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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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schöner.
    Aber jetzo traur ich; denn Leiden beschied mir ein Dämon!
    Ach! da er Abschied nahm am vaterländischen Ufer,
    Faßt’ er mich bei der Rechten und sprach mit freundlicher Stimme:
    Frau, ich vermute nicht, die schöngeharnischten Griechen
    Werden alle gesund und wohl von Ilion kehren;
    Denn, wie man sagt, sind auch die Troer streitbare Männer,
    Mit Wurfspießen geübt und geübt, den Bogen zu spannen
    Und schnellfüßige Rosse der Schlacht zu lenken, die immer
    Hurtig den großen Kampf des blutigen Krieges entscheiden.
    Darum weiß ich nicht, ob Gott von Troja mich heimführt
    Oder mich dort abfordert. Du sorg hier fleißig für alles!
    Pfleg auch meinen Vater und meine Mutter im Hause,
    So wie bisher, ja noch sorgfältiger, wann ich entfernt bin.
    Siehst du aber den Sohn im ersten Barte der Jugend,
    Magst du das Haus verlassen und, wem du willst, dich vermählen.
    Also sprach er zuletzt, das wird nun alles erfüllet.
    Kommen wird einst die Nacht, die schreckliche Nacht der Vermählung,
    Mir unglücklicher Frau, die Zeus des Heiles beraubt hat!
    Aber vor allen kränket mich das in der Tiefe des Herzens:
    Unter den Freiern galt ja sonst nicht diese Begegnung!
    Denn die ein edles Weib und eines Begüterten Tochter
    Sich zur Gemahlin wünschen und Nebenbuhler befürchten,
    Diese bringen ja Rinder und fette Schafe zum Schmause
    Für die Freunde der Braut und schenken ihr köstliche Gaben,
    Aber verschwelgen nicht so umsonst ein fremdes Vermögen!
    Sprach’s; da freuete sich der herrliche Dulder Odysseus,
    Daß sie von ihnen Geschenke zog und mit freundlichen Worten
    Ihre Herzen bestrickte, doch anders im Herzen gedachte.
    Aber Eupeithes’ Sohn Antinoos gab ihr zur Antwort:
    O Ikarios’ Tochter, du kluge Penelopeia,
    Was dir jeder Achaier an köstlichen Gaben hieher bringt,
    Dieses empfang; es wäre nicht fein, das Geschenk dir zu weigern.
    Aber wir weichen nicht eh zu den Unsrigen oder zu andern,
    Eh du den besten Achaier zu deinem Bräutigam wählest!
    Also sprach er, und allen gefiel Antinoos’ Rede.
    Und die Geschenke zu bringen, entsandte jeder den Herold.
    Für Antinoos bracht er ein prächtiges blumengesticktes
    Großes Frauengewand; zwölf schöne goldene Häklein
    Waren daran und faßten in schöngebogene Ösen.
    Für Eurymachos bracht er ein köstliches Halsgeschmeide,
    Lauteres Gold mit Ambra besetzt, der Sonne vergleichbar.
    Für Eurydamas brachten zwei Ohrgehenke die Diener,
    Dreigestirnt und künstlich gemacht, mit strahlender Anmut.
    Aus Peisandros’ Palast, des polyktoridischen Königs,
    Brachte der Diener ein reiches und lieblichschimmerndes Halsband.
    Also schenkte jeder Achaier ein anderes Kleinod.
    Und das göttliche Weib stieg wieder zur oberen Wohnung;
    Ihre Jungfraun trugen der Freier schöne Geschenke.
    Aber die Freier wandten sich wieder zum Tanz und Gesange
    Und belustigten sich, bis ihnen der Abend herabsank.
    Als den Lustigen nun der dunkle Abend herabsank,
    Setzten sie alsobald drei Feuerfässer im Saale,
    Ihnen zu leuchten, umher und häuften trockene Splitter,
    Welche sie frisch mit dem Erz aus dürrem Holze gespalten,
    Und Kienstäbe darauf. Die Mägde des Helden Odysseus
    Gingen vom einen zum andern und schürten die sinkende Flamme.
    Aber zu ihnen sprach der göttliche weise Odysseus:
    O ihr Mägde Odysseus’, des langabwesenden Königs,
    Geht zu den Wohnungen hin, wo die edle Königin wohnet,
    Sitzt bei ihr im Saale, sie aufzuheitern, und drehet
    Fleißig die Spindel oder bereitet die flockichte Wolle.
    Diese will ich schon alle mit leuchtender Flamme versorgen.
    Blieben sie auch die ganze Nacht, bis der Morgen sich rötet,
    Mich ermüden sie nicht; ich bin zum Dulden gehärtet.
    Also sprach er; da lachten sie laut und sahn nach einander.
    Aber nun fuhr ihn Melantho, die rosenwangichte Tochter
    Dolios’, an. Es hatte sie Penelopeia erzogen
    Und wie ihr Kind gepflegt und jeden Wunsch ihr gewähret.
    Dennoch rührte sie nicht der Kummer Penelopeiens,
    Sondern sie buhlte geheim mit Eurymachos, ihrem Geliebten.
    Diese lästerte schändlich den edlen Dulder Odysseus:
    Elender Fremdling, du bist wohl deiner Sinne nicht mächtig,
    Daß du nicht gehst, die Nacht in der Herberg oder des Schmiedes
    Warmer Esse zu ruhn, und hier in der großen Gesellschaft
    Solcher Männer so dreist und ohne jemand zu fürchten
    Plauderst! Traun, dich betört der Weinrausch, oder du bist auch
    Immer ein solcher Geck und schwatzest solche Geschwätze!
    Oder schwindelt dein Hirn, weil du Iros, den

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