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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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meiner Kutte versenkt. Ebrachar starrte töricht auf die Feder, die er immer noch wie eine Lanze gepackt hielt.
    Alle anderen hielten den Atem an.
    Fabiolus hatte sich nicht gerührt, während mein Amtsgefährte sein ‚Primo, secundo‘ vortrug. Odos Kenntnisse des Lateinischen beschränken sich im wesentlichen auf diese fünf Ordnungszahlen, die er häufig und sehr wirkungsvoll anbringt. So auch diesmal. Nach dem ‚tertio‘ hatte der Pater begriffen, daß siebzehn Güter, zwölf Dörfer und alles Weitere vorerst verloren waren. Man sah ihm an, daß er fieberhaft nachdachte. Er senkte das Haupt so tief, daß die sonst kaum bemerkbare kleine, kokette Tonsur sichtbar wurde, um die sich die braunen Locken ringelten. Als er uns das Gesicht wieder zuwandte, hatte er sich in einen zornigen Engel verwandelt.
    Ein paar Schritte, und er war an der Tür. Seine Augen glühten. Seine Arme bewegten sich wie Schwingen.
    „Ich werde heute nacht für Euch beten! Aber nicht unter Euerm Dach!“ rief er dem erschrockenen Ebrachar zu.
    Fort war er, wie auf Gewitterwolken.
    „Fabio!“ murmelte Ebrachar. „Fabio …“
    Bei uns anderen entlud sich die Spannung in einem Regenguß ungehemmter Heiterkeit. Herr Rocco schüttelte sich vor Vergnügen, wobei er immer wieder schrie, dies sei ein Triumph, und er habe ihn miterkämpft. Cleph warf bewundernde Blicke auf Odo. Sigiwald, voller Übermut in seiner Vorfreude auf die Jagd, stieg auf die Bank, nahm die graziöse Haltung des Paters ein und flötete:
    „Wollt Ihr Gott auf morgen vertrösten?“
    Alles lachte und klopfte sich auf die Schenkel.
    Nur Ebrachar starrte noch immer dorthin, wo sein Fabio verschwunden war. Plötzlich erhob er sich. Odo wollte ihn lachend festhalten, aber er riß sich los, kletterte über die Bank und torkelte nach der Tür.
    „Komm zurück, Fabio!“ rief er hinaus. „Wo willst du denn jetzt noch hin? Bleib hier! So warte doch …“
    Einen Augenblick lauschte er in die Nacht. Dann wankte er, mit den Armen rudernd, die wenigen Stufen in den Garten hinunter. Schon war er verschwunden.
    Unser Gelächter verebbte. Wir warfen uns fragende Blicke zu.
    „Ich gehe ihm nach“, sagte Odo schließlich. Auch wir anderen standen auf und drängten hinaus.
    Die Nacht war schwül. Ein schwerer Duft von Kräutern und Blumen, schon von Fäulnis durchmischt, schlug uns entgegen. Weiße Wolken zogen am Himmel.
    Von Herrn Ebrachar war nichts mehr zu sehen. Ich bemerkte, wie Odo in das Gestrüpp des Gartens eindrang. Cleph folgte ihm. Obwohl meine Beine mich kaum noch tragen wollten, stolperte ich ihnen nach. Hinter uns torkelten Heiko, Fulk und die Recken, untergehakt und sich gegenseitig stützend, unter Gesang und Gegröle ihrem Schlafhaus zu.
    Weit kam ich nicht. Schon am Tage läuft man in diesem Garten ja leicht in die Irre. Wir verständigten uns zwar durch Zurufe, aber wie soll man zueinander finden, wenn Hecken und dichtes Gebüsch den Weg versperren? Und dann hatten sich auch in meinem Hirn ein paar Teufelchen eingenistet, die mich verwirrten und im Kreise herumführten. Warum mußte ich wieder einen Becher zuviel trinken! Plötzlich flammte Feuer in meinem Fuß auf, ich war gegen etwas Hartes getreten. Hinsinkend hielt ich mich fest und stieß mir auch noch den Schädel an einem anderen Schädel, der aber von Marmor war. Es war niemand anders als IUSIMP, und alle römischen Kaiser verfluchend, lag ich gleich darauf vor ihm im Gras.
    Die nächsten Augenblicke waren angefüllt vom christlichen Bemühen, mich von diesem Fußfall vor einem mutmaßlich heidnischen Gewaltherrscher zu erheben. Ich rief ein paar Heilige um Hilfe an, und sie erbarmten sich meiner. Ich stand wieder, wenn auch noch weniger sicher als vorher. Zu meiner Freude sah ich nun aber vor mir die Mauer schimmern. Ich bog ein paar Zweige auseinander, noch ein paar schlingernde Schritte – und da wäre ich fast in das Wasserbecken gestürzt.
    Ein kräftiger Arm riß mich zurück.
    „Nicht so hastig“, sagte Odo. „Wenn euch fromme Väter der Eifer packt, übertreibt ihr gleich immer. Ich habe dort auf dem Grunde schon nachgesehen, dort ist niemand.“
    Seine Hände und sein Gesicht waren feucht, er hatte sich etwas erfrischt. Ich folgte gleich seinem Beispiel. Vor der Mauer zeichnete sich ein Schatten ab. Gleich darauf stand Cleph vor uns.
    „Nun?“ fragte Odo, der neben dem steinernen Neptun auf dem Rande des Beckens saß.
    „Nichts. Von meinem Vater ist nichts zu sehen. Er wird schon in

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