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Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Titel: Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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deinem Raubgut entkamst. Und auf beide gemeinsam warst du aus Eifersucht wütend. Und du dachtest dir: Zweimal hat mir der Teufel schon beigestanden, nun wird er mich auch beim dritten Mal nicht im Stich lassen. Das erste Mal half er mir, als ich den Neffen des Bischofs umbrachte …“
    „Das war ich nicht!“ heulte der Koch.
    „Das zweite Mal, als ich Herrn Pappolus selber ermordete …“
    „Lüge!“
    „Warum sollte er mir nicht auch helfen, einen Königsboten zu töten?“
    „Königsboten? Ha! Das ist … ein Mordbube ist das … beim heiligen Fia…“
    Fulk schlug wieder zu, und Griffo verstummte.
    „Laß ihn!“
    Ich war plötzlich aufmerksam geworden. Bis jetzt hatte ich die Flüche und Anschuldigungen des Kochs nicht sonderlich ernst genommen. Sie waren für mich nur das hilflose Gestammel eines Verlorenen, eines der Tat überführten Verbrechers, der seiner Verzweiflung in Beschimpfungen Ausdruck gab, ohne noch groß auf den Sinn seiner Worte zu achten, wenn sie nur grob und beleidigend waren. Es mochte auch sein, daß er nicht begriff, wer wir waren, daß in seiner Vorstellung von der ihn umgebenden Welt kein Platz für uns war. Was ahnte ein Knecht in seiner dumpfen Unwissenheit von Königsboten? Äußerlich unterschieden wir uns ja auch kaum von den vielen bunt zusammengewürfelten Haufen, die nicht immer mit edlen Zielen umherschweiften. Daß er uns als Diebe und Räuber beschimpfte, ließ sich immerhin durch den Verlust der vermeintlichen Erbschaft erklären. Warum aber nannte er uns Mörder?
    Ich erhob mich, trat nahe an Griffo heran und sah ihm scharf in die Augen.
    „Was willst du damit sagen … ‚ein Mordbube‘?“
    Er wandte sein blutendes Gesicht, das einem mißglückten Fladen glich, ab und murmelte:
    „Nichts … gar nichts …“
    „Warum nennst du Herrn Odo von Reims, den du vergiften wolltest, einen Mordbuben?“ schrie ich.
    „Er …“
    „Schweig lieber!“ mischte sich wieder der Dürre ein. „Dieser Odo … das ist ihr Hauptmann, und gegen den hast du ja eigentlich gar nichts. Daß du das Gift gebraut hast, kannst du ja zugeben … aber nur, weil du die Hure umbringen wolltest. Sie war nämlich schon lange seine Geliebte, der arme Kerl war ihr ganz verfallen. Ich hab ihn gleich gewarnt: Das ist 'ne Falsche! Daß er sie kaltgemacht hat, war nicht christlich, aber sie hatte es verdient. Tut uns leid, daß es fast auch euern Hauptmann erwischt hat. Aber dafür habt ihr unsern Mönch abgeschossen. So hat jeder sein Teil, und nun laßt uns laufen. Wir hauen ab nach Burgund, wir stören nicht weiter. Wir lassen euch den Fischzug allein machen …“
    „Er soll endlich schweigen!“ rief ich. „Oder nein … schafft ihn fort. Es ist besser …“
    Mir schien, ich würde den Griffo eher zum Sprechen bringen, wenn der andere nicht in der Nähe war.
    Unsere Recken, die auf dem niedergelegten Stück des Mittelpfeilers gehockt hatten, sprangen auf und banden den Dürren los. Der schlug plötzlich um sich, schrie und tobte, schwor, von dem Giftanschlag nichts gewußt zu haben und überhaupt völlig unschuldig zu sein. Als Fulk mit der Gerte zuschlug, kreischte er wie ein Irrsinniger und mußte geknebelt werden. Dann übernahm ihn Teut, der sich beeilte, ihn in den Stall zu bringen, und rasch zurückkam, um nichts zu verpassen.
    Ich wandte mich wieder dem Koch zu.
    „Warum nanntest du Herrn Odo von Reims einen Mordbuben?“
    Griffo senkte den Krauskopf, starrte auf seine nackten Füße und schwieg.
    „Antworte, Giftkoch!“ rief Heiko.
    Fulk hob die Gerte.
    „Als ob Ihr's nicht … ob Ihr's nicht wüßtet!“ stieß Griffo hervor. Plötzlich blickte er auf und schrie:
    „Aber ich hab's nicht gesagt, als der Comes … als der den Tob… Tobias verurteilt hat … hab nichts verraten … kein Sterbenswort!“
    „Was hast du nicht verraten?“
    „Was ich gesehen hab.“
    „Du hast etwas gesehen?“
    „Den Kerl im … im roten Mantel, den Schwarzen … als der Jude beim Herrn Pap… Herrn Pappolus war. Er war mit der Ro… Romilda im Garten!“
    „Warte, warte! Du hast, als der Jude beim Bischof war, die Romilda mit einem Mann gesehen? Und dieser Mann, glaubst du, war Herr Odo von Reims?“
    „Weiß nicht, ob der O… Odo heißt. Aber der war's!“
    Heiko, Fulk und die Recken brachen in ein Gelächter aus.
    Im selben Augenblick hörten wir aus dem Gang ein Geräusch, und da schob Odo sich schon herein, in eine Decke gehüllt, aschfahl, mit gesträubtem

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