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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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hinten getroffen.
    Alles versank in Finsternis. Ich verlor das Bewußtsein.

6
    E s war noch Nacht, als ich wieder zu mir kam. Ich saß im hohen Gestrüpp, zwischen Disteln und Farnen, den Rücken gegen eine steinerne Wand gelehnt. Fliegen und Käfer krochen auf mir herum. Im Hinterkopf spürte ich einen dumpfen Schmerz. Ich tastete nach der Stelle und fand geronnenes Blut, doch schien die Wunde nicht bedeutend zu sein. Sonst hatte ich, wie ich halbwach und benommen feststellte, keine Verletzungen. Nur die Beule, die mir IUSIMP geschlagen hatte, schien sich an meiner Stirn auf das Prächtigste zu entwickeln. Ein übler Geruch stieg von meinen Füßen auf, die mit verkrustetem Unrat bedeckt waren.
    Ich sank noch einmal in einen Dämmerschlaf, aus dem mich Hundegebell weckte. Es wurde nun hell, in Kürze mußte die Sonne aufgehen. Jetzt sah ich, daß ich an der Seitenwand unserer casa saß, in dem schmalen Durchgang zwischen zwei Schlafhäusern. Links und rechts nahm ich Bewegung wahr. Männer rannten hin und her, Vieh wurde vorübergetrieben. Über die Wiese nebenan galoppierte ein Reiterschwarm. Mehrmals ertönte von irgendwoher ein Hornsignal.
    Der Schmerz im Hinterkopf hatte nachgelassen, doch ich fühlte mich elend. Die kleinen Teufel in meinem Kopf rumorten noch immer, sie machten sich ein Höllenvergnügen, indem sie mit Hämmern gegen meine Stirn schlugen und mit Lanzen auf meine Hirnschale einstachen. Ich versuchte, mich zu erheben, doch das erboste sie, und sie trieben es gleich so arg, daß ich es lieber bleiben ließ. Verzagt schloß ich die Augen und machte nur ab und zu eine schwache, wedelnde Handbewegung, um das Ungeziefer abzuwehren.
    Plötzlich ertönte in meiner Nähe der Ruf: „Hier ist er!“
    Es war Heiko, der sich gleich darauf über mich beugte.
    „Was ist mit Euch, Vater? Ihr seid verletzt? Warum sitzt Ihr hier draußen?“
    „Ich weiß nicht“, sagte ich kläglich. „Irgendwer hat mich niedergeschlagen und dann hierher gebracht.“
    „Niedergeschlagen?“ rief Odo. Das hohe Gras pflügend, trat er heran, den Bogen über der Schulter, den Jagdspieß in der Hand.
    Nun, ich erzählte in kurzen Zügen mein Abenteuer, wobei ich allerdings wegließ, was ich zuletzt gehört und gesehen hatte. Ich war nicht mehr sicher, ob das nicht auch meine Teufelchen waren, die mich mit Gaukelspiel verwirren wollten. Odo meinte, ein Wächter müsse mich zu Boden geschlagen haben. Vermutlich habe er mich, da ich um die Stallhäuser schlich, für einen Viehdieb gehalten. Dann habe er wohl seinen Irrtum eingesehen, mich zu der Stelle geschleppt, wo ich nun saß, und sich lieber verdrückt, bevor er erkannt und für den Angriff auf den Gast seines Herrn bestraft wurde. Wir gaben uns mit dieser Erklärung zufrieden.
    Wieder ertönte das Jagdsignal. Ein Reiter sprengte heran.
    „Wo bleibt Ihr denn, Onkel? Aufgesessen!“
    Es war Sigiwald. Der Rotschopf sprühte vor Eifer. Seine schmächtige Jünglingsgestalt verschwand fast unter den schimmernden, blitzenden Waffen: Schwert, Dolch, Beil, Speer, Bogen und Köcher, prallvoll mit Pfeilen.
    „Erhole dich gut, Vater, und halte die Augen offen!“ sagte Odo zum Abschied. „Und wehre vor allem dem Heiligen Geist, damit er uns nicht im letzten Augenblick noch die Verlobung verdirbt. Sonst ist die ganze Mühe umsonst. Grüße mir meinen Vetter und sage ihm, daß wir mittags zurück sind!“
    Odos Beispiel machte mir Mut, und ich besiegte schließlich die kleinen Teufel. Lange wusch ich mich unter dem löwenköpfigen Wasserspeier. Auch das Rasieren dauerte länger, weil ich dabei nicht sehr geschickt bin und Rouhfaz, der mir die Mühe gewöhnlich abnimmt, sich immer noch unter Zahnschmerzen krümmte. Natürlich hatte ich eine Kutte zum Wechseln bei mir. Um die casa nicht zu verschmutzen, schickte ich einen unserer Recken hinein, damit er mir meinen Ledersack an den Brunnen brachte.
    Als er ihn vor mich hinstellte, sah ich betroffen, daß die Verschnürung gelöst und der Knoten mit einem Messer durchschnitten war.
    „Hast du das gemacht?“
    „Wie werd' ich, Vater! So hab ich den Sack gefunden …“
    Eine rasche Überprüfung des Inhalts ergab, daß nichts fehlte. Doch war der Sack offensichtlich durchwühlt worden. Wer konnte das gewesen sein? Ein flüchtiger Gedanke kam mir: Hatte es der, welcher mich zu Boden schlug, auf meinen Reisesack abgesehen? Aber was hatte er darin gesucht?
    Ich hielt gleich im Garten meine Morgenandacht. Ein Gehilfe des Vilicus teilte mir

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