorgestellt. Zu viel Ehre für einen wie dich. Und nun auf die Knie!“
    „Königsboten?“ stöhnte Herr Rocco. „O heiliger Martin von Tours … hohe Herrschaften … He, ihr Knechte da oben auf dem Tor! Schnell, schnell! Ruft den Herrn! Es sind Abgesandte des Königs gekommen! Einer von ihnen ist sein Verwandter. He, du dort, sag es ihm, lauf!“
    Der Cleph war offensichtlich in größter Verlegenheit. Was immer er jetzt tat, es mußte zu seinem Nachteil ausgehen. Einen Atemzug lang starrte er auf die vor ihm tanzende Schwertspitze. Dann warf er plötzlich den Kopf herum und sah hinauf nach dem Turmfenster.
    Dort lehnte mit gekreuzten Armen die edle Frau Prisca und blickte mit unbewegter Miene herab.
    In diesem Augenblick pries ich mein Los, das mir die Tyrannei eines solchen Blicks ersparte. Auf mich sieht nur Gott herab, der im allgemeinen nachsichtig ist und nicht allzuviel von mir erwartet. Was haben Frauenblicke nicht alles angerichtet! Sie haben Kriege ausgelöst, ganze Völker ins Verderben gerissen. Wie viele Männer haben sie dazu gebracht, die schlimmsten Torheiten zu begehen. Auch Cleph beugte sich, er konnte nicht anders. Und bei aller Hochschätzung meines Freundes Odo: Er war nie faul, wenn es um unsere Ehre ging, aber es war wohl dieser Frauenblick, der ihn erst richtig in Hitze brachte.
    Mit den Worten „Wer immer Ihr seid, diese Sprache erlaube ich nicht!“ zog auch der Cleph sein Schwert, und schon stoben die Funken. Der Langobarde drängte sein Pferd gegen Impetus und focht gleich so ungestüm, daß Odo zurückweichen mußte. Er tat es mit Anstand und einer Miene, als wolle er einem ungezogenen Kind seinen Willen lassen. Da er den längeren Arm hatte, wehrte er die wilden Hiebe sogar mit einer gewissen Lässigkeit ab. Er war in seinem Element, seine Augen funkelten, sein Schnurrbart schien sich vor Vergnügen zu sträuben.
    „Aufgepaßt!“ rief er plötzlich. „Jetzt wird es ernst, mein kurzer Held!“ Und tatsächlich machte

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