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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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ans Gestade,
    In die schirmende Bucht; ein Gott war unser Geleiter.
    Und wir stiegen ans Land, wo wir zween Tag’ und zwo Nächte
    Ruhten, zugleich von der Arbeit und von dem Kummer entkräftet.
    Als nun die Morgenröte des dritten Tages emporstieg,
    Nahm ich die Lanz in die Hand und hängte das Schwert um die Schulter,
    Eilte vom Schiff und bestieg den Hügel, ob ich vielleicht wo
    Spuren von Menschen erblickte und ihre Stimme vernähme.
    Als ich jetzt von der Höhe des schroffen Felsens umhersah,
    Kam es mir vor, daß Rauch von der weitumwanderten Erde
    Hinter dem dicken Gebüsch aus Kirkes Wohnung emporstieg.
    Jetzo sann ich umher und erwog den wankenden Vorsatz,
    Hin nach dem dunkeln Rauche zu gehn und weiter zu forschen.
    Dieser Gedanke erschien mir Zweifelndem endlich der beste:
    Erst zu dem schnellen Schiffe zu gehn am Strande des Meeres,
    Meine Genossen mit Speise zu stärken und Späher zu senden.
    Als ich schon nahe war dem gleichberuderten Schiffe,
    Da erbarmte sich mein, des Einsamen, einer der Götter.
    Und es lief ein gewaltiger Hirsch mit hohem Geweihe
    Mir auf den Weg; er sprang aus der Weide des Waldes zum Bache
    Lechzend hinab, denn ihn brannten bereits die Strahlen der Sonne.
    Diesen schoß ich im Lauf und traf ihm die Mitte des Rückgrats,
    Daß die eherne Lanz am Bauche wieder herausfuhr;
    Schreiend stürzt’ er dahin in den Staub, und das Leben entflog ihm.
    Hierauf zog ich, den Fuß anstemmend, die eherne Lanze
    Aus der Wunde zurück und legte sie dort auf den Boden
    Nieder. Dann brach ich am Bache mir schwanke weidene Ruten,
    Drehete links und rechts ein klafterlanges Geflechte
    Und verband die Füße des mächtigen Ungeheuers;
    Hängt es mir über den Hals und trug es zum schwärzlichen Schiffe,
    Auf die Lanze gestützt; denn einer Schulter und Hand war
    Viel zu schwer die Last des riesenmäßigen Tieres.
    Vor dem Schiffe warf ich es hin und redete jedem
    Meiner Genossen zu mit diesen freundlichen Worten:
    Lieben, wir werden ja doch, trotz unserm Grame, nicht früher
    Sinken in Aides Reich, eh der Tag des Schicksals uns abruft!
    Auf denn, solange das Schiff noch Trank und Speise verwahret,
    Eßt nach Herzensbegier, damit uns der Hunger nicht töte!
    Also sprach ich, und schnell gehorchten sie meinem Befehle,
    Kamen aus ihren Hüllen am Ufer des wüsten Meeres
    Und verwunderten sich des riesenmäßigen Hirsches.
    Und nachdem sie die Augen an seiner Größe geweidet,
    Wuschen sie ihre Hände, das herrliche Mahl zu bereiten.
    Also saßen wir dort den Tag, bis die Sonne sich neigte,
    An der Fülle des Fleisches und süßen Weines uns labend.
    Als die Sonne nun sank und Dunkel die Erde bedeckte,
    Legten wir uns zum Schlummer am Strande des rauschenden Meeres.
    Als die dämmernde Frühe mit Rosenfingern erwachte,
    Rief ich alle Gefährten zur Ratsversammlung und sagte:
    Höret jetzo mich an, ihr meine Genossen im Unglück!
    Freunde, wir wissen ja nicht, wo Abend oder wo Morgen,
    Nicht, wo die leuchtende Sonne sich unter die Erde hinabsenkt,
    Noch wo sie wiederkehrt: drum müssen wir schnell uns bedenken,
    Ist noch irgendein Rat; ich sehe keinen mehr übrig.
    Denn ich umschauete dort von der Höhe des zackichten Felsens
    Diese Insel, die rings das unendliche Meer umgürtet:
    Nahe liegt sie am Land, und in der Mitte der Insel
    Sah ich Rauch, der hinter dem dicken Gebüsche hervorstieg.
    Also sprach ich; und ihnen brach das Herz vor Betrübnis,
    Da sie des Laistrygonen Antiphates Taten bedachten
    Und des Kyklopen Gewalt, des grausamen Menschenfressers.
    Und sie weineten laut und vergossen häufige Tränen.
    Aber sie konnten ja nichts mit ihrer Klage gewinnen.
    Jetzo teilt ich die Schar der wohlgeharnischten Freunde
    In zween Haufen und gab jedwedem einen Gebieter.
    Diesen führte ich selbst, der edle Eurylochos jenen.
    Eilend schüttelten wir im ehernen Helme die Lose,
    Und das Los des beherzten Eurylochos sprang aus dem Helme.
    Dieser machte sich auf mit zweiundzwanzig Gefährten,
    Weinend gingen sie fort und verließen uns trauernd am Ufer.
    Und sie fanden im Tal des Gebirgs die Wohnung der Kirke,
    Von gehauenen Steinen, in weitumschauender Gegend.
    Ihn umwandelten rings Bergwölfe und mähnichte Löwen,
    Durch die verderblichen Säfte der mächtigen Kirke bezaubert.
    Diese sprangen nicht wild auf die Männer, sondern sie stiegen
    Schmeichelnd an ihnen empor mit langen wedelnden Schwänzen.
    Also umwedeln die Hunde den Hausherrn, wenn er vom Schmause
    Wiederkehrt; denn er bringt beständig leckere

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