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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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bemerken, als wollte er sagen: „Auch du, Kuttenträger …?“
    Er kletterte aus der Luke. Frau Prisca zeigte keinerlei Verlegenheit.
    „Ihr kommt heute spät“, sagte sie.
    „Verzeiht. Wenn Ihr Aufträge für mich habt … Ich möchte Euch auch die Abrechnung über die verkauften Wollschafe vorlegen.“
    „Das hat Zeit. Ihr seht ja, daß mich der ehrwürdige Vater besucht. Er erzählte mir gerade ein seltsames Abenteuer. Man hat ihn in der Nacht niedergeschlagen. Er wurde verletzt.“
    „Davon hörte ich schon“, sagte Cleph.
    „Ich habe die Wunde noch einmal gewaschen und mit Salbe bestrichen.“
    „Wie lobenswert.“
    In den Augen des Vilicus blitzte wieder der Spott auf.
    „Erlaubt, edle Frau, Euch noch einmal zu danken“, murmelte ich und verbeugte mich ungelenk.
    „Oh, das war nur ein geringer Dienst, mehr konnte ich leider nicht für Euch tun! Der ehrwürdige Vater wollte auch wissen, ob ich etwas bemerkt hätte. Ihn interessiert, wie das schreckliche Unglück geschehen ist, wie der Verwandte von Onkelchen Rocco zu Tode kam. Ich sagte ihm, ich hätte geschlafen. Ist Euch etwas aufgefallen?“
    „Nichts“, sagte der Vilicus und warf aus den Augenwinkeln einen Blick auf den Gürtel, der wieder am Pfeiler hing. „Das habe ich dem Herrn Lupus schon mitgeteilt.“
    „Dann werde ich mich jetzt zurückziehen!“
    Mit zwei Schritten war ich an der Luke, und schon setzte ich den Fuß auf die Leiter.
    „Habt Dank, daß Ihr Euch heraufbemüht habt!“ rief mir Frau Prisca zum Abschied nach. „Auch Euer Gefährte, Ebrachars Vetter, scheint mir ein höflicher Mann zu sein. Er wird eine Witwe nicht geringachten. Richtet ihm aus, daß ich ihn erwarte!“
    Bei ihren letzten Worten war ich schon unten. Fluchtartig verließ ich den Turm.

8
    S o war ich noch einmal davongekommen. Ich hatte die Warnung der Bibel ‚Was du tust – bedenke das Ende‘ mißachtet, und so hätte sich fast ein anderes Bibelwort an mir bewahrheitet: ‚Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um!‘
    Ich suchte mir erst einmal ein stilles Plätzchen, um mich zu sammeln. Auf einer Marmorbank in dem verwilderten Garten streckte ich mich der Länge nach aus (denn ich war immer noch ein wenig erschöpft) und dachte nach. War die Gefahr nun vorüber? Ich bejahte schließlich die Frage. Die edle Frau Prisca hatte mich vielleicht nur erschrecken wollen, ihr konnte ja wenig daran gelegen sein, einen Skandal auszulösen. Sie hatte mich überlistet und in Versuchung geführt, doch nun würden sie und Cleph schweigen, ebenso wie auch ich schweigen durfte, war ich doch nicht einmal von Amts wegen verpflichtet, etwas von dem Gehörten bekanntzumachen. Meinen in der Verzweiflung geleisteten Schwur zu halten war also nicht schwierig. Und auch mein Rechtsempfinden ließ sich damit beschwichtigen, daß sich die edle Frau eines Angriffs erwehrt, der Drog aber eine nicht unverdiente Strafe erlitten hatte.
    Nur eine Prüfung des Gewissens mußte ich fürchten! Was sollte ich tun, würde Ebrachar seine Absicht wahrmachen und unter den Leuten des Gesindes eine Untersuchung anstellen? Wenn er vielleicht, nur um sich vor uns als strenger Gerichtsherr zu beweisen, willkürlich oder aufgrund einer falschen Anzeige (wie sie unter Knechten und Mägden oft genug vorkommt) einen Unschuldigen verurteilte? Wenn der Ärmste unter der Peitsche stöhnte, wenn man ihm gar einen Strick um den Hals warf … durfte ich dann etwa auch noch schweigen?
    O Fluch über einen schuldigen Richter!
    Der Kelch ging an mir vorüber, der befürchtete Fall trat nicht ein. Keine Gerichtsversammlung ist jemals zusammengetreten, um diese Untat zu ahnden. Ich erinnere mich nicht einmal daran, daß Drogdulf in meiner Gegenwart je wieder erwähnt wurde. Man wird ihn wohl irgendwo begraben haben, und so verschwand er wie eine im Vorübergehen zerquetschte Ameise. Die Ereignisse, die bald darauf eintraten, ließen für diesen verirrten Erdensohn und sein trauriges Ende kein Wort und keinen Gedanken übrig.
    Ich hörte Hufschlag, und da sah ich ein Stück entfernt unsere alte Stute vorüberzuckeln, mit Rouhfaz im Sattel. Ich rief ihn an, und er lenkte das Tier geschickt zwischen Büschen und Hecken hindurch bis zu meiner Bank. Als er heran war, stöhnte er aber plötzlich auf, schloß die Augen und sank seitlich herab. Ich mußte hinzuspringen und ihn auffangen. Doch konnte er mich nicht täuschen, denn ich habe im Laufe der Zeit zu unterscheiden gelernt, was bei ihm echt und was Gehabe

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