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Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Titel: Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Kloster die Botschaft. Ich erfuhr sie von der Äbtissin. Ein Vorüberreisender hatte der Schwester Pförtnerin die Neuigkeit zugerufen.“
    „Habt Ihr diesen Mann nicht gesehen?“
    „Nein. Er war bereits fort, als ich zu der ehrwürdigen Mutter bestellt wurde. Sie teilte mir mit, daß mein Schwager Pappolus tot sei, von einem Juden ermordet. Ich bat sie, mich unverzüglich reisen zu lassen, um meine Angelegenheiten zu ordnen. Da ich kein Gelübde abgelegt hatte, machte sie keine Schwierigkeiten. Am nächsten Morgen, gestern also, brach ich gleich in der Frühe auf und war seitdem fast ununterbrochen im Sattel. Genügt Euch das?“
    Sie sah mich herausfordernd an.
    „Wir bewundern Euch, edle Frau!“ rief Odo, bevor ich antworten konnte. „Eine gewaltige Leistung! Siebzig Meilen in eineinhalb Tagen!“
    „Fünfzig Meilen“, sagte die Fausta. „Es sind nur fünfzig. Sallustus hat sich geirrt.“
    „Aber ich sagte ja fünfzig!“ rief der Priester. „Fünfzig! Ich weiß nicht, wie der Herr Missus auf siebzig kommt!“
    „Weil es so ist!“ ließ sich der Comes knarrend vernehmen. „Es sind siebzig Meilen!“
    „Fünfzig!“ beharrte die Dame.
    „Das Kloster der drei Marien liegt eine Meile vom Sitz meines Nachbarn, des Comes Wilichar, entfernt, wo ich zweimal im Jahre jage. Man muß durch Hügelgelände, dichte Wälder, zwei reißende Flüsse. Ich brauche mindestens drei Tage dorthin!“
    „Du bist ein alter, müder, langsamer Schwächling!“
    „Jedenfalls ist es ausgeschlossen, daß jener Reisende schon am Tag nach dem Mord …“
    „Wenn es aber so war? Wie hätte ich es denn sonst erfahren sollen? Ich kam gerade von der Vesper aus der Kirche zurück …“
    „Vielleicht war es eine andere Kirche“, sagte der Comes mit einem lauernden Grinsen. „Nicht die des Klosters der drei Marien.“
    „Was willst du damit sagen?“
    „Eine Kirche, die in der Nähe liegt. Vielleicht war es aber auch gar keine Kirche.“
    „Wie?“
    „Sondern ein hebräisches Bethaus.“
    „Du weißt nicht mehr, was du redest, Alter!“
    „Ich höre aber noch ausgezeichnet. Wir vernahmen gerade, wie reich du bist. Die Verwandten des Mörders, des Juden Tobias, waren vor einer Stunde bei mir. Sie brachten drei schwere Beutel mit Geld. Fünfhundert Solidi! Der Rest, sagten sie, werde auch bezahlt. Angeblich waren sie bettelarm, doch plötzlich …“
    „Du Scheusal! Du Teufel!“ fauchte die Dame. „Du hinterlistiger alter Schurke! Was willst du mir nachsagen … vor diesen Herren hier? Warte, ich zeig's dir …“
    Und schon krümmte sie ihre Finger zu Krallen.
    „Aber das war doch nur ein Scherz!“ rief der Comes. „Warum bist du gleich so empfindlich, Täubchen? Sind wir hier nicht in Gallien? Haben wir nicht den besten Humor der Welt? Auch ich wurde heute schon prächtig genasführt. Das war ein köstlicher Spaß, Herr Odo! Hätte ich ihn nur gleich verstanden, dann wäre ich nicht so erschrocken gewesen. Als ich erfuhr, daß der Koch noch am Leben ist, habe ich gelacht wie noch nie!“
    „Es freut mich, daß ich Euch so erheitern konnte“, sagte Odo verdrießlich.
    „Aber wir wollen über dem Spaß nicht unsere Pflichten vergessen! Daß die Juden das Wergeld für den Mörder bringen, ist eine Tatsache. Überzeugt Euch … es befindet sich dort in der Truhe! Ich dachte mir, daß ich es Euch gleich abliefern sollte. Keinen Augenblick länger als nötig will ich den Anteil behalten, der davon dem König zusteht. Ich hoffe, Ihr zweifelt nun nicht mehr länger an meiner Treue und Aufrichtigkeit!“
    Er grüßte und schritt würdig hinaus, sein Gefolge hinter sich herziehend.
    Wir blieben mit der streitbaren Dame allein.
    „Traut ihm nicht!“ sagte sie. „Was immer dieser Mann tut, ist Betrug und Täuschung. Wenn Ihr es ernst meint mit Euerm Auftrag, werde ich Eure Verbündete sein!“
    „Wir fühlen uns geehrt, edle Frau!“ sagte Odo mit einer Verbeugung.
    Rouhfaz näherte sich mit unserer Vollmacht, aber Fausta gab durch ein Zeichen zu verstehen, daß sie auf eine Prüfung verzichte.
    „Natürlich weise ich Euch nicht die Tür. Ich ahnte vorhin ja nicht, wer Ihr seid. Nur eines erwarte ich: daß Ihr die Gastfreundschaft einer ehrbaren Frau nicht mißversteht. Mit mir hält Gott wieder Einzug, der hier vertrieben war!“
    Es gab vorerst keinen zwingenden Grund, die Wahrheit dieser Behauptung in Zweifel zu ziehen.
    Die edle Frau nahm also ihr Haus in Besitz und bezog das Zimmer im Obergeschoß, das sie

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