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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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ist. Er kam auch gleich wieder zu sich, und ich sah, daß die Schwellung seiner Backe merklich zurückgegangen war. Auch sein Redefluß lief schon wieder ungehemmt. Er setzte sich ächzend zu mir auf die Bank. Die Stute graste in unserer Nähe.
    Zunächst beklagte sich Rouhfaz, weil ich mich am Morgen nicht um ihn gekümmert hatte. Dann erfuhr ich, daß er sich, da die Schmerzen wütender wurden, auf den Weg zum Kloster gemacht hatte, um sich durch Bruder Zacharias von dem Übel befreien zu lassen. Auf dem Rückweg sei er noch immer mehr tot als lebendig gewesen. Er riß den Mund auf und zeigte mir das blutgefüllte Loch in seinem Unterkiefer.
    Mir schien aber, daß der Bruder gute Arbeit geleistet hatte, denn es war eine saubere Wunde, ohne abgesplitterte Zahnreste und Knochen.
    „So hatte Herr Rocco recht“, sagte ich. „Der Zacharias versteht sein Geschäft.“
    „Er versteht auch noch andere Geschäfte, Vater“, erwiderte Rouhfaz mit vieldeutiger Miene.
    „Was meinst du damit?“
    „Ein Schuft ist er. Ein Dieb, ein Räuber. Vielleicht sogar noch etwas Schlimmeres.“
    „Rouhfaz!“ sagte ich tadelnd. „Mußt du so über jemand reden, der dir geholfen hat?“
    „Wenn es doch aber die Wahrheit ist.“
    „Vielleicht ist der Bruder ein Langfinger. Diesen Eindruck hatte ich gestern selbst. Vielleicht nahm er aber auch an, daß es rechtens war, was er tat.“
    (Ich war plötzlich sehr nachsichtig mit allen Sündern.)
    „Heute konnte er das kaum annehmen“, sagte Rouhfaz unbeirrt.
    „Wieso?“
    „Weil er davonlief und verfolgt wurde.“
    „Wie? Verfolgt? Von wem denn?“
    „Herrn Odo.“
    „Von … Aber was redest du da für Unsinn! Du weißt doch, Herr Odo ist auf der Jagd.“
    „Er hat den Zacharias verfolgt. Ihn und noch andere. Bis an die Klostermauer.“
    „Das hast du gesehen?“
    „Gesehen nicht …“
    „Nun, wie kommst du darauf?“
    „Weil es so war. Weil ich alles gehört habe.“
    „Wann?“
    „Als ich warten mußte. Im Kloster. In einem Krankensaal.“
    „Da hast du es gehört?“
    „Ja. Stimmen, Geräusche …“
    „Du hattest schreckliche Zahnschmerzen, Rouhfaz. Warst kaum bei Sinnen. Bildest dir das jetzt wohl ein.“
    „Wenn Ihr's nicht glauben wollt, Vater, kann ich ja schweigen!“ sagte Rouhfaz und kehrte mir schroff den Rücken. „Fragt doch Herrn Odo selbst, wenn er kommt. Ich sage kein Wort mehr!“
    Es kostete mich einige Mühe, ihn wieder zum Reden zu bringen. Wenn Rouhfaz beleidigt ist, ist er beleidigt. Er kann tagelang schweigen und schmollen. Manchmal frage ich mich, warum ich ihn nicht längst fortgejagt habe. Wahrscheinlich nur, weil ich seine schöne, saubere Schrift schätze, die er in den Klöstern gelernt hat, wo er kurzzeitig Aufenthalt nahm, bevor man ihn seiner Unverträglichkeit wegen vor die Tür setzte. Vielleicht auch, weil ich ein bißchen Mitleid mit ihm habe, diesem glatzköpfigen, fadendünnen Unglückswurm, der überall Ärger bereitet und Spott erntet. Hinzu kam, daß ich an diesem Tag allen Grund zu christlicher Milde hatte. Ich redete also begütigend auf ihn ein, und schließlich ließ er sich dazu herbei, unser Gespräch wieder aufzunehmen. Wobei er jedoch zur Bedingung machte, daß ich ihn ernst nähme. Ich versprach es, und es fiel mir nicht schwer, denn was ich hörte, war alles andere als erheiternd.
    „Als ich ankam, wollte der Bruder Pförtner mich zuerst gar nicht einlassen“, berichtete Rouhfaz. „Er sagte, der Bruder Zacharias sei im Auftrage des Herrn Abts über Land gegangen, und lange könne es dauern, bis er zurückkäme. Da heulte und schrie ich, und das rührte ihn schließlieh. Er öffnete mir die Pforte, und ein anderer Mönch führte mich über den Hof zu einem einsamen Haus. Dort befand sich der Krankensaal, wo man mich warten hieß.“
    „Waren Kranke dort?“
    „Mehrere. Es ging ihnen schlecht, einige stöhnten, andere lagen nur da und waren vielleicht schon gestorben. Der Bruder Medicus kam zu mir, ein winziges Kerlchen, aber gebieterisch wie ein Erzbischof. Der fragte mich aus und wollte wissen, wer mich geschickt und von wem ich erfahren hätte, daß mir der Bruder Zacharias von meinem Leiden helfen könne. Da sagte ich schlau, es waren Bauern, denn man weiß nie, ob man gut daran tut, sich auf große Herren zu berufen. Manchmal sind sie untereinander verfeindet, und ehe man sich's versieht, ist man umgebracht, weil man zu einem Feind gehört. Einmal war ich …“
    „Rouhfaz! Weiter! Was geschah nun im

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