Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)
gefördert, damit du
Heim in dein Vaterland, und wohin dir’s beliebte, gelangtest?
Also sprach man; und ich antwortete traurigen Herzens:
Meine bösen Gefährten, die sind mein Verderben, mit diesen
Ein unseliger Schlaf! Ach helft mir, Freunde! Ihr könnt es.
Also wollt ich sie mir mit schmeichelnden Worten gewinnen.
Aber sie schwiegen still; der Vater gab mir zur Antwort:
Hebe dich eilig hinweg von der Insel, du ärgster der Menschen!
Denn es geziemet mir nicht zu bewirten noch weiter zu senden
Einen Mann, den die Rache der seligen Götter verfolget!
Hebe dich weg, denn du kommst mit dem Zorne der Götter beladen!
Also sprach er und trieb mich Seufzenden aus dem Palaste,
Und wir steuerten jetzo mit trauriger Seele von dannen.
Aber den Männern entschwand das Herz am ermüdenden Ruder,
Unserer Torheit halber, weil weiter kein Ende zu sehn war.
Als wir nun sechs Tag’ und Nächte die Wogen durchrudert,
Landeten wir bei der Feste der Laistrygonen, bei Lamos’
Stadt Telepylos an. Hier wechseln Hirten mit Hirten;
Welcher heraustreibt hört das Rufen des, der hereintreibt.
Und ein Mann ohne Schlaf erfreute sich doppelten Lohnes,
Eines als Rinderhirte, des andern als Hirte der Schafe;
Denn nicht weit sind die Triften der Nacht und des Tages entfernet.
Jetzo erreichten wir den trefflichen Hafen, den ringsum
Himmelanstrebende Felsen von beiden Seiten umschließen
Und wo vorn in der Mündung sich zwo vorragende Spitzen
Gegeneinander drehn; ein enggeschlossener Eingang!
Meine Gefährten lenkten die gleichgezimmerten Schiffe
Alle hinein in die Bucht und banden sie dicht beieinander
Fest; denn niemals erhob sich eine Welle darinnen,
Weder groß noch klein, rings herrschet spiegelnde Stille.
Ich allein blieb draußen mit meinem schwärzlichen Schiffe
An dem Ende der Bucht und band es mit Seilen am Felsen,
Kletterte dann auf den zackichten, weitumschauenden Gipfel.
Aber es zeigte sich nirgends die Spur von Stieren und Pflügern,
Sondern wir sahn nur Rauch von der Erd am Himmel hinaufziehn.
Jetzo sandt ich Männer voraus, das Land zu erkunden,
Was für Sterbliche dort die Frucht des Halmes genössen,
Zween erlesne Gefährten; ein Herold war ihr Begleiter.
Und sie stiegen ans Land und gingen die Straße, worauf man
Holzbeladene Wagen vom hohen Gebirge zur Stadt fährt.
Ihnen begegnete dicht vor der Stadt ein Mädchen, das Wasser
Schöpfte, des Laistrygonen Antiphates rüstige Tochter.
Diese stieg zu der Nymphe Artakia sprudelnder Quelle
Nieder; denn daraus schöpften die Laistrygonen ihr Wasser.
Und sie traten hinzu, begrüßten das Mädchen und fragten,
Wer dort König wäre und welches Volk er beherrschte.
Jene wies sie sogleich zum hohen Palaste des Vaters.
Und sie gingen hinein in die Burg und fanden des Königs
Weib, so groß wie ein Gipfel des Bergs, und ein Grauen befiel sie.
Jene rief den berühmten Antiphates aus der Versammlung,
Ihren Gemahl, der ihnen ein schreckliches Ende bestimmte.
Ungestüm packt’ er den einen Gefährten und tischte den Schmaus auf.
Aber die übrigen zween enteilten und flohn zu den Schiffen.
Und er erhub ein Gebrüll durch die Stadt, und siehe, mit einmal
Kamen hierher und dorther die rüstigen Laistrygonen
Zahllos zuhauf; sie glichen nicht Menschen, sondern Giganten.
Diese schleuderten jetzt von dem Fels unmenschliche Lasten
Steine herab; da entstand in den Schiffen ein schrecklich Getümmel,
Sterbender Männer Geschrei und das Krachen zerschmetterter Schiffe.
Und man durchstach sie wie Fische und trug sie zum scheußlichen Fraß hin.
Während diese die Männer im tiefen Hafen vertilgten,
Eilt ich geschwind und riß das geschliffene Schwert von der Hüfte
Und zerhaute die Seile des blaugeschnäbelten Schiffes.
Dann ermahnt ich und trieb aufs äußerste meine Genossen,
Hurtig die Ruder zu regen, daß wir dem Verderben entrönnen;
Keuchend schlugen sie alle die Flut, aus Furcht vor dem Tode.
Aber glücklich enteilte mein Schiff von den hangenden Klippen
Über das Meer; die andern versanken dort all in den Abgrund.
Also steuerten wir mit trauriger Seele von dannen,
Froh der bestandnen Gefahr, doch ohne die lieben Gefährten.
Und wir kamen zur Insel Aiaia. Diese bewohnte
Kirke, die schöngelockte, die hehre melodische Göttin,
Eine leibliche Schwester des allerfahrnen Aietes.
Beide stammten vom Gotte der menschenerleuchtenden Sonne;
Ihre Mutter war Perse, des großen Okeanos Tochter.
Allda liefen wir still mit unserm Schiff
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