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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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sonst?“
    „Der Abt will heiraten?“
    „Er ist ein Laienabt {19} , steht drei Klöstern vor. Aber fromm ist er deshalb noch lange nicht. Und euer Keuschheitsgelübde geht ihn nichts an. Warum soll er also nicht heiraten? Er hat schon die Brautgeschenke gebracht und meine Armut damit ein wenig gelindert. Sonst hätte ich Euch heute nicht einmal anständig bewirten können.“
    Er blickte wieder so traurig drein, daß man fast Mitleid mit ihm haben mußte.
    „So kommt also wieder ein großes Gut Eurer Grafschaft unter Klosterverwaltung“, sagte ich.
    „Nun, wenn schon“, erwiderte Herr Magnulf mit einer schlaffen Geste. „Das wäre auf jeden Fall geschehen. Die Basina lag mir schon lange in den Ohren: Verheirate mich oder ich gehe ins Kloster! Aber sie wollte nach Poitiers, weil sie die heilige Radegunde verehrt. Das hätte uns aber noch gefehlt … daß ein so schöner Besitz an die Aquitanier fiele. Da habe ich mich mit Agilhelmus beraten, und er fand einen Ausweg.“
    „Die Heirat.“
    „Nicht gleich, die fiel ihm erst später ein. Erst einmal schickte er ihr den Fabiolus.“
    „Den Pater Fabiolus?“
    „Ganz recht, den Pater.“ Herr Magnulf kicherte in sich hinein und ließ seine Kettchen und Reife rasseln. „Der betete mit ihr das Paternoster hinauf und hinunter, hinein und hinaus. Worauf sie jedesmal ‚Amen‘ sagte, was ja heißt ‚Es geschehe!‘ und von neuem anfing … so lange, bis seine Kerze vollkommen niedergebrannt war, versteht Ihr, so daß sie sich nicht wieder anzünden ließ. Denn die gute Basina ist nicht mehr jung und häßlich wie drei Novembernächte.“
    „Und weiter?“
    „Und weiter? Da drohte sie wieder, nach Poitiers zu gehen, und nun wurde die Sache ernst. Jetzt sandte ihr Agilhelmus seinen Fabio als Brautwerber. Der hat auch alles bestens geregelt.“
    „Dieser Schuft! Heute morgen versprach er Herrn Ebrachar, bei derselben Dame zu werben … für ihn!“
    „Nun ja, er ist ein kleiner Schurke, aber es wäre doch schade, ihn aufzuhängen, so wie Ihr und Herr Odo es vorhabt“, fand der Comes und starrte trübsinnig nach der Decke, als sähe er dort schon den Priester baumeln. „Ein streunender Köter ist er, Agilhelmus hat ihn nämlich auf einem Markt aufgelesen. Ja, ohne Zweifel, er ist verdorben … aber was kann er dafür, daß alle ihn lieben und begierig sind, sein verdorbenes Fleisch zu kosten? Der gute Abt ist so vernarrt in ihn, daß Ihr ihn umbringen würdet, wenn Ihr ihm seinen Liebling nähmt.“
    „Seinen Liebling? Und die Heirat …“
    „Die Heirat? Ein Possenspiel. Ich zeige mich in meinem neuen Festgewand, und wir werden alle recht lustig sein. Basina verschwindet sofort im Kloster, aber nicht in dem von Poitiers, sondern einem, dem Agilhelmus selber vorsteht, einem Doppelkloster. Da ist sie gut aufgehoben, was sollte sie auch in seinem Hause? Die würde eine gute Figur machen … bei unseren Symposien!“ Er lachte und ließ sich nachschenken.
    „Symposien?“ fragte ich verwirrt.
    „Nun guckt nur nicht so betroffen, mein Freund!“ sagte der auskunftsfreudige Comes, nachdem er den fünften oder sechsten Becher Wein hinuntergestürzt hatte. „Sym – po – sien! Wißt Ihr nicht, was das ist? Das sind griechische Gastmahle! Wir geben uns griechische Namen … kleiden uns griechisch … und tun alles andere ebenfalls griechisch. Ich bin Zeus, weil ich in der Grafschaft der Erste unter den Göttern bin … Aber der Vorsteher des Gelages, den wir den Symposiarchen nennen, ist meist Agilhelmus … Er entscheidet, wie oft wir trinken und welcher Schenk uns aufwarten darf. Den Fabiolus nimmt er sich meist selber, der Nimmersatt, ich habe ihn erst zweimal bekommen. Aber ich bin ja nicht immer dabei, habe noch andere Leidenschaften …“
    Der alte Wüstling, der nur noch stammelte, zog eine seiner Kebsen zu sich heran und tätschelte ihr die stramme Kehrseite.
    „Nimmt vielleicht auch ein Bischof an den Symposien teil?“ fragte ich.
    „Ein Bischof? Was für ein Bischof? Oh – ja, manchmal nimmt auch ein Bischof teil. Er ist ein guter Hirte, er hat einen langen Hirtenstab. Aber den Namen werde ich Euch nicht nennen. Wie kamt Ihr darauf?“
    „Wie kam der Fabiolus zur Priesterweihe?“
    „Ha!“ schrie der Comes. „Jetzt rührt Ihr an ein Mysterium! Ich war zugegen, aber ich darf nichts verraten, das hab ich geschworen. Kein Wörtchen werde ich sagen, auch wenn Ihr mich noch so scharfsinnig ausfragt. Denn davon hängt meine Seligkeit

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