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Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder

Titel: Odo und Lupus 05 - Pilger und Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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auseinanderzuhalten.
    Mir aber war dies nur recht, denn ich wurde darüber völlig vergessen. Seelenruhig kniete ich nieder, senkte den Finger in Grisels noch warmen Dreck, fischte die Fibel heraus, säuberte sie im Gras und steckte sie in die Tasche. Dann saß ich auf und ritt gemächlich davon, während hinter mir weiter der Kampf tobte.
    Schon nach zweihundert Schritten traf ich Heiko, der zurückkehrte, um mir beizuspringen.
    „Verflucht, Vater!“ rief er. „Das hätte übel ausgehen können. Es ist nicht Sache des Königsboten, den Wachmann zu retten!“
    „Aber ich habe doch keinen Wachmann, sondern einen Banditen gerettet“, erwiderte ich. „Schade, daß Corbus Ohnelippe nicht mehr unter uns weilt. Er hätte mich jetzt sicher als geistlichen Beistand in seine Bande aufgenommen!“
    Lachend zogen wir unseres Weges.

11
    E s war um die Mittagszeit des sechzehnten Tages nach unserer Abreise, als ich in das Haus am Alten Forum zurückkehrte.
    Beim Eintritt ins Vestibül fiel ich fast über Rouhfaz und Teut, die dort auf dem Boden hockten und würfelten. Mit verlegenen Mienen standen sie auf, um mir Platz zu machen. Auch in der Halle und im Garten fand ich Knechte und Mägde beim Müßiggang, die bei meinem Anblick rasch irgendwelche Verrichtungen vortäuschten. Ich ließ mir einen Krug Wasser bringen, wusch mir das Gesicht und die Hände und zog mich dann gleich in unsere ‚Kanzlei‘ zurück.
    Hinter mir schob sich Rouhfaz herein und blieb abwartend in der Tür stehen.
    „Ich sehe, es geht euch gut“, sagte ich, „und ihr macht es euch recht gemütlich. Ist niemand da, der euch etwas zu tun gibt? Wo ist Herr Odo?“
    „Er ist im Comitat unterwegs, Vater“, antwortete Rouhfaz, „schon seit drei Tagen. Fulk und die anderen sind bei ihm. Er hat mir nur befohlen, auf seine Rückkehr zu warten, nichts weiter.“
    „Und die Hausherrin? Ist sie auch unterwegs?“
    „Ja. Die edle Frau Fausta ist ebenfalls bei ihm.“
    „Wie? Sie ist bei Herrn Odo? Begleitet ihn?“
    „Eigentlich ist es umgekehrt.“
    „Was heißt das?“
    „Das heißt, daß er sie begleitet.“
    Ich hatte zerstreut in einem Kodex geblättert, der auf dem Tisch lag. Jetzt merkte ich auf.
    „Herr Odo begleitet Frau Fausta? Wohin?“
    „Auf ihre Güter. Zu einem Umritt. Sie wollen noch einmal genau die Grenzen festlegen.“
    „Sie wollen … die beiden wollen …“
    „Frau Fausta hat Herrn Odo gebeten, ihr dabei zu helfen. Auch für ihren Schutz zu sorgen, falls es zu Zwischenfällen kommt.“
    „Zwischenfällen?“
    „Wegen der Ansprüche anderer Herren. Herr Odo ist aber fest entschlossen, alles zu tun, damit das Gut nicht geschmälert wird.“
    „So ist das also“, knurrte ich. „Welch löblicher Eifer! Tut er vielleicht noch mehr für sie?“
    „Da fragt Ihr mich zuviel, Vater“, erwiderte Rouhfaz und feixte. „Herr Odo gibt sich in letzter Zeit sehr geheimnisvoll.“
    Ich schwieg und ging einige Male auf und ab, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Was ich da hörte, beunruhigte mich nicht wenig. Aber ich hielt es nicht für angebracht, Rouhfaz jetzt weiter auszuforschen. Wenn Odo zurückkehrte, würde es eine schwierige Aussprache geben, darauf war ich ja ohnehin gefaßt. So lange galt es jedoch, die Geduld zu wahren. Deshalb fragte ich nur:
    „Gibt es sonst etwas Neues? Ist etwas Besonderes geschehen, während ich abwesend war?“
    „Oh ja, Vater!“ sagte Rouhfaz, sichtlich erfreut, daß er mir etwas Wichtiges mitteilen konnte. „Stellt Euch vor, der Herr Marschalk war hier!“
    „Was du nicht sagst! Der oberste Pferdeknecht des Frankenreichs?“
    „Ihr solltet nicht so respektlos über einen siegreichen Heerführer reden, Vater! Der hohe Herr geruhte, auf der Rückreise aus dem bretonischen Grenzgebiet hier eine Rast einzulegen. Er war beim Comes einquartiert, aber uns hat er auch mit seinem Besuch beehrt. Er hatte drei Hundertschaften bei sich, mit denen er bei den Barbaren da oben aufgeräumt hatte. Es gab eine herrliche Siegesfeier, die ganze Stadt war auf den Beinen. Der Wein floß in Strömen, jeder konnte nach Herzenslust trinken.“
    „Nun, solche Siegesfeiern gibt es ja wohl überall, wo er durchkommt. Hat er den Wein denn auch bezahlt, der Herr Marschalk?“
    „Gewiß, das hat er. Allerdings mußte er eine Anleihe aufnehmen.“
    „Beim Comes Magnulf?“
    „Nein, bei Herrn Odo.“
    „Was sagst du?“ rief ich überrascht. „Eine Anleihe für ein Massengelage? Woher hatte denn Odo so viel

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