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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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du es meinst, Eurynome, rate mir das nicht,
    Meinen Leib zu baden und meine Wangen zu salben!
    Denn die Liebe zum Schmuck ward mir von den himmlischen Göttern
    Gänzlich geraubt, seit jener in hohlen Schiffen hinwegfuhr!
    Aber laß mir Autonoe gleich und Hippodameia
    Kommen: sie sollen mich in den Saal hinunter begleiten;
    Denn es ziemet mir nicht, allein zu Männern zu gehen.
    Also sprach sie; da ging die Schaffnerin aus dem Gemache,
    Brachte der Fürstin Befehl und trieb die Mägde zu eilen.
    Jetzo ersann ein andres die heilige Göttin Athene.
    Siehe, mit süßem Schlummer umgoß sie Penelopeia,
    Und sie entschlief hinsinkend; die hingesunkenen Glieder
    Ruhten sanft auf dem Sessel. Da gab die heilige Göttin
    Ihr unsterbliche Gaben, damit sie die Freier entzückte:
    Wusch ihr schönes Gesicht mit ambrosischem Öle der Schönheit,
    Jenem, womit Aphrodite die schöngekränzte sich salbet,
    Wann sie zum reizenden Chore der Charitinnen dahinschwebt;
    Schuf sie höher an Wuchs und jugendlicher an Bildung.
    Schuf sie weißer als Elfenbein, das der Künstler geglättet.
    Als sie dieses vollbracht, entschwebte die heilige Göttin.
    Lärmend stürzten anjetzo die Mägde mit Lilienarmen
    Aus dem Saale herein: da verließ sie der süße Schlummer.
    Und sie rieb mit den Händen die schönen Wangen und sagte:
    Ach, ein sanfter Schlaf umhüllte mich Herzlichbetrübte!
    Einen so sanften Tod beschere die göttliche Jungfrau
    Artemis mir, jetzt gleich, damit ich Arme nicht länger
    Mich abhärme, vor Gram um meines trauten Gemahles
    Edles Verdienst; denn er war der herrlichste aller Achaier!
    Also sprach sie und stieg vom prächtigen Söller herunter;
    Nicht allein, sie wurde von zwo Jungfrauen begleitet.
    Als das göttliche Weib die Freier jetzo erreichte,
    Stand sie still an der Schwelle des schönen gewölbeten Saales:
    Ihre Wangen umwallte der feine Schleier des Hauptes,
    Und an jeglichem Arm stand eine der stattlichen Jungfraun.
    Allen erbebten die Knie, es glühten die Herzen vor Inbrunst
    Und vor banger Begierde, mit ihr das Lager zu teilen.
    Und zu Telemachos sprach die zärtliche Penelopeia:
    Sohn, in deinem Herzen ist weder Verstand noch Empfindung!
    Weit vernünftiger hast du dich schon als Knabe bewiesen!
    Nun, da du größer bist und des Jünglings Alter erreicht hast
    Und ein Fremder sogar aus der schönen und trefflichen Bildung
    Schließen kann, du seist von edlem Samen entsprossen:
    Siehe, nun zeigt dein Herz so wenig Verstand als Empfindung!
    Welch unwürdige Tat ist hier im Saale geschehen!
    Da man den Fremdling so sehr mißhandelte, saßest du ruhig?
    Aber wie? Wenn ein Fremdling bei uns in unserem Hause
    Hilfe sucht und dann so schnöde Beleidigung duldet!
    Dieses bringt dir ja Schimpf und Verachtung unter den Menschen!
    Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen:
    Meine Mutter, ich will nicht murren, daß du mir zürnest.
    Freilich fehlt es mir jetzo nicht mehr an Verstand und Erfahrung,
    Gutes und Böses zu sehn (denn ehmals war ich ein Knabe!);
    Aber ich kann nicht immer die klügsten Gedanken ersinnen;
    Denn mich betäubt die Furcht vor diesen Übelgesinnten,
    Welche mich rings umgeben; und niemand ist, der mir helfe.
    Aber des Fremdlings Kampf mit Iros endigte gleichwohl
    Nicht nach der Freier Sinn; denn dieser war stärker als Iros.
    Gäbe doch Vater Zeus, Athene und Phöbos Apollon,
    Daß auch jetzo die Freier, in unserem Hause bezwungen,
    So ihr schwindelndes Haupt hinneigeten, draußen im Vorhof
    Oder auch hier im Saal, an allen Gliedern gelähmet,
    So wie dort an der Pforte des Hofs der zerschlagene Iros
    Jetzo mit wankendem Haupt, gleich einem Betrunkenen, dasitzt
    Und auf seinen Füßen nicht grade zu stehen noch wieder
    Heimzukehren vermag, weil seine Glieder gelähmt sind!
    Also besprachen diese sich jetzo untereinander,
    Aber Eurymachos wandte sich drauf zu Penelopeia:
    O Ikarios’ Tochter, du kluge Penelopeia,
    Sähen dich die Achaier im ganzen jasischen Argos,
    Wahrlich, vom Morgen an erschienen noch mehrere Freier
    Hier im Palaste zum Schmaus; denn dir gleicht keine der Weiber
    An Gestalt, an Größe und Trefflichkeiten des Geistes!
    Ihm antwortete drauf die kluge Penelopeia:
    Ach, die Tugend des Geistes, Eurymaçhos, Schönheit und Bildung
    Raubten die Himmlischen mir am Tage, da die Argeier
    Schifften gen Troja, mit ihnen mein trauter Gemahl Odysseus!
    Kehrete jener von dannen und lebt’ in meiner Gesellschaft,
    Ja, dann möchte mein Ruhm wohl größer werden und

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