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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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seiner casa sein.“
    „Und der andere?“
    „Fabiolus? Der ist dort hinaus.“ Der Vilicus deutete nach der kleinen Pforte. „Auf das Tor zu, das die Hirten benutzen. Ein Knecht hat ihn rennen sehen.“
    „Er rannte? Warum? Um noch zurechtzukommen, bevor es verschlossen wird?“
    „Verschlossen ist es schon lange. Seit Sonnenuntergang.“
    „Kann er trotzdem hinaus?“
    „Die Wächter kennen ihn.“
    „Ist das der kürzeste Weg zum Kloster?“
    „Ja.“
    „Wie weit ist es entfernt?“
    „Knapp zwei Meilen.“
    „Warum hat er es nur so eilig?“ fragte Odo, sich an mich wendend. „Um für meinen Vetter zu beten?“
    Ich wußte darauf keine Antwort. Cleph fragte in respektvollem Ton, ob sein Onkel für ihn noch Befehle habe.
    „Geh jetzt schlafen, mein kurzer Held“, sagte Odo, „damit du dich morgen früh nicht zur Jagd verspätest.“
    „Verzeiht bitte, aber ich werde nicht mitkommen“, erwiderte nach einigem Zögern der Vilicus.
    „Warum nicht?“
    „Es ist besser. Ich habe hier meine Pflichten. Das Fest muß ja vorbereitet werden. Aber ich werde vor Tage auf sein, damit die Knechte bereit sind und nichts an der Ausrüstung fehlt.“
    Dagegen hatte Odo nichts einzuwenden. Er entließ den Cleph, der im nächsten Augenblick im Gebüsch verschwand.
    Ich verstand schon, warum der Vilicus nicht mit seinem Bruder Sigiwald auf die Jagd gehen wollte. Allerdings hatte ich seit unserem Aufbruch von der Quelle keine Gelegenheit gehabt, mit Odo unter vier Augen zu reden. So wußte mein Amtsgefährte nicht, welcher Verdacht auf dem unfrei geborenen Sohn der Langobardin lastete. Er vermutete etwas anderes.
    „Der Kurze hat eine lange Nacht vor sich“, knurrte er. „Würde mich wundern, wenn er tatsächlich vor Tage auf ist.“
    „Und warum sollte er es nicht sein?“ fragte ich.
    „Weil ihn die Rappenstute erwartet. Die auf dem Turm. Sie ist seine Geliebte.“
    „Woher weißt du das?“
    „Hab mich erkundigt. Was meinst du, Vater? Ist das nach fränkischem Recht nicht Blutschande? Mit der Witwe des Bruders …?“
    „Seit wann bist du so engherzig?“
    „Nun, es empört mich“, sagte der Heuchler und blickte seufzend hinauf zu einem der Turmfenster, hinter dem sich ein Lichtschimmer zeigte. „Der Schuldige müßte exkommuniziert, geächtet und außer Landes gejagt werden.“
    „Und zwar möglichst noch heute nacht, wie? Damit das Bett auf dem Turm dort für einen anderen frei wird.“
    „Einen anderen?“
    „Einen blutschänderischen Onkel. Einen, der es auf die Schwiegertochter seines Vetters abgesehen hat, mit der auch er nach dem Gesetz verwandt ist.“
    „Was? Glaubst du tatsächlich, dieser Onkel sei zu einer solchen Missetat fähig?“
    Er stellte die Frage mit so komischer Verwunderung, daß ich laut auflachte. Er stimmte ein, und unser weinseliges Gelächter tönte durch die nächtliche Stille.
    „Jedenfalls würde ihn ein trauriges Schicksal erwarten“, kicherte ich.
    „Meinst du?“
    „Als Königsbote hätte er ausgedient.“
    „Verflucht, du hast recht.“
    „Und was würde seine Braut dazu sagen!“
    „Arme Rotrud, ferne Geliebte …“
    „Und erst der königliche Schwiegervater! Er würde wieder in Tränen schwimmen. Diesmal vor Kummer!“
    Odo verschluckte sein Lachen und schnaufte.
    „War wohl ein bißchen übertrieben … daß der Alte bei meinem Antrag geweint hat.“
    „Wenn der Schwindel herauskommt, könnte es unangenehm für dich werden.“
    „Alles war ja nicht Schwindel. Das Wichtigste stimmte.“
    „So? Was denn?“
    „Ich bekomme die Rotrud.“
    „Du bist ein Träumer.“
    „In zwei Monaten halte ich um sie an! Dann wird alles eintreffen. Bis auf die Tränen des Alten vielleicht.“
    „Er wird bei deinem Antrag nicht weinen, sondern sich halbtot lachen. Ein kleiner Vasall, fast mittellos, und seine älteste Tochter …“
    An diesem Punkt seiner Ehre getroffen (er glaubt ja tatsächlich daran, einmal der Schwiegersohn König Karls zu werden), stritt Odo ein Weilchen mit mir herum, und ich fuhr fort, ihn zu necken. Ich mußte allerdings zugestehen, daß die Wirkung seiner Aufschneiderei im Ganzen erfreulich und nützlich war. Vetter Ebrachar hatte Mut gefaßt, sein Unternehmungsgeist war zurückgekehrt. Die erbschleicherischen Brüder aber waren erst einmal abgewiesen. Wir mußten lauthals lachen, als wir uns des geschickten Manövers erinnerten, mit dem wir das Testament an uns gebracht hatten.
    „Zum Glück hast du gleich begriffen, Vater, und

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