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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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natürlich ein Fehler. Wer hätte aber auch damit gerechnet, daß mein frommer Vetter Ernst machen könnte!“
    Wir lachten. Dabei hatte er keineswegs Komödie gespielt. Aber das wollte er jetzt nicht mehr zugeben.
    Der Comes Magnulf empfing uns, während er ein neues Festgewand anprobierte, und es war ihm sichtlich nicht angenehm, bei dieser wichtigen Handlung gestört zu werden. Während er uns zerstreut, mit gelangweilter Miene zuhörte, tat er den dienstbaren Wesen, die ihn umgaben, ausführlich seine Wünsche kund, die Form des Halsausschnitts, die Breite der Borten, die Länge der Ärmel betreffend. Wir standen vor einem langen, dürren Herrn mit hohler Brust und krummem Rücken und einer bräunlichen, pockennarbigen Haut, die wie verkohlt wirkte. Man fühlte sich bei seinem Anblick an einen hölzernen Pfeiler erinnert, in dem der Wurm haust und der irgendwann eine Feuersbrunst überstanden hat. Sein schwarzes Haar war gefärbt und mit Öl geglättet, ebenso wie sein Bart, und auch sonst tat er viel, um sein Alter und seinen Verfall zu verbergen. Ich habe niemals so viele Reife, Ringe, Kettchen und Fibeln an einem einzelnen Mann gesehen. Bei jeder Bewegung, die er machte, vernahm man ein leises Rasseln, das sich mit seinem Ächzen, Schnaufen und Hüsteln zu einer wehmütigen Musik mischte. Ein elfenbeinerner Stock mit Goldknauf schien seine unentbehrliche Stütze zu sein. Dieser abgekämpfte Held und Veteran des verfeinerten Lebensgenusses, der uns aus müden Augen anstierte, war also der, auf den wir hofften und den wir zu einer verwegenen Tat befeuern wollten.
    „Was ihr da vortragt, meine Herren, ist sehr bedauerlich“, sagte er schließlich mit schleppender Stimme. „Es ist immer bedauerlich, wenn junge Männer aus alten Geschlechtern dahingehen, denn sie sind ja schwer zu ersetzen.“
    „Deshalb muß etwas unternommen werden!“ rief Odo.
    „Gewiß, gewiß, ich stimme Euch zu, es muß etwas unternommen werden. Ich befasse mich übrigens schon seit langem damit, nicht ohne Erfolg, wie ich mich rühmen darf. Bevor ich herkam, gab es hier mehr Banditennester als Maulwurfshügel. Heute können die Reisenden sicher ihres Weges ziehen.“
    „Aber die reichen Erben nicht!“ warf ich ein. „Nicht nur die Söhne des Ebrachar wurden ermordet, auch andere kamen plötzlich ums Leben. Der einzige Sohn des Herrn Mombert ertrank beim Fischen … der ältere Sohn eines Herrn Waldo stürzte vom Pferd und brach den Hals, der jüngste …“
    „Das waren Unglücksfalle“, sagte der Comes, wobei er seinen traurigen Blick auf mich heftete. „Und als Gottesmann müßt Ihr zugeben, daß nichts ohne den höheren Willen geschieht.“
    „Meint Ihr damit den Willen Gottes oder den des Abtes Agilhelmus?“ fragte Odo scharf.
    „Ihr seid witzig, mein Freund, das schätze ich.“ Die schmalen Lippen des Herrn Magnulf verzogen sich zu einem matten Lächeln. „Aber Ihr scheint mir mit Euren Folgerungen zu weit zu gehen. Das Klostergebiet umfaßt ein Drittel der Grafschaft. Wenn eine Bande sich dort versteckt, kann man doch nicht den Abt für ihre Taten verantwortlich machen. Ebensowenig wie ich der Schuldige bin, wenn auf meinem Gebiet gemordet wird.“
    „Der Unterschied ist, daß Ihr vermutlich davon keinen Vorteil habt. Und daß die Mörder nicht zu Euerm Gefolge gehören.“
    „Auch ich hatte einmal einen Vasallen, der einen meiner Verwalter umbrachte, nur weil der ihm ein bestimmtes Pferd nicht herausgeben wollte.“
    „Aber Ihr habt diesen Mann vor Euer Gericht gestellt.“
    „Das versteht sich. Er hat ein gepfeffertes Wergeld gezahlt.“
    „Agilhelmus scheint dagegen sehr duldsam zu sein.“
    „Kein Wunder, der Ärmste ahnt nichts.“
    „So wird es Zeit, ihn aufzuklären!“
    „Daran hindert Euch niemand.“
    „Ich habe Euch gerade berichtet, daß ich die Mörder bis an die Klostermauer verfolgte, aber vergebens versuchte, im Namen des Königs hineinzukommen.“
    „Vielleicht wart Ihr zu heftig. Man hat Euch mißtraut.“
    „Soll ich auf Knien um Einlaß bitten?“
    „Versucht es doch schriftlich. Schreibt dem ehrenwerten Abt, daß Ihr einen Verdacht hättet …“
    „Ich habe Gewißheit!“
    „… und er wird eine Untersuchung durchführen und die Schuldigen zur Verantwortung ziehen.“
    „Seid Ihr sicher, daß er das tun wird?“
    „Vollkommen.“
    „Dann gehen wir doch gemeinsam zu ihm! Ihr werdet höflich um Einlaß bitten, und wir werden unsere Anklagen vorbringen.“
    „Das ist ein

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