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Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Odyssee: Fischer Klassik PLUS (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Homer
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liebliche Schlummer,
    Und ich ging zu dem rüstigen Schiff am Ufer des Meeres.
    Aber sobald ich mich nahte dem gleichgeruderten Schiffe,
    Kam mir der süße Duft des Opferrauches entgegen.
    Da erschrak ich und rief wehklagend den ewigen Göttern:
    Vater Zeus und ihr andern unsterblichen seligen Götter!
    Ach, ihr habt mir zum Fluche den grausamen Schlummer gesendet,
    Daß die Gefährten indes den entsetzlichen Frevel verübten!
    Und Lampetia stieg zu Helios’ leuchtendem Sitze
    Schnell mit der Botschaft empor, daß jene die Rinder getötet;
    Dieser entbrannte vor Zorn und sprach zu den ewigen Göttern:
    Vater Zeus und ihr andern unsterbliche selige Götter,
    Rächt mich an den Gefährten Odysseus’, des Sohnes Laertes’,
    Welche mir übermütig die Rinder getötet, die Freude
    Meiner Tage, sooft ich den sternichten Himmel hinanstieg
    Oder wieder hinab vom Himmel zur Erde mich wandte!
    Büßen die Frevler mir nicht vollgültige Buße des Raubes,
    Steig ich hinab in Aides’ Reich und leuchte den Toten!
    Ihm antwortete drauf der Wolkenversammler Kronion:
    Helios, leuchte forthin den unsterblichen Göttern des Himmels
    Und den sterblichen Menschen auf lebenschenkender Erde.
    Bald will ich jenen das rüstige Schiff mit dem flammenden Donner
    Mitten im dunkeln Meer in kleine Trümmer zerschmettern!
    Dieses erfuhr ich hernach von der schöngelockten Kalypso,
    Die es selbst von Hermeias, dem Göttergesandten, erfahren.
    Als ich jetzo das Schiff und des Meeres Ufer erreichte,
    Schalt ich die Missetäter vom ersten zum letzten, doch nirgends
    Fand ich Rettung für uns, die Rinder lagen schon tot da.
    Bald erschienen darauf die schrecklichen Zeichen der Götter:
    Ringsum krochen die Häute, es brüllte das Fleisch an den Spießen,
    Rohes zugleich und gebratnes, und laut wie Rindergebrüll scholl’s
    Und sechs Tage schwelgten die unglückseligen Freunde
    Von den besten Rindern des hohen Sonnenbeherrschers.
    Als nun der siebente Tag von Zeus Kronion gesandt ward,
    Siehe, da legten sich schnell die reißenden Wirbel der Windsbraut,
    Und wir stiegen ins Schiff und steurten ins offene Weltmeer,
    Aufgerichtet den Mast und gespannt die schimmernden Segel.
    Als wir das grüne Gestade Thrinakias jetzo verlassen
    Und ringsum kein Land, nur Meer und Himmel zu sehn war,
    Breitete Zeus Kronion ein dunkelblaues Gewölk aus
    Über das laufende Schiff, und Nacht lag über der Tiefe.
    Und nicht lange mehr eilte das laufende Schiff; denn mit einmal
    Kam lautbrausend der West mit fürchterlich zuckenden Wirbeln.
    Plötzlich zerbrach der Orkan die beiden Taue des Mastbaums;
    Aber der Mast fiel krachend zurück, und Segel und Stange
    Sanken hinab in den Raum; die Last des Fallenden stürzte
    Hinten im Schiff dem Piloten aufs Haupt und zerknirschte mit einmal
    Alle Gebeine des Haupts; da schoß er, ähnlich dem Taucher,
    Köpflings herab vom Verdeck und der Geist entwich den Gebeinen.
    Und nun donnerte Zeus; der hochgeschleuderte Strahl schlug
    Schmetternd ins Schiff: und es schwankte, vom Donner des Gottes erschüttert.
    Alles war Schwefeldampf, und die Freund’ entstürzten dem Boden.
    Ähnlich den Wasserkrähn bekämpften sie, rings um das Schiff her,
    Steigend und sinkend die Flut; doch Gott nahm ihnen die Heimkehr.
    Einsam durchwandelt ich jetzo das Schiff; da trennte der Wogen
    Sturz von den Seiten den Kiel und trug die eroberten Trümmer,
    Schmetterte dann auf den Kiel den Mastbaum nieder; an diesem
    Hing noch das Segeltau, von Ochsenleder geflochten.
    Eilend ergriff ich das Tau und verband den Kiel und den Mastbaum,
    Setzte mich drauf und trieb durch den Sturm und die tobenden Fluten.
    Jetzo legten sich schnell die reißenden Wirbel des Westes;
    Doch es erhub sich der Süd, der, mit neuen Schrecken gerüstet,
    Wieder zurück mich stürmte zum Schlunde der wilden Charybdis.
    Und ich trieb durch die ganze Nacht; da die Sonne nun aufging,
    Kam ich an Skyllas Fels und die schreckenvolle Charybdis.
    Diese verschlang anjetzo des Meeres salzige Fluten;
    Aber ich hob mich empor, an des Feigenbaumes Gezweige
    Angeklammert, und hing wie die Fledermaus und vermochte
    Nirgendwo mit den Füßen zu ruhn noch höher zu klimmen.
    Denn fern waren die Wurzeln, und nieder schwankten die Äste,
    Welche, lang und groß, Charybdis mit Schatten bedeckten.
    Also hielt ich mich fest an den Zweig, bis der Kiel und der Mastbaum
    Wieder dem Strudel entflögen; und endlich nach langem Harren
    Kamen sie. Wann zum Mahle der Richter aus der Versammlung
    Kehrt, der

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