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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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allmächtiger Wink sie verheißen.
    Und sie bringen im Schlaf ihn über die Wogen und setzen
    Ihn in Ithaka aus und geben ihm teure Geschenke,
    Erzes und Goldes die Meng und schöngewebete Kleider,
    Mehr als Odysseus je aus Ilion hätte geführet,
    Wär er auch ohne Schaden mit seiner Beute gekommen!
    Ihm antwortete drauf der Wolkenversammler Kronion:
    Welche Red entfiel dir, du erderschütternder König?
    Nimmer verachten dich die Götter! Vermessene Kühnheit
    Wär es, den ältesten, mächtigsten Gott mit Verachtung zu reizen.
    Weigert sich aber ein Mensch, durch Kraft und Stärke verleitet,
    Dich, wie er soll, zu ehren, so bleibt dir ja immer die Rache.
    Tue jetzt, wie du willst und deinem Herzen gelüstet!
    Drauf erwiderte jenem der Erderschüttrer Poseidon:
    Gern vollendet ich gleich, Schwarzwolkichter, was du gestattest:
    Aber ich fürchte mich stets vor deinem eifernden Zorne.
    Jetzo will ich das schöngezimmerte Schiff der Phaiaken,
    Das vom Geleiten kehrt, im dunkelwogenden Meere
    Plötzlich verderben, damit sie sich scheun und die Männergeleitung
    Lassen; und rings um die Stadt will ich ein hohes Gebirg ziehn.
    Ihm antwortete drauf der Wolkenversammler Kronion:
    Teuerster, dieser Rat scheint meinem Sinne der beste.
    Wann die Bürger der Stadt dem näherrudernden Schiffe
    Alle entgegen schaun, dann verwandel es nahe dem Ufer
    Zum schiffähnlichen Fels, daß alle Menschen dem Wunder
    Staunen; und rings um die Stadt magst du ein hohes Gebirg ziehn.
    Als er solches vernommen, der Erderschüttrer Poseidon,
    Ging er gen Scheria hin, dem Lande der stolzen Phaiaken.
    Allda harrt’ er; und bald kam nahe dem Ufer das schnelle
    Meerdurchgleitende Schiff. Da nahte sich Poseidaon,
    Schlug es mit flacher Hand, und siehe, plötzlich versteinert,
    Wurzelt’ es fest am Boden des Meers. Drauf ging er von dannen.
    Aber am Ufer besprachen mit schnellgeflügelten Worten
    Sich die Phaiaken, die Führer der langberuderten Schiffe.
    Einer wendete sich zu seinem Nachbar und sagte:
    Wehe, wer hemmt im Meere den Lauf des rüstigen Schiffes,
    Welches zur Heimat eilte? Wir sahn es ja völlig mit Augen!
    Also redeten sie und wußten nicht, was geschehn war.
    Aber jetzt begann Alkinoos in der Versammlung:
    Weh mir! Es trifft mich jetzo ein längst verkündetes Schicksal.
    Mir erzählte mein Vater vordem, uns zürne Poseidon,
    Weil wir ohne Gefahr jedweden zu Schiffe geleiten.
    Dieser würde dereinst ein treffliches Schiff der Phaiaken,
    Das vom Geleiten kehrte, im dunkelwogenden Meere
    Plötzlich verderben und rings um die Stadt ein hohes Gebirg ziehn.
    So weissagte der Greis; das wird nun alles erfüllet.
    Aber wohlan! gehorcht nun alle meinem Befehle.
    Laßt die Männergeleitung, woher auch ein Sterblicher komme,
    Unserem Volke zu flehn, und opfert jetzo Poseidon
    Zwölf erlesene Stiere! Vielleicht erbarmt er sich unser,
    Daß er nicht rings um die Stadt ein hohes Felsengebirg zieht.
    Also sprach er, und bange bereiteten jene das Opfer.
    Also beteten dort zum Meerbeherrscher Poseidon
    Für der Phaiaken Stadt die erhabenen Fürsten und Pfleger,
    Stehend um den Altar. Da erwachte der edle Odysseus,
    Ruhend auf dem Boden der lange verlassenen Heimat.
    Und er kannte sie nicht; denn eine Göttin umhüllt’ ihn
    Rings mit dunkler Nacht, Zeus’ Tochter, Pallas Athene,
    Ihn unkennbar zu machen und alles mit ihm zu besprechen:
    Daß ihn weder Weib noch die Freund’ und Bürger erkennten,
    Bis die üppigen Freier für allen Frevel gebüßet.
    Alles erschien daher dem ringsumschauenden König
    Unter fremder Gestalt: Heerstraßen, schiffbare Häfen,
    Wolkenberührende Felsen und hochgewipfelte Bäume.
    Jetzo erhub er sich, stand, und da er sein Vaterland ansah,
    Hub er bitterlich an zu weinen und schlug sich die Hüften
    Beide mit flacher Hand und sprach mit klagender Stimme:
    Weh mir! Zu welchem Volke bin ich nun wieder gekommen?
    Sind’s unmenschliche Räuber und sittenlose Barbaren
    Oder Diener der Götter und Freunde des heiligen Gastrechts?
    Wo verberg ich dies viele Gut? Und wohin soll ich selber
    Irren? O wäre doch dies im phaiakischen Lande geblieben
    Und mir hätte dagegen ein anderer mächtiger König
    Hilfe gewährt, mich bewirtet und hingesendet zur Heimat!
    Jetzo weiß ich es weder wo hinzulegen, noch kann ich’s
    Hier verlassen, damit es nicht andern werde zur Beute.
    Ach, so galt denn bei jenen Gerechtigkeit weder, noch Weisheit,
    Bei des phaiakischen Volkes erhabenen Fürsten und Pflegern,
    Die in ein fremdes Land mich

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