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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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geschleudert,
    Lautwehklagend zurück ins fischdurchwimmelte Weltmeer.
    Wie er Telepylos dann und die Laistrygonen gesehen,
    Wo er die rüstigen Schiffe und schön geharnischten Freunde
    Alle verlor; nur er selber entrann mit dem schwärzlichen Schiffe.
    Auch von Kirkes Betrug und Zauberkünsten erzählt’ er,
    Und wie er hingefahren in Aides’ dumpfe Behausung,
    Um des thebaiischen Greises Teiresias Seele zu fragen,
    Im vielrudrigen Schiff, und alle Freunde gesehen,
    Auch die Mutter, die ihn gebar und als Knaben ernährte.
    Wie er dann den Gesang der holden Sirenen gehöret,
    Dann die irrenden Klippen gesehn und die wilde Charybdis
    Und die Skylla, die keiner noch unbeschädigt vorbeifuhr.
    Dann, wie seine Gefährten die Sonnenrinder geschlachtet,
    Und wie sein rüstiges Schiff der Gott hochrollender Donner,
    Zeus, mit dem Blitze zerschmettert; es sanken die tapfern Genossen
    Allzumal, nur er selber entfloh dem Schreckenverhängnis.
    Wie er drauf gen Ogygia kam, zur Nymphe Kalypso,
    Die ihn so lang aufhielt in ihrer gewölbeten Grotte
    Und zum Gemahl ihn begehrte: sie reicht’ ihm Nahrung und sagte
    Ihm Unsterblichkeit zu und nimmerverblühende Jugend;
    Dennoch vermochte sie nicht, sein standhaftes Herz zu bewegen.
    Wie er endlich nach großer Gefahr die Phaiaken erreichet,
    Welche von Herzen ihn hoch wie einen Unsterblichen ehrten
    Und ihn sandten im Schiffe zur lieben heimischen Insel,
    Reichlich mit Erz und Golde beschenkt und prächtigen Kleidern.
    Und kaum hatt er das letzte gesagt, da beschlich ihn der süße
    Sanftauflösende Schlummer, den Gram der Seele vertilgend.
    Aber ein Neues ersann die heilige Pallas Athene:
    Als sie glaubte, der Held Odysseus habe nun endlich
    Seine Seele in Lieb und süßem Schlafe gesättigt,
    Rief sie vom Ozean schnell die goldenthronende Frühe,
    Daß sie die finstere Welt erleuchtete. Aber Odysseus
    Sprang vom schwellenden Lager und sprach zu seiner Gemahlin:
    Frau, wir haben bisher der Leiden volle Genüge
    Beide geschmeckt, da du so herzlich um meine Zurückkunft
    Weintest und mich der Kronid und die andern Götter durch Unglück
    Stets, wie sehr ich auch strebte, von meiner Heimat entfernten.
    Jetzo, nachdem wir die Nacht der seligen Liebe gefeiert,
    Sorge du für die Güter, die mir im Palaste geblieben;
    Aber die Rinder und Schafe, die mir die Freier verschwelget,
    Werden mir teils die Achaier ersetzen und andere werd ich
    Beuten von fremden Völkern, bis alle Höfe gefüllt sind.
    Jetzo geh ich hinaus, den guten Vater Laertes
    Auf dem Lande zu sehn, der mich so herzlich bejammert.
    Dir befehl ich, o Frau, zwar bist du selber verständig:
    Gleich wenn die Sonn aufgeht, wird sicher der Ruf von den Freiern
    Durch die Stadt sich verbreiten, die ich im Hause getötet;
    Darum steig in den Söller und sitze dort unter den Weibern
    Ruhig; siehe nach keinem dich um und rede mit keinem!
    Also sprach er und panzerte sich mit schimmernder Rüstung,
    Weckte Telemachos dann und beide Hirten vom Schlummer
    Und gebot, in die Hand die Waffen des Krieges zu nehmen.
    Diese gehorchten ihm schnell und standen in eherner Rüstung,
    Schlossen die Pforte dann auf und gingen, geführt von Odysseus.
    Schon umschimmerte Licht die Erde. Doch Pallas Athene
    Führte sie schnell aus der Stadt, mit dichtem Nebel umhüllet.

XXIV. Gesang
    Die Seelen der Freier finden in der Unterwelt Achilleus mit Agamemnon sich unterredend; jener, der ruhmvoll vor Troja starb, sei glücklich vor diesem, der heimkehrend ermordet ward. Agamemnon, dem Amphimedon das Geschehene nach seiner Vorstellung erzählt, preiset die Glückseligkeit des siegreich heimkehrenden Odysseus. Dieser indes entdeckt sich dem Vater Laertes mit schonender Vorsicht und wird beim Mahle von Dolios und dessen Söhnen erkannt. Eupeithes, des Antinoos’ Vater, erregt einen Aufruhr, der nach kurzem Kampfe durch Athene gestillt wird.
    Aber Hermes, der Gott von Kyllene, nahte sich jetzo,
    Rief den Seelen der Freier und hielt in der Rechten den schönen
    Goldenen Herrscherstab, womit er die Augen der Menschen
    Zuschließt, welcher er will, und wieder vom Schlummer erwecket;
    Hiermit scheucht’ er sie fort, und schwirrend folgten die Seelen.
    So wie die Fledermäus’ im Winkel der graulichen Höhle
    Schwirrend flattern, wenn eine des angeklammerten Schwarmes
    Nieder vom Felsen sinkt, und drauf aneinander sich hangen:
    Also schwirrten die Seelen und folgten in drängendem Zuge
    Hermes, dem Retter in Not, durch dumpfe, schimmlichte Pfade.
    Und sie

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