Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Titel: Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
Vom Netzwerk:
ihm deshalb geraten, als Comes abzudanken und sich auf sein Landgut zurückzuziehen.“
    „Geraten? Von wem?“
    „Von höchster Stelle. Du hast wohl gehört, daß der Marschalk hier war. Er hat ein bißchen mit den Bretonen scharmützelt, nicht der Rede wert. In die Reichsannalen kommt das bestimmt nicht. Doch ist er ein Mann, der das Ohr des Königs hat. Es war deshalb gut, daß er hier war. Er wird unserm großen, frommen Alten etwas empfehlen.“
    „Was empfehlen?“
    „Mich zu ernennen.“
    „Wie? Du willst Comes werden? Hier?“
    „Ich war ein Samenkorn, das der Wind verweht hat. Nun bin ich in meine Heimat zurückgekehrt, um Wurzeln zu schlagen.“
    „Ich fürchte, du wirst hier noch zum schlechten Poeten. Was für ein Einfall! Von diesem Stück Heimat gehört dir nicht eine einzige Krume. Das gräfliche Amtsgut ist unbedeutend. Du bist hier nichts weiter als ein Habenichts. Worauf willst du denn deine Herrschaft gründen?“
    „Errätst du es nicht?“
    Vergnügt blickten seine braunen Augen auf mich herab. Meine Ahnungslosigkeit amüsierte ihn.
    Im selben Augenblick begriff ich. Mir stand der Atem still, und die Stimme versagte mir.
    „Du … du willst … du willst doch nicht … willst doch nicht etwa …?“
    Er lachte so laut, daß rings von den Bäumen die Vögel aufflogen.
    „Aber natürlich will ich! Ich heirate!“
    „Du heiratest? Was? Etwa sie? Diese Frau?“
    „Ja! Die edelste aller Frauen.!“
    „Du willst Fausta … willst sie zu deiner Gemahlin machen?“
    „Ja doch! Genau das habe ich vor!“
    „Aber das geht nicht! Nein! Das ist völlig unmöglich …“
    „Was hast du denn, Lupus? Du zitterst ja! Du bist doch nicht etwa eifersüchtig?“
    „Odo! Hör zu! Ich … ich werde dir jetzt …“
    „… doch nicht etwa noch einen Antrag machen? Weil wir beide uns lieben und ein so reizendes Paar sind? Es ist zu spät! Und vergiß nicht dein Keuschheitsgelübde!“
    Er stemmte die Arme in die Seiten und bog sich vor Lachen.
    „Odo, genug!“ rief ich. „Laß uns ernsthaft reden. Du mußt mich anhören, es ist notwendig! Ich …“
    „Nein, höre du mich jetzt lieber an!“ Er beruhigte sich und schob, während wir weitergingen, wieder seinen Arm unter den meinen. „Glaub mir, du wirst mir fehlen, mein Freund! Ich werde sicher manchmal ganz krank sein vor Sehnsucht. Aber sieh, ein Edler braucht so ein Häuflein Erde, wo er auf seinem Hintern sitzen und befehlen kann. Was bin ich jetzt? Königsvasall und Königsbote. Das hört sich gut an … doch was bin ich wirklich? Du hast es gerade gesagt: ein Habenichts. Mein Vater besaß nur ein bescheidenes Gut, und ich habe vier ältere Brüder. Gewiß, ganz ohne Aussicht wäre ich nicht. Ich könnte noch etwas warten, und eines Tages würde ich wohl ein Benefiz {24} bekommen, als Lohn meiner Treue. Doch wann? Wenn meine Haare weiß sind? Wenn meine Zähne ausfallen? Wenn mir der Saft durch die Hose sintert? Wir kommen gerade von einem Umritt. Ach, Vater, was für ein Besitz! Felder bis an den Rand des Horizonts … Wälder mit Bären, Hirschen und Auerochsen … blühende Gärten … sogar Weinberge. Wie sollte man da widerstehen! Im strengsten Vertrauen: Sie hat mir die Ehe selbst angetragen, ich hätte es gar nicht gewagt. Was könnte ich schon als Brautgeschenk oder als Morgengabe bieten? Nun, jetzt vielleicht einen Grafentitel, und so würde uns beiden geholfen sein. Denn wenn sie auch stark ist und Rechte besitzt … es würde ihr schwerfallen, all dieses schöne Gut zu behaupten. Ich meine, als einfache Edelfrau. Hingegen als Gräfin …“
    „Diese Frau … Gräfin?“ rief ich entsetzt.
    Odo blieb stirnrunzelnd stehen.
    „Ich kann nicht erlauben, Vater, daß du in einem so verächtlichen Ton von ihr sprichst! Sie ist meine künftige Gemahlin! Ihr hoher Sinn und ihre glänzenden Eigenschaften …“
    „Sie ist eine Lügnerin, wenn nicht Schlimmeres!“
    „Das ist zuviel! Nimm es auf der Stelle zurück!“
    „Fällt mir nicht ein! Ich kann beweisen …“
    „Was kannst du beweisen?“
    „Daß sie uns schon am Tag ihrer Ankunft belogen hat. Es war die Unwahrheit, als sie behauptete, sie sei aus dem Kloster der drei Marien gekommen. Als sie vorgab, die Nachricht vom Tode des Bischofs dort schon am Abend nach der Mordtat erhalten zu haben. Als sie uns weismachen wollte, eine Entfernung von siebzig römischen Meilen in nur eineinhalb Tagen …“
    Odo lachte auf und legte mir besänftigend die Hand auf die

Weitere Kostenlose Bücher