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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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sahe das Schiff in der Mündung,
    Sahe die Segel gesenkt und die Ruder in eilenden Händen;
    Und mit herzlicher Lache begann er zu seinen Gesellen:
    Keiner ferneren Botschaft bedarf es; sie sind schon zu Hause!
    Ihnen verkündete dieses ein Himmlischer, oder sie selber
    Sahn das segelnde Schiff und vermochten es nicht zu erreichen!
    Sprach’s; da erhuben sie sich und gingen zum Ufer des Meeres,
    Zogen dann eilend das schwärzliche Schiff ans hohe Gestade;
    Ihre Geräte trugen die stolzen Diener zu Hause.
    Aber sie selber eilten zum Markt, und keinen der andern
    Ließen sie unter sich sitzen, der Jünglinge oder der Greise,
    Und Eupeithes’ Sohn Antinoos sprach zur Versammlung:
    Wunder! Wie haben die Götter doch den vom Verderben errettet!
    Tages stellten wir Späher umher auf die luftigen Höhen,
    Immer andre nach andern; und wann die Sonne sich senkte,
    Ruhten wir nimmer die Nacht auf dem Lande, sondern im Meere
    Kreuzten wir mit dem Schiff und harrten der heiligen Frühe,
    Auf Telemachos lauernd, damit wir ihn fingen und heimlich
    Töteten. Aber ihn führte der Himmlischen einer zu Hause!
    Nun, so wollen wir hier auf den Tod des Telemachos sinnen!
    Laßt ihn ja nicht entfliehn! Denn ich fürchte, solange der Jüngling
    Lebt, wir werden nimmer zu unserem Zwecke gelangen.
    Denn er selber kennt schon alle Künste der Klugheit,
    Und die Völker sind uns nicht mehr so gänzlich gewogen.
    Aber wohlan, bevor er zur allgemeinen Versammlung
    Rufe das Volk der Achaier; denn säumen wird er gewiß nicht,
    Sondern im heftigen Zorn aufstehen und allen verkünden,
    Wie wir ihn zu ermorden gesucht und wie er entflohn sei.
    Diese werden die Tat nicht loben, wann sie ihn hören;
    Ja sie könnten uns gar mißhandeln und aus dem Lande
    Unserer Väter uns alle zu fremden Völkern verjagen.
    Darum laßt uns zuvor ihn töten, fern auf dem Lande
    Oder auch auf dem Wege! Die Güter behalten wir selber,
    Alles unter uns teilend nach Billigkeit; aber die Häuser
    Geben wir seiner Mutter und wen sie zum Bräutigam wählet.
    Mißfällt aber mein Rat der Versammlung und wünschet ihr lieber,
    Daß Telemachos leb und des Vaters Erbe behalte,
    Nun, so laßt uns nicht länger in solcher großen Versammlung
    Seine köstlichen Schätze verprassen, sondern es werbe
    Jeder außer dem Hause mit Brautgeschenken; sie aber
    Wähle den Mann, der am meisten ihr schenkt und dem sie beschert ist.
    Also sprach er; und alle verstummten umher und schwiegen.
    Endlich erhub sich und sprach Amphinomos vor der Versammlung,
    Nisos’ rühmlicher Sohn, des aretiadischen Königs,
    Der aus des weizenreichen Dulichions grünen Gefilden
    War der erste der Freier und dessen Rede der Fürstin
    Noch am meisten gefiel; denn edel war seine Gesinnung.
    Dieser erhub sich und sprach wohlmeinend zu der Versammlung:
    Lieben, ich wünschte nicht, daß wir Telemachos heimlich
    Töteten; fürchterlich ist es, ein Königsgeschlecht zu ermorden!
    Aber laßt uns zuvor der Götter Willen erforschen.
    Wann der ewige Rat des großen Kronion es billigt,
    Dann ermord ich ihn selber und rat es jedem der andern:
    Aber verbieten es uns die Götter, dann rat ich zu ruhen.
    Also sprach er, und allen gefiel Amphinomos’ Rede.
    Schnell erhuben sie sich und gingen zur Wohnung Odysseus’,
    Kamen und setzten sich nieder auf schöngebildete Throne.
    Aber jetzo beschloß die kluge Penelopeia,
    Sich zu zeigen den Freiern voll übermütiger Bosheit;
    Denn sie vernahm des Sohnes Gefahr in ihren Gemächern.
    Medon, der Herold, entdeckte sie ihr, der die Freier belauschet.
    Und sie ging zu dem Saale, von ihren Mägden begleitet.
    Als das göttliche Weib die Freier jetzo erreichte,
    Stand sie still an der Schwelle des schönen gewölbeten Saales;
    Ihre Wangen umwallte der feine Schleier des Hauptes.
    Und sie redet’ Antinoos an mit scheltenden Worten:
    Tückischer, frecher Empörer Antinoos, nennen doch alle
    Dich in Ithakas Volke den besten deiner Gespielen
    An Verstand und Reden, allein du warest es nimmer!
    Rasender, sprich, was suchst du Telemachos’ Tod und Verderben
    Und verachtest die Stimme der Leidenden, deren Kronion
    Waltet? Es ist ja Sünde, das Unglück andrer zu suchen!
    Weißt du nicht mehr, wie einst dein Vater flehend zu uns kam,
    Von dem Volke geschreckt? Denn sie waren heftig erbittert,
    Weil er die Räuberschiffe der Taphier hatte begleitet
    Und die Thesproten beraubt, die Genossen unseres Bundes.
    Töten wollten sie ihn und sein Herz dem Busen entreißen
    Und ausplündern den

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