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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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mich Odo am Arm.
    „Einer, der Zähne ausreißt, sagst du?“
    „Ja. Sein Name ist Zacharias.“
    „Ist das ein Kerl, der aussieht wie ein Schwein mit Wolfsrachen und Rattenaugen?“
    „Die Beschreibung ist eigenwillig, aber nicht unzutreffend.“
    „Ein Zahnbrecher … ja! Der war dabei! Und außerdem noch ein dritter, ein Medicus … ein winziges Männchen, fast ein Zwerg.“
    „Wovon sprichst du?“
    „Von diesem Fabiolus und seinen Kumpanen. Jetzt erinnere ich mich genau: Es war auf dem Markt von Soissons, vor etwa fünf Jahren. Ein Zelt, ein Stuhl, ein paar Messer und Zangen … und diese drei, alle griechisch gekleidet. Sie nannten sich Schüler des Hipp…“
    „Hippokrates.“
    „Ja! Der Fabiolus lockte die Leute an, indem er sich zeigte und Geschichten erzählte. ‚Zur Unterhaltung und Belehrung!‘ Früher, erzählte er, sei er ein Krüppel gewesen, mit Brüchen, Geschwüren und faulen Zähnen. Dann aber sei er an die beiden anderen geraten, und nun … Natürlich wollten alle so schön und gesund sein wie er! Auf dem Stuhl hinter ihm wurde fleißig gebrannt, geschnitten, gerissen. Das Geschäft ging nicht schlecht …“
    „Und du irrst dich nicht?“
    „Was den Fabiolus betrifft … bestimmt nicht. Er ist es! Aber wie ist dieser Schlingel ins Kloster gekommen?“
    „Und vor allem: Wie ist er Priester geworden?“
    Diese Fragen mußten vorerst unbeantwortet bleiben. Wir hatten unser Schlafhaus erreicht. Hinter dem Vorhang dröhnte das Geschnarche der Schläfer. Rocco, Bobo und Drog hatten sich wohl längst zur Ruhe begeben.
    „Hoffentlich bringen sie mich morgen früh auf die Beine. Sie sollen mir Wasser ins Gesicht schütten!“ sagte Odo und verschwand in der casa.
    Ich wollte nach ihm eintreten. Da aber spürte ich ein dringendes Bedürfnis des Leibes, das ich schon mehrmals unterdrückt hatte. Hinter den Schlafhäusern seien Latrinen, hatte man uns gesagt. Notgedrungen machte ich mich dorthin auf. Zwischen zwei Häusern ruderte ich durch Gestrüpp und gelangte auf eine Wiese. Jetzt brauchte ich nur noch den Gerüchen zu folgen. Ein paar strohgedeckte Hütten standen am Rande. Ich trat gleich in die erste ein, aber erschrocken fuhr ich zurück. Aus dem Dunkel glotzte mich eine Kuh an.
    In die anderen Hütten wagte ich mich erst gar nicht. Ich stapfte weiter über die Wiese. Gleich hinter den letzten Hütten erhob sich der Turm, rund, massig und düster. Neugierig blickte ich nach den oberen Fenstern, und es schien mir auch jetzt, als nähme ich einen Lichtschimmer wahr.
    Ich verlangsamte meine Schritte. Es war auch besser, den Blick nicht nach oben, sondern vor die Füße zu richten. Einige Male trat ich in etwas Flüssiges, Schlammiges. Obwohl es dunkel war, ließ meine Nase mich nicht im Zweifel, um was es sich handelte. Ratsam war es, hier haltzumachen und die Erleichterung auf der Stelle zu suchen. Also raffte ich meine Kutte, ging in Stellung und tat, was notwendig war. Auf einmal vernahm ich hinter mir ein Geräusch. Ich erschrak und rührte mich nicht. Zu angestrengt mit dem Körper beschäftigt, hatte ich nicht die nötige Geistesgegenwart. Schließlich wandte ich den Kopf, doch zu spät.
    An der Mauer des Turms glitt ein Schatten herab. Kaum nahm ich ihn wahr, da verschwand er schon. Ich hörte ein Platschen, dem ein paar Schmatzlaute folgten.
    Dann war es still. Weiter war nichts zu bemerken. Eine Weile hockte ich da und lauschte. Darauf erhob ich mich und bewegte mich ein paar Schritte auf die Stelle des Turms zu, von wo die Geräusche gekommen waren. Meine Füße versanken wieder im Unrat, ich mußte die Kutte bis zu den Knien heben. So blieb ich stehen.
    Ich beugte mich vor und starrte auf die dunkle Oberfläche der Grube vor mir. Sie war glatt, nur hier und da ragten dürre Sträucher heraus. In einem von ihnen hing etwas, das ich aber nicht gleich erkennen konnte. Ich mußte deshalb noch ein paar Schritte machen, damit sich von meinem Blickpunkt aus der Schatten gegen die helle Turmwand abhob.
    Nun war es besser. Es schien mir ein Tier zu sein, was da hing. Eine tote Katze, aus dem Fenster geworfen? Vielleicht war es nur ein altes Kleidungsstück. Nein, ein Kopf war zu erkennen. Oder war es nicht der Kopf eines Tiers, sondern eine menschliche Hand? Je länger ich hinstarrte, desto sicherer wurde ich: Es waren gespreizte Finger, ein Arm, eine Schulter …
    Das war das letzte, was ich wahrnahm. Meinen Schädel durchzuckte ein heftiger Schmerz. Ein Schlag hatte mich von

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