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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Händler nicht ab. Aber vorhin hab ich Glück gehabt, Brüder. Vier prächtige Zähne!‘ Da antwortet ihm der Bruder Medicus: ‚Die hätten dich den Hals kosten können!‘ Der Zacharias lacht und erwidert noch etwas, doch im selben Augenblick fährt er mir mit einem Eisen ins Maul – und weg bin ich. Als ich zu mir komme, sitze ich hundert Schritte von der Klostermauer entfernt, an einen Baum gelehnt. Neben mir ist das Pferd angebunden, die alte Mähre wollten sie nicht. Mein Geldbeutel aber … der ist fort. Zum Glück hatte ich nur einen Denar eingesteckt. Wäre mehr drin gewesen, sie hätten es auch genommen.“
    Rouhfaz belobigte sich wortreich, dieser klugen Vorsicht wegen. Im nächsten Augenblick ärgerte er sich aber, statt des Denars nicht lieber nur einen halben, einen Obolus, eingesteckt zu haben. Dann wollte er meine Meinung zu dem Gehörten erfahren. Er selber äußerte die Vermutung, daß Zacharias und die anderen Brüder Wilddiebe seien. Beim verbotenen Jagen in Ebrachars Wald hätten sie wohl sogar einen Knecht getötet, denn eines Hirschs oder Wildschweins wegen hätte Odo sie kaum verfolgt und Fulk ihnen ‚Mordgesindel‘ nachgerufen. Zacharias müsse dem Toten sogar noch Zähne entfernt haben, die er verkaufen wolle.
    Ich sagte dazu nichts, sondern blieb stumm. Längst hatte mich die Ahnung eines neuen großen Unheils beschlichen.
    Da hörte ich in der Nähe, bei den Schlafhäusern meinen Namen rufen. Ich meldete mich, und gleich darauf trat ein Diener zu mir. Ich erkannte einen der Schenken des gestrigen Abends.
    „Verzeiht bitte, daß ich Euch störe, Vater! Herr Ebrachar bittet Euch, gleich zu ihm zu kommen. Er ersucht Euch auch, das Pergament mitzubringen … Ihr wißt schon.“
    Er lächelte etwas zu vertraulich. Was blieb mir übrig, als der Einladung Folge zu leisten? Das Pergament hatte ich nach dem Wechseln der Kutte in unserer Schatulle bei den Dokumenten verwahrt. Sie befand sich im Schlafhaus bei unserm Gepäck. Als Wächter saß dort unser Recke, mit dem ich die Leiche geborgen hatte. Er hockte unter der Tür und rieb mit einem scharfen Kiesel die Schmutzschicht vom Schaft seines Speers ab. Als ich an ihm vorüberging, sah er nicht einmal auf. Wahrscheinlich hatte er beschlossen, mich, den Beleidiger seiner Lieblingswaffe, an diesem Tag keines Blicks mehr zu würdigen.
    Der Diener führte mich in das Saalhaus, wo ich Herrn Ebrachar wieder auf seinem thronartigen Sessel fand. Er schien sich inzwischen erholt zu haben, denn als ich eintrat, lachte er gerade lauthals und scherzte mit den Umstehenden. Ich sah nur fröhliche Gesichter. Darunter war das des Fabiolus, was mir die gute Laune des Hausherrn gleich erklärte. Ein paar von Ebrachars Gefolgsleuten waren anwesend, auch Herr Rocco war hierher zurückgekehrt. Zu meiner Überraschung stand er an der Seite des Paters, offenbar waren die beiden in bestem Einvernehmen.
    „Da seid Ihr ja, Vater!“ rief Herr Ebrachar, als ich mich näherte. „Wir erwarten Euch schon mit Ungeduld! Fabio will Euch etwas sagen!“
    Und da trat Fabiolus auch schon auf mich zu, umarmte mich, küßte mich auf beide Wangen und sagte:
    „Endlich kann ich Euch um Verzeihung bitten, Bruder! Seid barmherzig, vergebt mir!“
    „Aber was denn?“ fragte ich verwundert. „Was hättet Ihr mir getan?“
    „Ihr seid zu nachsichtig, seid zu gütig! Tatet Ihr nicht Eure Pflicht, als Ihr darauf bestandet, das Testament des edlen Herrn Ebrachar müsse auf seine Rechtmäßigkeit geprüft werden?“
    „Ich glaubte tatsächlich, dazu verpflichtet zu sein“, murmelte ich.
    „Ich aber zweifelte! Ließ mich sogar dazu hinreißen, zornig zu werden.“
    „Das war verständlich.“
    „Ihr wollt mich beschämen. Natürlich trieb mich nicht Eigennutz, das mag mich ein wenig entschuldigen. Ich wollte das Gut des Klosters mehren, um Gott gefällig zu sein. Aber gefällt es Gott nicht genauso, Könige über die Menschen zu setzen, die ihre Untertanen je nach Verdienst belohnen, entweder mit Benefizen oder mit Eigengütern? Und muß die Vererbung solcher Güter nicht streng nach Recht und Gesetz erfolgen?“
    „Ich freue mich, daß wir in diesem Punkt übereinstimmen.“
    „Verzeiht also, daß ich es nicht gleich einsehen wollte.“ Der schöne Mönch nahm mich lächelnd beim Arm und führte mich zu Herrn Ebrachar. „Zum Glück wird es aber nicht nötig sein, eine längere Prüfung vorzunehmen. Überzeugt Euch, Bruder!“
    „Hier ist die Urkunde, von der ich sprach“,

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