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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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hatten, gelöst und war völlig versunken.
    „Die Knechte sollen Stangen holen!“ sagte ich.
    Cleph schickte zwei Männer fort. Sie blieben lange aus. Schließlich kam einer zurück, doch ohne Stangen. Von weitem schon rief er:
    „Sie haben den Herrn gefunden!“
    „Und? Lebt er?“ rief Rocco zurück.
    „Lebt! Hat nur geschlafen!“
    „Wo denn?“
    „Im Garten! Unter einem Gebüsch.“
    „Kommt, Vater“, sagte der Vilicus, „sie werden den anderen auch gleich finden.“
    „Um den lohnt es nicht!“ fügte Rocco hinzu. „Warum seinetwegen hier Zeit vergeuden!“
    Auch er ging fort. Cleph blieb zurück und drängte mich nochmals, die sinnlose Suche aufzugeben. Sonst war nur noch einer unserer Recken da, ein Bursche, dessen bevorzugte Waffe ein Speer ist, von dem er sich niemals trennt und der fast das Eineinhalbfache seiner beträchtlichen Körperlänge mißt. Auch in diesem Augenblick hielt er ihn in der Hand.
    „Komm her!“ sagte ich.
    Er gehorchte.
    „Umgehe die Grube! Von der anderen Seite versuche dann, mit der Speerspitze zu ertasten, ob dort unter den Sträuchern ein Körper liegt.“
    „Mit dem Speer in dem Dreck wühlen soll ich?“ fragte er ungehalten.
    „Du hast mich richtig verstanden.“
    „Das ist eine Waffe, Vater!“
    „Ich befehle es.“
    „Da will ich doch lieber erst Herrn Odo fragen.“
    „Herr Odo ist, wie du weißt, auf der Jagd. Du hast also mir zu gehorchen.“
    „Von dem Gestank werde ich ohnmächtig.“
    „Tu, was ich sage!“ schrie ich.
    Er brummte noch etwas, ging aber um die Grube herum und begann widerwillig, mit vor Ekel verzogener Miene, im Schlamm zu stochern. Dabei tauchte er die Speerspitze kaum eine Armlänge ein, um nur die Eisenteile zu beschmutzen, die sich leicht abwaschen ließen.
    „Tiefer!“ befahl ich.
    „Hier ist nichts“, knurrte er. „Wenn Ihr es nicht glaubt, versucht es doch selber!“
    Ich überlegte nicht lange, löste den Gürtel und zog meine Kutte aus. Cleph fing sie auf. Auch die Sandalen ließ ich stehen. Ich nahm den Speer und begann, in den stinkenden Schlamm hineinwatend, kräftig in die Tiefe zu stoßen. Der Speer verschwand bis zum unteren Drittel des Schafts, bis an die Ellbogen wurden meine Arme besudelt. Jauche spritzte mir ins Gesicht. Der Grund war weich, ich fand keinen Widerstand. Immer wütender stieß ich zu.
    „Zurück!“ rief Cleph. „Ihr werdet hineinstürzen!“
    Da bekam ich auf einmal den Speer nicht mehr hoch, er saß fest. Die Spitze war irgendwo eingedrungen. Keuchend machte ich mehrere Versuche. Vergebens. Also gab ich es auf und ging rückwärts. Ich packte den Schaft, so fest ich konnte, und es gelang mir, die Last ruckweise ein Stück zu bewegen. So erreichte ich wieder festen Boden. Jetzt riß unser Recke mir wütend den Speer aus der Hand. Mit Leichtigkeit hob er ihn an, und aus dem Schlamm fuhr, aufgespießt, ein menschlicher Körper. Erschrocken trat unser Recke drei Schritte zurück und warf den Speer samt seiner Last auf die Wiese.
    Zum zweiten Mal an diesem Morgen beugte ich mich unter den löwenköpfigen Wasserspeier und wusch mich. Neben mir stand Cleph, noch immer mit meiner Kutte über dem Arm. Wir schwiegen. Zum Glück war der Schmutz diesmal nicht getrocknet. Ich rieb mich mit einem Tuch ab, warf die Kutte über, gürtete mich und schlüpfte in die Sandalen.
    „Gehen wir!“ sagte ich zu dem Vilicus.
    Mit raschen Schritten traten wir auf das Herrenhaus zu. Durch das frühere Atrium führte er mich nach der Vorderseite des Saalbaus. Am Fuß der Treppe fletschten zwei Hunde die Zähne. Cleph beruhigte sie mit einem Zuruf. Wir stiegen hinauf. Die Saaltür stand offen. An einer Schmalseite des langen, hohen Raums erblickten wir Herrn Ebrachar. Bleich und zusammengesunken saß er auf einem thronartigen, mit Schnitzereien versehenen Stuhl unter dem Fell eines Bären, das hinter ihm an die Wand genagelt war. Zu seinen Füßen kauerte die Ingunde, in Tränen aufgelöst. Breitbeinig, mit verdrießlicher Miene, die Hände auf dem Rücken verschränkt, stand neben ihnen Herr Rocco. Wir traten näher. Ich entbot meinen Morgengruß.
    „Habt Ihr den Pater Fabiolus gesehen? Ist er zurück?“ rief mir Herr Ebrachar entgegen, bevor ich noch etwas vorbringen konnte.
    „Ich habe ihn nicht gesehen.“
    „Ist der Knecht nach dem Kloster geritten?“
    „So wie Ihr es befohlen habt, Vater“, sagte Cleph.
    „Und hast du ihm aufgetragen, daß er Fabio dringend bittet, heute zu kommen?“ Cleph nickte

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