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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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prustete ich. „Nicht fertig geworden …“
    Odo sah mich betroffen an.
    „Du scheinst nicht zu wissen, Vater, wieviel Anstrengung es den Heiligen Geist kostet, einen Papst zu machen. So etwas ist nicht Sache eines Augenblicks wie die Zeugung eines gewöhnlichen Menschen. Hast du das in deiner Klosterschule nicht gelernt?“
    „Wahrhaftig, nein …“
    „Dann vernimm, daß er zweihundertmal in den gesegneten Leib eingehen muß … dann erst wird es ein Papst.“
    „Zweihundertmal?“
    „Nicht einmal weniger! Sonst ist die ganze Mühe vergebens.“
    „Sieh an, das wußte ich wirklich nicht“, sagte ich ernsthaft, auf seinen Ton eingehend. „Und die Evangelisten und die Kirchenväter wußten es auch nicht. Aber woher weißt du es?“
    „Na, von der Ingunde. Das arme, gebenedeite Geschöpf ist untröstlich. Als ich sie vorhin besorgt als ihr Onkel begrüßte, schwamm sie noch immer in Tränen. Stell dir vor … Sie läßt sich sechs Wochen in der Kapelle einschließen, um ungestört empfangen zu können … der Heilige Geist erscheint auch pünktlich und regelmäßig und geht in sie ein … sie zündet jedesmal eine Kerze an, damit er sich nicht verzählt … und gerade, als er zum hundertachtundneunzigsten Male über sie kommt, da rücken doch diese Gottlosen, Bobo und Cleph und die anderen, mit ihren Äxten an, entweihen die Stätte, stören die heilige Handlung und …“
    „… und der Papst wird nicht fertig!“
    „Was sagst du dazu?“
    Wir stimmten ein so gewaltiges Gelächter an, daß sich sogar die Pferde und Hunde nach uns umdrehten.
    „Nach dem, was ich eben von Cleph gehört habe, hat die Inkarnation des Heiligen Geistes eins über den Schädel bekommen“, sagte ich, als wir uns etwas beruhigt hatten.
    „Ja, von Cleph selbst, und aus diesem Grunde wie noch verschiedenen anderen wird er auch künftig nicht in der Lage sein, das Werk zu vollenden. Immerhin hat er in sechs Wochen Erstaunliches geleistet. Die Ingunde ist noch ganz erfüllt von ihm. Es betrübt sie nur, daß sie jetzt nicht ins Kloster gehen und den Papst zur Welt bringen kann. Glücklicherweise konnte ich aber schnell ihr Vertrauen gewinnen. Dort hinten im Obstgarten hatten wir eben eine längere Unterredung zwischen Onkel und …“
    „Odo!“ sagte ich heftig und sah ihn scharf an.
    „Was ist denn, Vater?“
    „Du hast doch nicht etwa die Absicht …“
    „Du meinst, den Papst zu vollenden? Natürlich nicht. Das heißt – nicht ich selber. Aber getan werden muß es, sonst grämt sich das arme Geschöpf zu Tode! Ich habe deshalb von meinem Wissen um die höheren Dinge ein wenig preisgegeben und ihr versichert, daß auch ein gewöhnlicher Ehemann notfalls einspringen könnte. Es würden, wenn der Heilige Geist bei den letzten beiden Zeugungsakten nicht anwesend ist, am fertigen Werk nur zwei unbedeutende Kleinigkeiten fehlen, die in einer verborgenen Hülle lagern und die ein Papst ohnehin nicht braucht. Da hat sie sich gleich ein wenig beruhigt, und nun wird sie ein Bad nehmen und sich ausschlafen.“
    „Und woher nimmst du für sie den Ehemann?“
    „Du meinst, weil sie nun …? Mein Bruder, du scheinst mir ein arger Zweifler zu sein. Ein frommer Ehemann wird daran keinen Anstoß nehmen. Maria bekam ihren Joseph. Warum soll die Ingunde nicht den Bobo bekommen?“
    „Gott gebe es“, erwiderte ich, diese reichlich fragwürdige Gleichstellung zweier höchst ungleicher Fälle mit Stillschweigen übergehend, „aber du hast wohl gehört, daß Bobo …“
    „Ich weiß, der Dummkopf hat sich einfangen lassen. Übrigens hat er keine Ahnung, was wirklich passiert ist. Er befand sich, wie üblich, bei der Nachhut. Überrascht hat das Pärchen nur der Cleph, der als erster in die Kapelle eindrang, und der wird sich eher die Zunge abbeißen, als seine Schwester bloßzustellen. Der Heirat droht nur noch eine Gefahr: daß sie den Bobo verschleppen oder gar umbringen. Und deshalb …“ Odo legte den Arm um meine Schulter und führte mich etwas beiseite. „… deshalb müssen wir sofort etwas tun! Ich bin sicher, sie haben ihn in ihr Kloster gebracht, auf jeden Fall in das immune Gebiet. Wo sollen sie ihn sonst festhalten? Und vergiß auch nicht meinen Vetter, er braucht unsere Hilfe!“
    „Außerdem wäre es für unser Ansehen gut …“
    „Du hast recht, Vater! Viel fehlt nicht mehr, und sie bewerfen uns hier mit Hundedreck. Leichtsinnig war es von uns, unser kleines, unterhaltsames Übungsgefecht vor dem Tölpel

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